Neuburg
Ein Weltstar der Literatur aus Neuburg

Jakob Balde lehrte und dichtete am Fürstenhof - Liebhaber der Donau - Führung im Schloss

18.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr
Museum neuburg jakob balde −Foto: Rein

Neuburg (r) Wer kennt Jakob Balde? Der in der Hofkirche bestattete Jesuitenpater, Prediger und lateinische Dichter verdient den höchsten Stellenwert. "Denn Balde war wohl der international berühmteste Neuburger", sagt Stadtführerin Gabriele Kaps.

Die Oberstudienrätin will den "deutschen Horaz" in Neuburg aus dem Dornröschenschlaf holen. Deshalb ist der Poet, den Goethe bewunderte, häufig Thema im Descartes-Gymnasium und war zuletzt Hauptperson einer Führung in der Reihe "Sonntags im Schloss".

Referentin Gabriele Kaps schilderte einfühlsam, wie Jacobus Balde (1604-1668) in seinem Zimmer im Jesuitenkolleg (heute Maria-Ward-Schule) sinnierte und den Blick auf die vorbeifließende Donau und nach Hesselohe zum Landschlösschen der Jesuiten richtete. Hier in Neuburg vollendete der Dichter sein literarisches Werk. Am 9. August 1668, vor 350 Jahren, starb er an Fieber.

Die letzten 14 Jahre seines Lebens verbrachte er in Neuburg, nachdem ihn Pfalzgraf Philipp Wilhelm für den Hof angefordert hatte. Der Orden schickte ihn, und Jacobus Balde unterrichtete die Fürstenkinder behutsam, predigte entschlossen wie humorvoll und geißelte Tabaksucht, Dickleibigkeit und Übermaß.

Geboren in Ensisheim im Elsaß, hatte ihn der Vater im Geist der Gegenreformation in einem Jesuitenkolleg erziehen lassen. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges setzte er sich nach Ingolstadt ab, studierte dort an der Universität Philosophie und Rechtswissenschaft. Die nicht erwiderte Liebe zu einer Bäckerstochter in der Kupferstraße, so erzählt Gabriele Kaps, bestärkte seinen Entschluss, in den Orden der Jesuiten einzutreten.

In München überraschte der junge Gelehrte mit ersten Gedichten, in Innsbruck war er bereits Rhetorikprofessor und anerkannter Literat. Der Orden schickte Balde nach Eichstätt, er studierte Theologie und erlebte die Belagerung durch schwedische Truppen. 1633 weihte ihn Weihbischof Resch in Eichstätt zum Priester. An der Uni Ingolstadt lehrte er als Rhetorikprofessor, Kurfürst Maximilian I. machte ihn in München zum Hofprediger.

In dieser bewegten Zeit fand Jacobus Balde Geist und Muße für seine Dichtung. Der Marienverehrer schrieb 1638 eine Ode an die Patrona Bavariae zur Einweihung der Mariensäule in München. Später gab er die "Lyrischen Wälder" und weitere Oden heraus - entscheidende Werke für seinen literarischen Ruhm. Auf einer Reise nach Amberg erlebte er einen wahren "Balde-Hype", er sei von Autogrammjägern umlagert gewesen, so Gabriele Kaps.

Aus seinen Neuburger Werk klingt die tiefe Verbindung zur Donau und ihrer Landschaft heraus. Balde machte ausgedehnte Spaziergänge über die Brücke, nach Joshofen oder zur Kapelle in Bittenbrunn, und immer wieder beschreibt er die hohe Altstadt und den Fluss - die ewig fließende Donau als Symbol der Vergänglichkeit.

Als Fan des großen Malers Peter Paul Rubens bewunderte Jakob Balde dessen Meisterwerke. Das "Jüngste Gericht" in der Hofkirche soll er als großartig empfunden haben, obwohl es seine Ordensbrüder wegen zuviel Nacktheit bald verhüllten. Sein allerletztes Gedicht widmete er dem Martyrium der Heiligen Ursula. Balde schrieb in neulateinischer Sprache "und er beherrschte dieses unglaublich schwere Versmaß wie kein anderer", so Gabriele Kaps.

Der berühmte Barockdichter, von Johann Gottfried Herder wiederentdeckt und zum "Dichter Deutschlands aller Zeiten" ernannt, wird in Neuburg mit einem kleinen "Balde-Platz" im Amalienhof gewürdigt. Die Jakob-Balde-Volksschule (heute FOS) ist 1972 aufgelöst worden. Bemühungen der Stadt mit OB Theo Lauber, mit Ensisheim eine Partnerschaft einzugehen, sind wieder eingeschlafen.