Neuburg
Klanglandschaften voller Poesie, Sensibilität und Kraft

Eine Ausnahmeerscheinung und ein alter Hase: Tom Harrel und Rudi Trögl geben sich im Birdland die Ehre

24.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:31 Uhr
Die regionale Größe: Rudi Trögl aus Ingolstadt. −Foto: Birdland Archiv

Neuburg (DK) Internationale und regionale Jazzgrößen gestalten an diesem Wochenende das Programm im Neuburger Jazzkeller. Der amerikanische Trompeter Tom Harrell spielt mit seinem aktuellen Quartett am Freitag. Für dieses Konzert sind nur noch wenige Restkarten übrig. Der Ingolstädter Gitarrist Rudi Trögl setzt am Samstag im Trio die Reihe "Jazz aus der Region" fort.

Seine bisherigen Gastspiele in Neuburg hinterließen einen bleibenden Eindruck: Als Tom Harrell in wechselnden Besetzungen Kostproben seiner außergewöhnlichen Kunst gab, herrschte atemlose Bewunderung. Wegen der Ausnahmeerscheinung an der Trompete waren Fans Hunderte von Kilometern ins Birdland gefahren. Auch diesmal wird es nicht anders sein, wenn der mittlerweile 71-Jährige mit seinem Quartett einen weiten Bogen von den Jazzstandards bis hin zu Bartoks Mikrokosmos spannt. Diesmal geht es um "Moving Pictures", also bewegte Bilder. Das ist das neue Projekt des verschlossenen Mannes, der abermals mit offener, kraftstrotzender Musik verblüfft.

Mit dabei sind seine langjährigen Weggefährten Danny Grissett am Piano, Bassist Ugonna Okegwo und der Drummer Adam Cruz. Die Drei kreieren farbige, rätselhaft-mystische Klanglandschaften voller Poesie, Sensibilität und Kraft. Dazwischen schimmert wieder Harrells Flügelhorn wie eine Orchidee im Großstadtchaos. Dieser in jeder Hinsicht außergewöhnliche Musiker erzählt wunderbare Geschichten, die ein Licht auf seine Gefühle und seine Empfindungen werfen. Das Instrument ist sein wahres Gesicht, das er auch diesmal entblößen will. Es verspricht, wieder ein faszinierender, ein atemberaubender Abend zu werden.

Rudi Trögl ist ein alter Hase - im besten Wortsinn - auf Bühnen und im Birdland erfahren und auch sonst mit allen Wassern gewaschen, ein Musikpädagoge von seltener Nachhaltigkeit und ganz nebenbei auch einer der profiliertesten Jazzgitarristen Bayerns. Immer wenn er bislang im Keller unter der Hofapotheke gastierte, wussten seine zahlreichen Fans, dass sie sich auf einen Abend voller wunderbarer Klangwelten auf den Saiten einstellen konnten. Der 59-jährige Ingolstädter gilt seit mehr als drei Jahrzehnten in der Region als feste Größe und Spezialist für "das erste Mal".

So startete die Historie des Jazzpreises seiner Heimatstadt 1996 mit Rudi Trögl als Premieren-Preisträger und 1983 weihte er die Bühne der legendären Ingolstädter Kleinkunstbühne "Neue Welt" ein. An solchen Aufgaben wächst man. Deshalb verspricht auch das Gastspiel mit dem Trio um den Saxofonisten Daniel Schmidt und den Bassisten Uli Schiekofer ein Abend voller kammermusikalischer Preziosen zu werden. Es lohnt sich, Trögls beseelte Fingergeläufigkeit zu bestaunen, die der Gitarrist gerade in der Heimat immer wieder gerne zelebriert. Sein Vortrag atmet Leichtigkeit und Konsequenz, lebt von frisch-rasanten Standards der Jazzliteratur und hat einer stimmigen Dosierung zwischen dem quirligen Achtelnoten-Fluss des Fusion und dem harmonischen Reichtum der Bop-Schule.

Karten gibt es beim Birdland Jazzclub unter Telefon (08431) 41233, per Fax unter (08431) 46387, übers Internet unter www.birdland.de oder ab 19.30 Uhr an der Abendkasse.