Marienheim
Splitterbombe im Wohngebiet

Nach Fund in Marienheim evakuiert die Polizei den Stadtteil Kontrollierte Sprengung im Zeller Wald

29.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Einen drei Meter breiten Krater hinterließ die amerikanische Splitterbombe im Zeller Waldboden (oben). Sprengmeister Roger Flakowski und sein Team hatten den Blindgänger kontrolliert explodieren lassen. Die Bombe lag direkt unter der Straßendecke vor einer Häusereinfahrt in Marienheim (unten links), die Einsatzkräfte deckten sie zunächst mit einer Plane ab (unten rechts, im Hintergrund). - Fotos: Schanz, Assenbrunner

Marienheim (DK) Aufregung in Marienheim: Arbeiter entdeckten gestern gegen 11.30 Uhr eine alte Fliegerbombe unter der Straßendecke. Eine Entschärfung wäre zu gefährlich gewesen. Sprengmeister aus Nürnberg schafften den Blindgänger in den Zeller Wald und ließen ihn kontrolliert explodieren.

Die rund 40 Zentimeter lange US-amerikanische Splitterbombe "FRAG 20 LB" steckte nur 30 Zentimeter unter der Straßendecke unter einer Garageneinfahrt in der Karl-Theodor-Straße. "Wir sind hier unzählige Male drübergefahren, die Kinder haben darauf gespielt", sagte Anwohner Johann Vief. Niemand ahnte, welche Gefahr sich all die Jahre im Boden verbarg. Rund um den Militärflugplatz werden noch zahlreiche Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg vermutet.

Nachdem die Mitarbeiter des Bauhofs den Fund sofort gemeldet hatten, lief eine großangelegte Aktion an: Innerhalb kurzer Zeit waren rund 70 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, Rotes Kreuz und Katastrophenschutz im Landratsamt aktiv. Fast der gesamte Stadtteil wurde evakuiert, als Sammelplatz wurde das Gemeindehaus ausgewählt. Viele Marienheimer waren zu der Zeit gerade auf dem Friedhof bei einer Beerdigung. "Der Pfarrer sagte uns, dass wir nicht mehr in unsere Häuser dürfen", erzählte Manfred Reichstein, der im Haus gegenüber der Baustelle wohnt. "Fast der ganze Ort war bei der Beerdigung." Im Gemeindehaus betreuten Helfer die Anwohner, manche machten sich freilich Sorgen um Angehörige und Freunde.

Unterdessen sicherten in der Karl-Theodor-Straße die Einsatzkräfte den Blindgänger ab. Sprengmittelprofis aus Nürnberg machten sich auf den Weg. Das Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg schätzten die Experten aus der Ferne als heikel ein, anfällig für Erschütterung und Hitze - deshalb legte man zum Schutz eine Zeltplane über die Splitterbombe. Der Einsatzleiter des Roten Kreuzes hatte unterdessen größte Probleme, einen Notarzt zu alarmieren. "Im ganzen Raum Neuburg steht niemand zur Verfügung", sagte Bernhard Pfahler. Ein Mediziner aus Kösching sprang ein, um den Bombenalarm abzusichern.

In Marienheim eingetroffen, war für die Kampfmittelbeseitiger der Firma Tauber schnell klar, dass eine Entschärfung im Wohngebiet zu gefährlich werden würde. Sie hoben den Blindgänger an und transportierten ihn vorsichtig in den Zeller Wald, um ihn kontrolliert zu sprengen. Die Marienheimer konnten aufatmen: Sie durften zurück in ihre Häuser.

Im Wald hieß es warten. Der Zünder war derart stark korrodiert, dass die Bundeswehr einen Ersatzzünder zur Verfügung stellen musste. Polizeidurchsagen hallten durch den Wald, für unbeirrbare Pilzsammler, die sich nicht an das Betretungsverbot halten - das wegen anderen vermuteten Blindgängern weiterhin besteht.

Gegen 15.15 Uhr hörte man dann einen lauten Knall und die Erde vibrierte. In einem ein Meter tiefen Loch ließen Sprengmeister Roger Flakowski und sein Team die Bombe hochgehen. "Die Explosion wäre in der Siedlung verheerend gewesen", sagte Polizeichef Norbert Bachmaier am etwa drei Meter breiten Krater. "Ich muss der Bevölkerung von Marienheim ein großes Lob aussprechen", betonte er. "Die Evakuierung hat sehr gut geklappt." Auch die Zusammenarbeit mit den anderen Einsatzkräften sei sehr gut gewesen.