Hip-Hop für Daheimgebliebene

26.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:39 Uhr

Stiven in Aktion: Die Jugendlichen gehen beim Hip-Hop begeistert mit. - Foto: Martin

Neuburg (jam) Dass eine Tanzschule heutzutage durchaus mehr zu bieten hat als das Standardprogramm an Gesellschaftstänzen – davon überzeugten sich 30 Jugendliche am späten Montagnachmittag.

Es ist kurz nach halbsechs im "Taktgefühl"-Tanzsaal: Die Buben und Mädchen wollen Hip-Hop tanzen, warten gespannt. Die Vortänzerinnen tragen nicht wie erwartet feine Tanzschühchen mit edler Wildlederbesohlung und Pfennigabsätzen, sondern weite Jogginghosen, legere T-Shirts und Straßenschuhe.

"Der Kurs ist überbucht", verkündet Bernhard Gems, Tanzlehrer und Inhaber der Schule, stolz und nimmt den nächsten knallgrünen KJR-Anmeldezettel von einem aufgeregten Jungen entgegen, der kaum über den Tresen zu blicken vermag. "Das ist unser erster Hip-Hop-Ferienkurs", erzählt Gems weiter.

Hip-Hop? Ja – wem jetzt Bilder von wild herumzuckenden Menschen in den Kopf kommen, die sich zu harten Rhythmen und sich reimenden Texten verrenken, liegt gar nicht mal so falsch. Denn in diesem Moment kommt der Tanztrainer herein. Die Mütze schräg auf dem Kopf, die Hose in den Knien hängend und die roten Stoffturnschuhe (englisch: Chucks) verschmutzt und ausgeblichen, wirkt er ein bisschen wie ein Exot im Spiegelsaal.

Kurz darauf erklingen die ersten Reime und Bässe aus den Lautsprechern. Die Kinder stürmen in den Tanzsaal und stellen sich in (halbwegs) geordneten Reihen auf. Stiven, so der Name des holländischen Hip-Hop-Trainers, fängt erst mal mit ein paar Lockerungs- und Aufwärmübungen an. Begeistert machen die Kids sofort mit. Die ersten kommen schon ins Schwitzen.

Auf die Frage warum der Kurs so gut besucht sei, meint Gems bloß, dass in Neuburg kein vergleichbares Angebot zur Verfügung stünde. Doch zurück zu den jungen "Hoppern", wie die Hip-Hop-Anhänger in der Umgangssprache genannt werden. Sie sind gerade eifrig dabei, die ersten Schritte der angestrebten Choreographie zu erlernen, was sich als gar nicht so einfach erweist. Die ersten geben auf, doch sie werden von den anderen dazu animiert, weiterzumachen. In der folgenden Pause können sie sich ausruhen und sich von den Strapazen erholen.

Stiven, der selbst schon seit zehn Jahren tanzt, verrät, dass sein eigentliches Spezialgebiet der "Funkstyle" sei. Der unterteile sich wiederum in "Popping" (englisch: Anspannen und Entspannen einzelner Muskelpartien) und "Locking" (englisch: wellenförmige Bewegung einzelner Körperteile). "Tanzen ist meine Lebenseinstellung, ohne die Musik könnte ich nicht sein", erzählt er weiter.

Kurz darauf ist die Pause vorüber und für die erholten Jugendlichen geht es weiter mit dem Training. Nach eineinhalb Stunden ist das erste Hip-Hop-Treffen vorbei. Nächsten Montag geht es weiter, da wird dann auch der Rest der Choreographie verinnerlicht. Wo man hinblickt, sieht man nur glückliche und verschwitzte Gesichter, auch der Trainer selbst ist begeistert von dem Elan der jungen Tänzer. Wahrscheinlich werden sich diese Jugendlichen nach den Ferien auch an andere Tänze wagen. Ihr erster "Schrecken" vor der Institution Tanzschule jedenfalls hat sich schnell in Wohlgefallen gewandelt.