Neuburg
Museumsführer mit Kinderkrankheiten

Chatbot Credo funktioniert endlich - zumindest meistens

03.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:16 Uhr
Wegweiser auf dem Bildschirm: Chatbot Credo verbindet die Besucher der Ausstellung "Fürstenmacht und wahrer Glaube" - und sei es nur über den gemeinsamen Blick aufs Smartphone. −Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Er steckt immer noch in den Kinderschuhen, aber Chatbot Credo hat einiges dazugelernt. "Bei jedem wird es heute einmal funktionieren", prophezeite Projektleiterin Susanna Wolf den Teilnehmern einer besonderen Führung durch die Ausstellung "Fürstenmacht und wahrer Glaube" in Neuburg.

In den Genuss kamen jedoch nicht alle Smartphone-Nutzer. Ein Drittel, nämlich die Apple-Nutzer, schieden von vornherein aus. Zwar fand Chatbot Credo schnell heraus, dass sie sich zunächst in der Station eins, der Schlosskapelle, befanden, hängte sich jedoch dann in einer Endlosschleife auf. Das liege an einem neuen Apple-Update, räumte Wolf Kunert vom zuständigen IT-Unternehmen ein, "wir müssen noch darauf reagieren." Abgesehen davon machen auch die teilweise drei Meter dicken Schlossmauern der künstlichen Intelligenz zu schaffen. Das sei den barocken Herrschaften vorzuwerfen, dass sie vor 300 Jahren noch nicht an moderne Chatbots gedacht hätten.

Zwölf Stationen sind in sechs Ausstellungsräumen eingerichtet, und nicht jede meldet sich automatisch per App auf jedem Handy. Einige können nachhelfen, indem sie die Station eintippen, andere müssen auf die nächste Station hoffen. Aber immerhin - es funktioniert. "Jetzt finde ich es gut", sagt Daniel Becki aus Gaimersheim, der mit seiner Familie zur Führung eingeladen wurde, nachdem sie ihre ersten, damals negativen Erfahrungen mit der App mitgeteilt hatten. "Wir haben eine freundliche Mail geschrieben", erklärt Ehefrau Birgit. Jeweils eine Frage ist pro Station zu beantworten, um dem Lösungswort näher zu kommen. Bei richtiger Antwort schaltet die App einen Lösungsbuchstaben frei. Theresa und Johanna Becki haben sich auf einen weitergehenden Chat mit der teilweise witzig-verschmitzt reagierenden Figur eingelassen. "Er behauptet, er hätte die Orientierung verloren", erzählt Theresa, die ihm auf die Frage nach einem weiteren Hinweis auf Ottheinrich "Mit der Zeit" geantwortet hatte. Ob der Chatbot Ottheinrichs Schreibweise "Zeyt" erwartet hatte? Mitunter antwortet er auch schlicht "Das weiß ich nicht" oder "Das verrate ich dir nicht - du sollst ja nicht neidisch werden". Auch Marc Schmid und Isabell Neumann haben sich intensiv mit dem Chatbot auseinandergesetzt. "Wenn es läuft, finde ich es sinnvoll", sagt Neumann.

Dieses Wochenende besteht noch Gelegenheit für Besucher der Ausstellung, eigene Erfahrungen mit Credo zu sammeln. Das Ende der Ausstellung markiert jedoch nicht das Ende des Chatbots. "Das Projekt soll weiterentwickelt werden", erklärt Museumsleiter Michael Teichmann. Hard- und Software werden ins Stadtmuseum umziehen, dort sollen Reformationsthema sowie Multifunktionstisch weiter zum Einsatz kommen. Denkbar sei auch, dass der Chatbot bei Stadtführungen eingesetzt wird. Im städtischen Raum werde er auf jeden Fall besser funktionieren als hinter dicken Schlossmauern, versichert Kunert. Die Bayerische Sparkassenstiftung, die das bayernweite Pilotprojekt unterstützt, hat bereits weitere Projekte der künstlichen Intelligenz angestoßen, erzählt deren Geschäftsführer Ingo Krüger. Der Bot soll in neuen Kontext gestellt werden und weiter lernen. Aber kontrolliert. "Ich finde es beruhigend, dass immer ein Mensch dazwischen ist", erklärt Krüger. Inhalte könnten exportiert, ergänzt und dann wieder importiert werden. Thomas Zeilinger, Privatdozent der Abteilung für Christliche Publizistik der Universität Erlangen-Nürnberg, deren Studenten den Bot mit Inhalten gefüttert hatten, bedauert, dass der Bot nicht wie erhofft funktionierte, betont aber, "wir haben sehr viel dazugelernt".