Illdorf
Hungersnot in Oberbayern

Die heimischen Bienen brauchen Nektar: Wildackerdemoanlage in Illdorf vorgestellt

21.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:24 Uhr

Futter für die Honigbiene: Dominik Fehringer, Wildlebensraumberater in Pfaffenhofen, stellte die verschiedenen Möglichkeiten der Wildackereinsaaten vor. - Fotos: Schmitt

Illdorf (DK) Das Bienensterben treibt nicht nur in Bayern den Imkern die Sorgenfalten auf die Stirn. Mögliche Ursachen gibt es zahlreiche. Fehlendes Futter für die Bienen ist eine davon. In Illdorf wurden nun Wildblumenmischungen vorgestellt.

"Im August und September muss ich die Bienen mit Zucker füttern, damit meine neun Völker den Winter überleben", erzählt Hildegard Thim, Imkerin aus Burgheim. Viel zu wenige blühende Pflanzen, an denen sich die Bienen satt essen, und somit einen Vorrat anlegen können, gibt es in diesen Monaten. Aber nicht nur Imker, sondern auch Jäger haben damit ein großes Problem. Die moderne Agrarkulturlandschaft engt den Lebensraum von Insekten und Wildtieren immer mehr ein. "Wenn zum Beispiel Hasen nur noch auf dem Mittelgrünstreifen eines Feldweges ein wenig Klee finden, dann ist das ein Zeichen für die Artenarmut unserer Felder und Wiesen", meinte Anton Reisch, Jäger aus Burgheim. Die Kritik, nicht nur bei Imkern und Jägern, am großflächigen Maisanbau nimmt zu. Die Folgen sind eine "Vermaisung" der Landschaft und eine damit verbundene negative Auswirkungen auf die Umwelt. Dabei gibt es Alternativen - auf die Mischung kommt es an.

Und diese Mischungen stellte Dominik Fehringer, Wildlebensraumberater im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Pfaffenhofen vor. Auf einer Fläche von Landwirt Franz Hofgärtner aus Illdorf war eine Wildackerdemoanlage zu besichtigen. Es wurden acht Mischungen von unterschiedlichen Saatgutherstellern gezeigt, die auf dieser sogenannten Greeningbrache nebeneinander eingesät wurden.

Eingeladen waren die Landwirte der Region 10, die Jagdverbände aus Pfaffenhofen, Eichstätt, Schrobenhausen und Neuburg sowie der Bienenzuchtverein Neuburg. Und das Interesse war groß, sitzen doch bei dieser Thematik alle im gleichen Boot.

Gemeinsam sollen die Lebensräume der Kulturlandschaft durch geeignete Maßnahmen ökologisch aufgewertet werden. Landwirte mit mehr als 15 Hektar Ackerland sind laut EU-Recht verpflichtet, fünf Prozent ihrer Ackerflächen als sogenannte ökologische Vorrangflächen bereitzustellen. Diese Flächen müssen im Interesse des Umweltschutzes genutzt werden, zum Beispiel zum Erhalt von Hecken oder als Pufferstreifen zu Gewässern. Landwirte erbringen mit Erfüllung dieser seit 2015 gültigen Greening-Auflagen Leistungen für Natur und Umwelt, was für einen ökologischen Mehrwert sorgen soll. Insbesondere gehen die zusätzlichen Leistungen in Richtung Biodiversität und ganzjährige Bodenbedeckung. Damit wird für Wildtiere, Bienen und auch Wildpflanzen zusätzlicher Raum angeboten. Nutznießer wären allerdings nicht nur diese allein, nein auch Mensch und Natur könnten gleichermaßen von einer vielfältigeren Kulturlandschaft profitieren. Lebensräume verbessern, Wildtiere fördern, Menschen und Natur verbinden - diese Werte hat sich die Wildlebensraumberatung auf ihre Fahnen geschrieben. Ziel ist es, die Lebensräume für Wildtiere zu erhalten, zu optimieren und neu zu schaffen.

Blühflächen am Wald- und Feldrand oder auf Brachflächen und Pufferstreifen können zahlreichen Arten Schutz, Deckung und Nahrung zugleich bieten. "Diese wildraumverbessernden Maßnahmen erfolgen in enger Abstimmung mit interessierten Landwirten und sind rein freiwillig", so Fehringer. Dabei sind die Belange des Landwirtes entscheidende Voraussetzung für eine praktikable, betriebsbezogene und fachlich fundierte Maßnahmenumsetzung.

"Ebenfalls sieht ein mit blühenden Pflanzen umgebenes Maisfeld doch auch gleich viel freundlicher aus, könnte also auch zur Imagepflege dienen", so Fehringer scherzhaft. Blumen könnten auch als Waffe gegen Schädlinge eingesetzt werden. Blütenpflanzen locken mit ihrem Nektar deren natürliche Feinde an. Laut  Bayrischem Landwirtschaftlichen Wochenblatt kamen auf Versuchsfeldern in Asien, die einen blühenden Ackerrandstreifen hatten, bis zu 70 Prozent weniger Insektizide zum Einsatz und der durchschnittliche Ertrag war um fünf Prozent höher.

Als weiteren Anreiz erwähnte Christl Liepelt, Vorsitzende des Neuburger Jagdschutzvereins, dass ihren Mitgliedern bei der Erstellung von Wildäckern ein Zuschuss gewährt wird.

Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann die Anlage zwischen Illdorf und Längloh jederzeit besichtigen. Die genaue Lage ist beschildert. Nähere Informationen gibt es auch unter der Adresse www.lfl.bayern.de/wildlebensraum" class="more" rel="nofollow"%> im Internet.