Fast wie in einer richtigen Familie

24.08.2009 | Stand 03.12.2020, 4:43 Uhr

Trotz der einfachen Verhältnisse haben die Waisenkinder im Heim auch viel Spaß. - Foto: oh

Neuburg/Mandini (DK) Heute berichte ich vom Leben im Blessed Gérard‘s Kinderheim in Mandini. In einer Wohngruppe leben die zwölf- bis 16-jährigen Mädchen und Jungen bewohnen zusammen mit ihrer Erzieherin, der Benediktinerin Sr. Edith, in einer Wohnung im Obergeschoss des Care Centres. Die Atmosphäre ist freundlich und familiär. Je zwei Jugendliche teilen sich ein helles Zimmer, jeder hat seinen eigenen Schreibtisch.

Putzen, waschen , kochen

Eine Haus- und Dienstordnung, sowie ein miteinander verfasster Essensplan erinnern an die von den Kindern selbst zu leistenden Dienste. So lernen die Jugendlichen im täglichen Leben, den Haushalt zu führen: Putzen, waschen, kochen, abwaschen und all die hundert Kleinigkeiten, die ein kompletter Haushalt mit sich bringt. Nach der Schule kommen sie zwischen 14 und 16 Uhr nachhause, machen ihre Hausaufgaben und gehen nach draußen zum Spielen.

Dank der Tatsache, dass das Kinderheim ein altes Klavier geschenkt bekommen hat, erhalten einige Kinder Klavierunterricht. Einen Tag verbringe ich mit den Jugendlichen und erlebe eine echte Familie, die fröhlich ist. Während ihrer Arbeit machen sie Witze und erzählen von ihren Erlebnissen in der Schule. Zum Abendessen kochen die beiden Mädchen, die heute Dienst haben, ein sehr schmackhaftes Abendessen. Die Kinder nehmen es mit perfekten Tischmanieren ein. Ich staune immer wieder über diese familiäre Atmosphäre, in der jeder auf den anderen Rücksicht nimmt. Ich gehe am Abend erfüllt von den vielen Eindrücken in mein Zimmer. Das Blessed Gérard‘s Care Centre in Mandini ist ein Ort praktizierter Nächstenliebe. Das ist im ganzen Haus spürbar. Ob in den Bereichen des Hospizes oder in den beiden Teilen des Kinderheimes, in dem momentan 41 Kinder leben.

Im Bereich des Kinderheimes, in dem Neugeborene bis elfjährige Kinder leben, sind die Kinderzimmer je nach Größe mit zwei bis fünf Kindern belegt. Auch diese Räume sind hell und freundlich und zudem haben die Kinder eine Aussicht ins Grüne. Sie spielen gerne Klatsch- und Reimspiele miteinander.

Der Tag beginnt um 6 Uhr. Die Kinder werden gebadet, die größeren duschen. Nach dem Frühstück und dem Zähneputzen werden die Schulkinder mit organisationseigenen Kleinbussen in die verschiedenen Schulen gebracht. Die Kinder, die noch zu klein für den Kindergarten sind, bleiben zu Hause im Heim und spielen. Alle Betreuer arbeiten Hand in Hand und die Kinder werden körperlich und geistig gefördert.

Eine pädagogische Fachkraft betreut die Schulkinder am Nachmittag in einem Hausaufgabenraum. Danach dürfen sie raus auf den Spielplatz. Ein Abenteuerspielplatz mit verschiedenen Klettergeräten bietet viel Gelegenheit zum Toben. Die Kinder spielen auch gern Ball-, Kreis- und Tanzspiele. Alle lachen und sind ausgelassen. Es ist auffällig, dass jedes der Kinder aufs Wort folgt und feste Regeln einhält. Die behinderten Kinder sind mitten drin. Als auf einer Tonne der Rhythmus zum traditionalen Zulutanz getrommelt wird, singen alle kräftig mit und ich bin auch nicht mehr zu halten. Bei dem Tanz muss man nach einer bestimmten Schrittfolge die Beine abwechselnd so hoch wie möglich nach oben werfen. Alle haben große Freude dabei, besonders weil ich mittanze.

Leckeres Essen

Nach dem ausgelassenen Spiel werden die Hände gewaschen und bald gibt es Abendessen. Während die größeren Kinder unter Anleitung für sich selbst kochen werden die kleineren von der Zentralküche aus versorgt. Die abwechslungsreiche vitamin- und proteinreiche Kost ist nicht nur gesund sondern schmeckt auch noch ausgesprochen gut.

Einige der Kinder waren ausgesetzt worden, andere misshandelt – alle haben unaussprechlich schwere Schicksale hinter sich. Im Kinderheim des Blessed Gérard‘s Care Centres finden sie Schutz und Geborgenheit, Förderung und Bildung, ein Zuhause und vor allem Liebe. Alle Aidskranken Kinder unter ihnen werden mit sogenannten antiretroviralen Medikamenten behandelt. Sie können die Lebenserwartung um bis zu 25 Jahre verlängern und die Behandelten fühlen sich bald wieder ganz gesund. Das ist eine wirkliche Hoffnung im Kampf gegen Aids.