JG 74 ist erneut unfallfrei geflogen

21.06.2007 | Stand 03.12.2020, 6:40 Uhr

Kleine Urkunde für große Leistung: Das Jagdgeschwader ist für ein weiteres Jahr ohne Flugunfall mit der Flugsicherheitsurkunde ausgezeichnet worden. Generalmajor Thomas Gericke (l.) überreichte sie dem stellvertretenden Kommodore Hans Köck. Im Hintergrund die restaurierte F-86 K, die erste Maschine des Geschwaders. Sie findet wieder ihren Platz als Sockelmaschine auf dem Fliegerhorst. - Foto: Frank

Neuburg (DK) Das Jagdgeschwader 74 hat ein weiteres Jahr ohne Flugunfall absolviert. Es ist inzwischen das siebte in Folge. Divisionskommandeur Thomas Gericke würdigte dies gestern auf dem Fliegerhorst als Resultat "guter, solider Arbeit" und händigte die Flugsicherheitsurkunde aus.

Im Jahr 2004 erhielt das Jagdgeschwader bereits den Flugsicherheitspokal für vier unfallfreie Jahre. Gestern gab es nach drei weiteren Jahren wieder eine Urkunde vom Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Klaus Peter Stieglitz. Divisionskommandeur Thomas Gericke überreichte sie an den stellvertretenden Kommodore Hans Köck. Der Generalmajor würdigte in seiner Ansprache die Leistung des Jagdgeschwaders, das auch in punkto Sicherheit durch den Parallelflugbetrieb von F-4F Phantom und Eurofighter "vor ganz besondere Herausforderungen gestellt" worden sei. Es sind nicht nur die beiden verschiedenen Waffensysteme, sondern auch die großen Baumaßnahmen auf dem Fliegerhorst, die negative Auswirkungen auf die Flugsicherheit haben können. Zudem komme noch "eine verzögerte Zulaufrate des neuen Waffensystems, die zu einem Mangel an bereit zu stellenden Flugstunden führt", merkte Gericke kritisch an. Dass das Geschwader dennoch flugunfallfrei über ein weiteres Jahr gekommen ist, resultiere aus dem "Verantwortungsbewusstein eines jeden Mitarbeiters, zivil oder militärisch".

Die Luftwaffe hat schon ganz andere Zeiten erlebt. So gab es Jahre, in denen die Bundeswehr mehr als 160 Flugzeuge verlor. Das Jahr 2005 war erstmals unfallfrei. Inzwischen haben sich die Unfallzahlen laut Gericke im niedrigen einstelligen Bereich stabilisiert.

Der stellvertretende Kommodore Hans Köck, der die Urkunde mit Dank entgegennahm, forderte alle Beteiligten auf, "auch künftig keine Kompromisse einzugehen, die ein Flugsicherheitsrisiko beinhalten könnten".

Anlässlich der Urkundenverleihung präsentierte das JG74 ein besonderes Schmuckstück, eine restaurierte F-86K. Der alte Düsenjäger hatte sich in einem beklagenswerten Zustand befunden, wurde jetzt in mühevoller Arbeit aufpoliert und wird wieder am Eingang zum Flugplatz auf einem Sockel ausgestellt. Die F-86 K war die erste Maschine, die im Geschwader geflogen wurde. Sie war Vorläufer der legendären F-104 G, die als "Starfighter" nicht gerade für ihre Flugsicherheit berühmt und wiederum Vorgängerin der F-4F Phantom war, die jetzt durch den Eurofighter abgelöst wird.

Das JG 74 wurde am 5. Mai 1961 von Inspekteur General Kammhuber in Dienst gestellt und drei Jahre später hatten die Piloten des Geschwaders bereits 20 000 Flugstunden auf dem Allwetterjagdflugzeug F-86 K absolviert. Vier Maschinen dieses Typs hat das JG 74 verloren. Zwei Piloten kamen dabei ums Leben. Als der Starfighter die F-86 K abgelöst hatte, wurden 51 Maschinen nach Venezuela verkauft, der Rest größtenteils verschrottet.

Die auf dem Flugplatz ausgestellte F-86K wurde bei Fiat in Turin gebaut, beim zweiten Abnahmeflug beschädigt und später in Holzkisten verpackt nach Fürstenfeldbruck verschickt. Ende der 70er Jahre gelangte sie bemerkenswerter Weise zum Heer. Erst 1985 wurde sie von ihrem "Heeresschicksal", wie es Oberstleutnant Hans Köck bezeichnet, erlöst und kam nach Neuburg, wo sie die für das JG 74 typische Kennzeichnung erhielt. Sie ist wohl das einzige Flugzeug, das mehr Zeit auf der Straße als in der Luft verbracht hat. Die Unterlagen attestieren der Maschine eine Flugzeit von nur drei Stunden und 20 Minuten.