Nach der schwierigen Übung warteten die harten Feldbetten

21.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:38 Uhr

Konzentration: Während die Betontreppe mit dem Hydraulikheber angehoben wird, sichert Helfer Sebastian Burkhart das schwere Trümmerteil mit Holzkeilen gegen einen Absturz.

Neuburg (DK) Alle Fahrzeuge des THW Neuburg bahnten sich in einer langen Kolonne mit Blaulicht den Weg durch Neuburg. Das Ziel war das Übungsgelände des Ortsverbandes Pfaffenhofen, auf dem die Neuburger zwei Tage lang das Retten und Bergen trainierten und den Ernstfall erprobten.

Schon die Anfahrt war das erste Übungsziel, das Kolonnenfahren will gelernt sein. Wie fährt man, um den kompletten Zug zusammenzuhalten, wie lässt man Autos auf der Autobahn einfädeln, wie verhält man sich in engen Straßen – so manchem trieb die Fahrt durch die Pfaffenhofener Fußgängerzone die Schweißtropfen auf die Stirn. "Aber draußen im Einsatz geht’s auch immer eng zu", wussten die Helfer und waren froh, endlich das zeigen zu können, was sie gelernt hatten.

Als der Zug auf dem Übungsgelände ankam, war es schon dunkel. Und gleich nach der Aufstellung der Fahrzeuge gab Erwin Dittenhauser, der neue Zugführer und Initiator der Übung, die ersten Befehle: "Aufbau einer zentralen Beleuchtung, Ausleuchtung des Trümmerkegels und Inbetriebnahme des Notstromaggregates." Innerhalb kürzester Zeit war das Gelände hell erleuchtet und die Bergungsübung konnte beginnen. "Auffinden und bergen einer vermissten Person aus einem Trümmerhaus" lautete der Einsatzauftrag.

Während die Fachmänner die Lage erkundeten, errichtete die Fachgruppe Logistik schon ihren Stützpunkt. Ein mobiler Container diente als Einsatzleitstelle der Logistikführung, der Werkstattcontainer stand für Reparaturen bereit und die Helfer der Fachgruppe bauten Zelte als Nachtlager auf. Es wurde mit Heizlüftern und einer Zeltbeleuchtung ausgestattet, sodass die Helfer des Technischen Zuges dort die Nacht verbringen konnten. Meist dauern die Einsätze des THW mehrere Tage oder Wochen, dass die Übernachtung auf Feldbetten schon fast Routine war.

Suche in Trümmern

"Die vermisste Person wurde geortet, Weg durch Gasflaschen versperrt. Keine Warnung des Spürgerätes." Nachdem das Gelände erkundet war und die Lage eingeschätzt wurde, konnte über das weitere Vorgehen entschieden werden. Zwei versteckte Gasflaschen, in diesem Fall komplett entleert, sollten erreichen, dass die Helfer ein Bewusstsein für mögliche Gefahren am Einsatzort entwickeln. Und professionell wurden am Trümmerkegel Messungen mit einem Gasspürgerät durchgeführt und die Gasflaschen als potenzielle Gefahrenquelle entdeckt.

Ohne Alarm des Gerätes verhielten sich die Helfer dennoch korrekt und meldeten dies sofort an die Einsatzleitung. Nachdem eine sichere Bergung des Opfers gewährleistet war, drangen zwei Helfer, davon ein Sanitäter des Zuges, zu der Person vor und übernahmen die Erstversorgung. Mit einem speziellen Schleifkorb wurde das Opfer dann aus einem unterirdischen Tunnel befreit und mit vereinten Kräften an die Oberfläche gebracht.

Wichtig sind Zusammenhalt und Kameradschaftsgefühl, das die Großübung ebenfalls vermitteln sollte. Nach der anstrengenden Arbeit wurde der Grill angeheizt und man saß in geselliger Runde zusammen. "Es ist wichtig, die Ausbildung nicht zu vernachlässigen, aber auch den Spaß und die Kameradschaft nicht zu kurz kommen zu lassen", unterstrich der Zugführer, der selber für jeden Spaß zu haben ist, aber genau weiß, wann es auf eine konzentrierte Arbeit ankommt.

Auftakt am Morgen

So ertönte am nächsten Morgen das Signal zum Frühstück und die neuen Aufgaben warteten auf die zahlreichen Helfer: "1. Bergungsgruppe: Bau einer Seilbahn aus dem zweiten Stock, 2. Bergungsgruppe: Bewegen von Lasten mittels Hydraulikwerkzeug..." Die Helfer arbeiteten eng zusammen, für Probleme wurden Alternativen erarbeitet und in die Tat umgesetzt. Schließlich ist auch im Einsatz Kreativität gefragt, denn selten liegt eine Lösung gleich auf der Hand. "Aber die Gruppe ist fit, eine gewisse Erfahrung zahlt sich aus, und die Jungen lernen dabei", lobte Erwin Dittenhauser seine Helfer. Er selbst fungierte als Einsatzleiter und Schiedsrichter, zeigte Fehler auf und erklärte im selben Atemzug, wie man es richtig macht. "Ein Blick für die Gefahren im Einsatz entwickelt sich eben nur, wenn man immer wieder übt und übt." So waren die THW-Helfer zwar froh, am Ende die Heimfahrt nach Neuburg antreten zu können, aber man spürte auch eine neue Motivation.