Neuburg
Vier Bewerber um Seehofers Nachfolge

Bei der CSU entscheidet sich am Freitagabend, wer als Direktkandidat für den Landtag antritt

07.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr

−Foto: Janda, Stefan, Ingolstadt

Neuburg (DK) Wer geht für die CSU im Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen als Direktkandidat in die Landtagswahl im Oktober? Diese Frage müssen die Delegierten der Partei am Freitagabend in Schönesberg beantworten. Dort steht auch der scheidende Ministerpräsident Horst Seehofer im Mittelpunkt.

Bei der Versammlung, die um 19 Uhr im Gasthaus Daferner beginnt, wird der Gerolfinger wohl zum letzten Mal als Abgeordneter in seinem Stimmkreis auftreten. Bereits am kommenden Dienstag soll er als Ministerpräsident zurücktreten und den Weg für Markus Söder freimachen, voraussichtlich einen Tag später wird Seehofer den Amtseid als neuer Bundesinnenminister leisten. Eine zweite Wahlperiode im Landtag ist daher für ihn nicht möglich. Der Weg ist also frei für einen Nachfolger - eine Rolle, um die bei der hiesigen CSU gleich vier Bewerber konkurrieren.

Die Delegierten aus dem Stimmkreis, der aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen sowie aus den Gemeinden Hohenwart, Gerolsbach und Scheyern im Nachbarkreis Pfaffenhofen besteht, haben am Freitag also die Qual der Wahl. Und zwar aus drei erfahrenen Kreispolitikern und einer Neueinsteigerin, die sich in den vergangenen Wochen gemeinsam und in nahezu harmonischer Atmosphäre bei den Ortsverbänden vorgestellt haben. Von parteiinternem Wahlkampf kann also bislang keine Rede sein.

Vergleichsweise neu auf der Politbühne ist Astrid Dengler (35) aus Ehekirchen, die erst im Dezember ihren Hut in den Ring geworfen hat - als letzte der aktuell noch vier Bewerber; der Rennertshofener Franz von Redwitz zog seine Kandidatur wieder zurück. Dass die ehemalige Faschingsprinzessin der Münchener Narhalla durchaus ernst gemeinte Ambitionen hat, stellte sie rasch unter Beweis. So übte Dengler nach Bekanntwerden der Landtagskandidatur von Landrat Roland Weigert harsche Kritik an dem FW-Politiker. auf den Mund gefallen ist sie also nicht. Kein Wunder, dass die Ausbildungsberaterin bei der Handwerkskammer für München und Oberbayern mittlerweile längst nicht mehr nur als Geheimtipp auf dem Kandidatenkarussell gilt.

Gleiches gilt für Matthias Enghuber, den vor allem viele Neuburger nur allzu gerne im Maximilianeum sehen würden. Der 33-Jährige ist zwar der jüngste Bewerber, gilt aber bei den Christsozialen schon lange nicht mehr nur als Nachwuchshoffnung. Tatsächlich ist der dreifache Familienvater nach knapp zehn Jahren im Kreistag und vier im Stadtrat zu einem der Wortführer der Christsozialen gereift und ist längst aus dem Schatten seines Vaters Heinz Enghuber getreten. Gleichzeitig verfügt der studierte Politikwissenschaftler durch seine Arbeit als Bundeswahlkreisgeschäftsführer der CSU und als Stimmkreisreferent von Horst Seehofer über hervorragende Kontakte in die Bundes- und die Landeshauptstadt.

Bestens vernetzt ist auch Roland Gaßner - jedenfalls innerhalb des CSU-Kreisverbands. Seit vielen Jahren ist der Aresinger einer der Vize-Vorsitzenden und sogar der einzige Stellvertreter, der diesen Posten schon unter dem einstigen Kreischef Rudi Peterke innehatte. Gleichzeitig bringt der 49-Jährige viel Wahlkampferfahrung mit, wenn auch ohne Erfolg. Bereits 2009 bewarb er sich erstmals parteiintern um die Nachfolge von Horst Seehofer, damals ging es um das Bundestagsmandat. Gaßner scheiterte zwar am Eitensheimer Reinhard Brandl, der seitdem für die Christsozialen in Berlin sitzt, erzielte aber durchaus einen Achtungserfolg. Als solchen darf der zweifache Familienvater, der als Betriebswirt in Augsburg arbeitet, auch seine Landratskandidatur vor vier Jahren werten: 30,1 Prozent standen damals gegen den starken Amtsinhaber Weigert zu Buche. Einziges Manko: Im politischen Alltag im Kreistag fällt Gaßner selten auf.

Vierter im Bunde ist Thomas Wagner, seit 2012 ehrenamtlicher Bürgermeister von Brunnen und seit vier Jahren Kreisrat. In beiden Funktionen hat der 45-Jährige schnell gezeigt, dass er seinen Mund aufmacht, wenn ihm etwas nicht gefällt - allen voran bei den Verzögerungen rund um einen Bahnhalt bei seinem Heimatort. Ob der zweifache Familienvater, der in Ingolstadt als Ausbilder arbeitet, damit auch seine Parteifreunde überzeugen kann, ist abzuwarten. Sein Wahlversprechen gegenüber der Brunnener Bevölkerung will Wagner aber auf jeden Fall erfüllen und sich weiter als Bürgermeister engagieren. Da er als ehrenamtliches Gemeindeoberhaupt gewählt ist, wäre das mit einem Landtagsmandat kombinierbar.

Übrigens: Die CSU-Delegierten müssen am Freitagabend in Schönesberg durchaus auf ihren Weg in den Versammlungssaal achten. Parallel zu Landesvater Seehofer tritt im Hasthaus Daferner der Kabarettist Stefan Waghubinger als Gast des Grünen Dorfkreises Ehekirchen auf. Verwechslungsgefahr ist zwar ausgeschlossen, peinlich könnte es trotzdem werden.

Drei Frauen wollen in den Bezirkstag

Neuburg (sja) Für die CSU geht eine Frau ins Rennen um das Direktmandat im oberbayerischen Bezirkstag. Das steht bereits vor der Wahl der Kandidatin am Freitagabend fest. Ein Trio aus Gachenbach und aus Ehekirchen tritt an; für Bezirksrat Robert Knöferl wird der Wahlabend unterdessen die Abschiedsvorstellung nach fünf Jahren in dem Gremium bilden. Der Gachenbacher tritt aus persönlichen Gründen nicht mehr an.

Seine Nachfolge wollen drei nicht ganz unbekannte Frauen antreten, die jedoch bislang kaum auf Kreisebene auf sich aufmerksam gemacht haben. Einzige Ausnahme ist sicherlich Sofia Käfer, die seit Jahren an der Spitze der Frauen-Union im Landkreis steht. Die 59-Jährige ist außerdem vor vier Jahren in ihrem Heimatort Ehekirchen als Bürgermeisterkandidatin ins Rennen gegangen, damals aber deutlich an Amtsinhaber Günter Gamisch von den Freien Wählern gescheitert.

Ebenfalls aus Ehekirchen kommt Martina Baur (34). Die Angestellte im Landratsamt in Augsburg gehört dem Kreisvorstand ihrer Partei an und ist in ihrem Heimatort außerdem stellvertretende CSU-Ortsvorsitzende, vor vier Jahren trat sie außerdem - auf einem recht aussichtslosen Platz - für den Kreistag an.

Dritte im Bunde ist Martina Fischer, Chefin der Christsozialen in Gachenbach und stellvertretende Kreisvorsitzende der Frauen-Union. Die dreifache Mutter hat ihren Hut erst im Januar in den Ring geworfen.

In Parteikreisen gilt das Rennen um die Direktkandidatur als völlig offen. Wer weiß: Womöglich bietet die Suche nach einem Bezirkstagsbewerber bei den Christsozialen am Ende gar mehr Spannung als die nach einem Landtagskandidaten.