Moderne Technik mit Negativ-Touch

10.12.2008 | Stand 03.12.2020, 5:21 Uhr

Besuch im Krematorium: Viele Ehrengäste waren der Einladung zur Einweihung der neuen Einäscherungs-Anlage ins Haidholz bei Mainburg gefolgt. Immer mehr Menschen lassen sich nach dem Tod verbrennen. Das Thema bleibt allerdings schwierig. - Foto: oh

Neuburg/Mainburg (DK) Mit der kirchlichen Segnung durch Kaplan Andreas Ring und den evangelischen Pfarrer Günter Kohler ging das Krematorium im Haidholz bei Mainburg (Landkreis Kelheim) jetzt offiziell in Betrieb. Der Bau der Einäscherungs-Anlage war nicht unumstritten.

Zahlreiche Ehrengäste nahmen an der Einweihungsfeier im zentralen Trauerraum teil und informierten sich über die Technik der modernen und mit hohen Umweltstandards versehenen Einäscherungs-Anlage. Helmut Wittmann aus Neuburg, Inhaber der Krema GmbH, die das Krematorium im Südwesten Mainburgs betreibt, ließ noch einmal die Geschichte der Ansiedlung Revue passieren. Besonders bedankte er sich bei Mainburgs ehemaligem Bürgermeister Sepp Egger, ohne den dieses Projekt nicht so leicht hätte realisiert werden können. Denn es gab durchaus Widerstände im Stadtrat, die Wittmann nicht verschweigen wollte.

Der Standortsuche und den umfangreichen Planungen folgte schließlich der Baubeginn im August 2007. Nach nur sieben Monaten Bauzeit für das Gebäude selbst, das sich nach den Worten Wittmanns "wunderschön in das Gelände einfügt", könne das Krematorium nun seinen Betrieb aufnehmen. Weil sich die Bestattungskultur insgesamt nach Überzeugung des Krema-Chefs in Zukunft verändern wird, werde man in der neuen Einrichtung auch komplette Trauerfeierlichkeiten mit der Verabschiedung vom Verstorbenen bis zur Sargeinfahrt anbieten.

Im Anschluss an den offiziellen Teil der Einweihung durften sich die Gäste ein Bild über den Vorgang einer Feuerbestattung machen. Die technischen Vorgänge dabei erläuterte Dieter Zahn, Geschäftsführer der Spezialfirma, die die Einäscherungsanlage im Krematorium konzipiert und gebaut hatte.

Vier von zehn Bestattungen in Deutschland finden derzeit in Krematorien statt, Tendenz steigend. Anders als etwa der Hinduismus lehnte das Christentum die Totenverbrennung lange kategorisch ab. Aufgrund der besonderen historischen Situation in Deutschland tut man sich mit dem Thema hier zu Lande nach wie vor schwer. "Die Feuerbestattung hat noch immer den Negativ-Touch aus den Konzentrationslagern", weiß Wittmann. Dabei sollte seiner Meinung nach allein schon die unglückliche Formulierung "Leichen verbrennen" endlich aus dem Wortschatz gestrichen werden. "Wir sprechen von einer Feuerbestattung", betonte Wittmann.

Nicht zuletzt aufgrund der unseligen NS-Vergangenheit war es privaten Unternehmen in Deutschland bis vor kurzem nicht erlaubt, Krematorien zu betreiben. Doch es ist nach wie vor nicht einfach, eine entsprechende Konzession zu erhalten. Noch schwerer ist es, einen geeigneten Standort zu finden. Wittmann ist daher umso glücklicher über die gelungene Ansiedlung am Rande der Hopfenstadt. "Der Standort hier im Haidholz ist ideal für uns. Etwas abseits gelegen müssen beispielsweise die Leichenwägen nicht durch ein Wohngebiet fahren."

Die Einäscherung selbst dauert bei Temperaturen von bis zu 1000 Grad in der High Tech-Anlage übrigens etwa eineinhalb Stunden. In dieser Zeit können die Angehörigen die Cafeteria nutzen. Die gemahlene und gereinigte Asche des Verstorbenen wird in einer Urne mit genauer Bezeichnung versiegelt. Das und ein dem Sarg beigegebener Schamott-Stein sichert die spätere exakte Identifizierung der Asche. Nicht zugelassen hat der Gesetzgeber bis dato allerdings, dass die Angehörigen die Urne selbst mit auf den Weg zum heimischen Friedhof nehmen. Das erledigt nach wie vor das beauftragte Bestattungsinstitut. Zeitlich möglich ist aber in Zukunft, die Urnenbestattung noch am gleichen Tag vorzunehmen.

Nach der Einweihung plant Helmut Wittmann für das kommende Frühjahr, das Krematoriumsgebäude auch bei einem "Tag der offenen Tür" der Öffentlichkeit vorzustellen.