Lichtenau
Spiegel der Gesellschaft

Theatergruppe Lichtenau überzeugt mit "Da Weltverdruß"

18.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:10 Uhr

Ein Abendessen in der höheren Gesellschaftsschicht: Dass das für Weltverdruß (3 v.r.) und Tratzer (2 v.l.) nicht ganz reibungslos abläuft, lässt sich erahnen. Drei Stunden Humor überzeugen, sind aber zugleich ein Spiegel der heutigen Zeit. - Foto: Schittenhelm

Lichtenau (shm) 98 Pfennig sollte man dabei haben, wenn man in die Schweigerhalle nach Weichering kommt, um sich das diesjährige Stück "Da Weltverdruß" der Theatergruppe Lichtenau anzusehen. Denn damit könnte man Bürstl (Stephanie Schröter) unterstützen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

Sie und Valentin Tratzer (Marco Schmidl) sind die besten Freunde vom Weltverdruß (Christian Mayr) in dem von Peter Landstorfer geschriebenen Dreiakter. Und sie spiegeln einen Teil der Gesellschaft wieder, der Spaß am Leben hat, der etwas erlebt - und der in die Welt des Adels und der High Society eintaucht. Denn Weltverdruß verliebt sich ausgerechnet in Apollonia Hammerstengel (Carina Mayr), die einzige Tochter des reichen Unternehmerpaares Justus und Rosemarie Hammerstengel (Sepp Behr und Cordula Glöckl). Dass das zu Verwicklungen führt und es Standesunterschiede geben wird in dem rund dreistündigen Stück, ist dabei vorprogrammiert. Dass es aber nicht unbedingt die "armen Leut" sein werden, die am Ende schlecht dastehen, lässt sich erahnen. Denn das Stück ist ein wenig Spiegelbild der Gesellschaft, die sich auch in der heutigen Zeit in "arm" und "reich" unterteilen lässt.

Weltverdruß und seine Freunde leben unter einfachen Bedingungen, arbeiten auf dem Markt und kennen das raue Leben - die Kameradschaft zueinander und die Liebe für Mitmenschen aber auch die Liebe zu einem Partner sind ihnen wichtiger als Standesdünkel - und das zeigen sie im Laufe des Stückes. Die drei Paraderollen in "Da Weltverdruß" sind dabei exzellent besetzt, die Darsteller sorgen nicht nur für Interesse, sondern auch für szenischen Begeisterungsapplaus. Und der war durch die Bank mehr als gerechtfertigt. Denn die schauspielerische Leistung der Amateure war herausragend. Auch die der Apollonia-Darstellerin - der Tochter aus gutem Hause, die den Spagat zwischen elitärer Gesellschaft und Vagabundendasein hinbekommen muss. Sie und Dienstmagd Babett (Teresa Schmidl), die in der reichen Gesellschaft arbeitet und die armen Freunde beim Eintritt ins elitäre Abendessen nach besten Kräften unterstützt, zeigen, wie wichtig es ist, dass man nicht nach Oberflächlichkeiten eingruppiert, sondern die Menschen so nimmt, wie sie sind - dass Charakter mehr wert ist als Geld. Oder siegt am Ende doch die Vernunft? Denn mit Xaver Rehbein (Christoph Mahlo) gibt es noch einen noblen Studierten, der in die höhere Beamtenlaufbahn einsteigen wird, der ein gesichertes Leben bietet, der dem Standesdenken entspricht.

Wer sich "Da Weltverdruß" noch ansehen möchte, muss sich beeilen. Denn es gibt nur noch ganz vereinzelte Restkarten für die Vorführungen an den kommenden beiden Wochenenden.