Neuburg
Auf Informationstour hoch hinaus

25.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:44 Uhr

−Foto: Klaus-Peter Frank

Neuburg (DK) Der Auwald als Nationalpark? Noch ist es nicht entschieden. Um Einblicke zu gewinnen,
haben Politiker der Donau-Anrainer den Alpen-Nationalpark Berchtesgaden besucht.

Schwindelnde Höhen waren es nicht gerade, die die Besucher aus dem Flachland am Sonntag im Nationalpark Berchtesgaden zu erklimmen hatten, dennoch floss der Schweiß beim Marsch durchs Wimbachtal in Strömen. Indes war nicht alpine Hochleistung der Zweck, vielmehr ging es darum, Eindrücke und Fakten zu sammeln. Schließlich stehen zu Hause die Donau-Auen gemeinsam mit der Rhön zur Auswahl für einen dritten bayerischen Nationalpark.

Ende Mai hatten Landrat Roland Weigert, Kreisräte und Bürgermeister, begleitet von Kreis- und Stadtpolitikern aus dem Donau-Ries und Ingolstadt einen Abstecher in den Nationalpark Bayerischer Wald unternommen. Am Sonntag und Montag stand nun mit Berchtesgaden der einzige Alpen-Nationalpark Deutschlands auf dem Besuchsprogramm. Wieder mit dabei Landratsstellvertreter Reinhold Bittner (CSU) aus dem Kreis Donau-Ries mit zwei Begleitern. Aus Ingolstadt hatte sich lediglich Umweltreferent und Nationalpark-Befürworter Rupert Ebner der gut 20-köpfigen Besuchergruppe für einen Tag angeschlossen. 

Unter Führung des promovierten Biologen und Nationalparkdirektors Michael Vogel stand vor der blanken Information das Naturerlebnis. Zwar bekamen die Besucher weder Steinadler noch Gamswild zu Gesicht. Aber eine junge Kreuzotter die sich beim Marsch über den Schuttstrom zeigte, der das Wimbachtal zwischen hohen Felsen prägt, ließ doch etwas von der Vielfalt aufscheinen, die den knapp 21 000 Hektar großen Park so attraktiv macht. Der erstreckt sich in der Vertikalen von 603 Höhenmetern am Königssee bis auf 2713 Meter am Watzmanngipfel.

Dem Meinungsaustausch mit Kommunalpolitikern war der zweite Tag im 21,5 Millionen Euro teuren Haus der Berge in Berchtesgaden gewidmet. Der Berchtesgadener Landrat Georg Grabner (CSU), hat die Entstehung des Parks in allen Details miterlebt. Rudolf Müller, einer seiner Amtsvorgänger hatte noch befürchtet, „dass Touristen kommen und die Einheimischen begaffen wie die Affen“. Die sind zwar gekommen, haben die Situation der wirtschaftlich schwachen Region allerdings verbessert. Die anfängliche Skepsis sei inzwischen „weitgehender Akzeptanz“ gewichen, berichtete Grabner. „Es hängt wahnsinnig viel von den betroffenen Personen ab.“ Kritik übte Grabner an der Mittelverteilung: „Der Nationalpark Bayerischer Wald war schon immer mit mehr Geld und Personal ausgestattet als der Nationalpark Berchtesgaden.“ Sein Resümee: „Wir möchten den Nationalpark nicht mehr missen. Er ist eine Bereicherung und insgesamt profitieren wir davon.“

„Ein Nationalpark ist eine tolle Sache. Er muss aber von der Bevölkerung getragen werden, sonst hat man 15 bis 20 Jahre Reibereien. Wenn man keinen relativ breiten Konsens hat, dann wird’s schwierig“, schilderte Berchtesgadens Bürgermeister Franz Rasp (CSU). Doch, wo viel Licht, da ist auch Schatten. Für einen mickrigen Rückeweg brauche man im Parkgebiet eine Umweltverträglichkeitsprüfung, ließ Rasp Kritik anklingen. Sein Kollege Hannes Rasp (CSU) aus der Gemeinde Schönau am Königssee, berichtete von 900 000 Übernachtungen im Nationalpark, was Platz drei in Oberbayern bedeute und versicherte: „Keiner möchte den Nationalpark mehr weghaben.“ Den Besuchern riet er gleichwohl: „Schauen Sie sich ganz genau die Grenzziehung an.“ Konträre Nutzungen direkt nebeneinander seien nicht glücklich. Seine Gemeinde profitiert unter anderem beim Wegebau und -unterhalt vom Schutzstatus, weil den die Parkverwaltung übernimmt.

Im Parkbereich gibt es noch 25 Almen. „Diese rechtsverbindlichen Titel bleiben unangetastet“, erklärte Parkleiter Michael Vogel. Er verfügt im Doppelhaushalt 2017/2018 über ein Budget von sieben Millionen Euro. Der Personalschlüssel sieht 52 feste Stellen, zehn mit Zeitvertrag und 15 Praktikanten vor. Nach dem Grundsatz Wald vor Wild jagen im Park drei Berufsjäger und drei Revierleiter. Die Strecke eines Jagdjahres: 200 Gämsen, 150 Rehe und 60 Hirsche. Laut Umweltministerium sind dort 100 Brut- und 40 Gastvogelarten sowie rund 4000 verschiedene Pflanzenarten beheimatet.