Längloh
Ein Kraftakt des Glaubens

Die dringend erforderliche Sanierung der Marienkirche im kleinen Längloh kostet wohl rund 650.000 Euro

12.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr
Der Handlungsbedarf ist bereits seit Jahren unübersehbar: An der Fassade im Chorbereich hängen dicke Holzbalken über den Fenstern, sie halten eine Behelfslösung im Inneren des kleinen Gotteshauses. Dort, über dem Altarbereich, spannen sich einem Spinnennetz gleich Stahlseile durch den Raum. Sie halten das Mauerwerk an Ort und Stelle und verhindern, dass die schwere Dachkonstruktion einen zu großen Druck ausübt und weitere Schäden verursacht. "Dadurch haben wir wichtige Zeit bis zur Sanierung gewonnen", erklärt Kirchenpfleger Johannes Manhart bei einem Rundgang mit unserer Zeitung. Während der Maßnahme selbst wäre eine derartige Sicherung aber ohnehin nötig gewesen. Dass die Arbeiten in Längloh überhaupt nötig sind, ist ein Resultat der vergangenen Jahrhunderte. Im Laufe der Zeit hatte sich das Holz der Dachbalken, die auf den Mauern aufliegen, mehr oder weniger aufgelöst - durch Feuchtigkeit, mangelhafte Belüftung und andere widrige Umstände. Ein Problem, das Kirchenbauer aus vielen Gotteshäusern kennen. Die Folge in Längloh: Dachstuhl und Deckengewölbe im Chor drücken auf die Mauern und schieben diese nach außen, im Langhaus hängt die Decke mittlerweile etwas durch. Schon jetzt zeigen sich stellenweise massive Risse in der Kirche. Über dem Altar sichert außerdem ein Netz das empfindliche Sakralmobiliar vor herabstürzenden Teilen. Heruntergekommen ist bisher glücklicherweise kaum etwas "Ein paar Brösel, mehr nicht", weiß der Kirchenpfleger. Im Idealfall sollen die Arbeiten im Frühjahr beginnen, wie Manhart hofft. Das kommt freilich auch auf das Ergebnis der Ausschreibungen an. Doch schon jetzt ist klar, dass auf die kleine Filialgemeinde, die zur Pfarrei Dezenacker in der Pfarreiengemeinschaft Sinning gehört, rein finanziell eine Mammutaufgabe zukommt. Erste Schätzungen beziffern die Kosten der Maßnahme derzeit auf rund 650 000 Euro. Wie viel davon - nach Abzug sämtlicher Zuschüsse - an den Gläubigen hängen bleibt, ist zwar noch offen. "Die Spendenbereitschaft ist aber groß", zeigt sich Manhart zuversichtlich. Im Detail soll die Sanierung mehrere Bereiche der Marienkirche umfassen. Dazu gehört zunächst die Ausbesserung der schadhaften Hölzer im Dachstuhl. Gemäß der Anforderungen der Denkmalschützer dürfen die Handwerker dabei lediglich die Holzteile austauschen, die nicht mehr ausreichend sind - und nicht die gesamten Balken. Das Dach selbst hat unterdessen ausgedient, es soll neue Ziegel bekommen. Dabei müssen die Arbeiter auch Rücksicht auf die Brutstätte der Fledermäuse nehmen, die jedes Jahr in den Dachstuhl einziehen. Auch um den markanten Turm werden sich die Handwerker kümmern; er weist Manhart zufolge ähnliche Schäden wie Chor und Langhaus auf, allerdings bei Weitem nicht so schlimm. Farblich bekommt das Gotteshaus ebenfalls eine Frischekur, womöglich auch im Inneren. Darüber hinaus ist zumindest dort kein Handlungsbedarf gegeben - auch weil es in der Längloher Kirche keine Heizung gibt. "Dadurch haben wir keine großen Temperaturschwankungen, sondern immer ein natürliches Klima", erklärt der Kirchenpfleger. Und das bekommt auch der Orgel, die laut Fachleuten in gutem Zustand ist. Rein baugeschichtlich haben die Voruntersuchungen für die Sanierung übrigens einige bisher unbekannte Details zutage gefördert, wie Manhart berichtet. "Wir dachten immer, dass der Chor der älteste Teil der Kirche ist", sagt er. Doch laut den Fachleuten steht von dem heutigen Gotteshaus die Sakristei am längsten, womöglich seit 1214, dem Jahr der ersten urkundlichen Der Chor in seiner heutigen Form kam demnach erst 1471 dazu, er wurde später außerdem etwas verkleinert. Auch das Langhaus blieb nicht unverändert. Das heutige Kirchenschiff entstand im Jahr 1762, nachdem der Turm bei einem Unwetter auf den Vorgängerbau gestürzt war. Gut 100 Jahre später kamen ein Vorbau im Eingangsbereich sowie die heutige Sakristei dazu. Über viele Jahre hinweg war Längloh übrigens Schauplatz einer stark frequentierten Marienwallfahrt. Auch deshalb finden sich in der Kirche Spuren zahlreiche Vergrößerungen und Veränderungen. Dabei kam den Gläubigen wohl auch zugute, dass ihr Ort nie zum Fürstentum Pfalz-Neuburg gehörte und damit von der dortigen Reformation unter Ottheinrich verschont blieb. Heute zeugen noch ein paar Bilder von der einst florierenden Wallfahrt in das Dorf. Und ein Augenstein der heiligen Odilia, von dem sich die Gläubigen Heilung versprachen. Weil viele Besucher ein Stück davon mitnehmen wollten und Teile des Steins abschabten, ist dieser heute in Eisen gefasst. −Foto: Janda, Stefan, Ingolstadt

Längloh (DK) Die Gläubigen im Burgheimer Ortsteil Längloh stehen vor einem Kraftakt: Voraussichtlich 650?000 Euro kostet die Sanierung ihrer Marienkirche. Das Wahrzeichen des gerade mal 40 Einwohner zählenden Dorfes weist schwere Schäden auf. Im nächsten Jahr sollen die Arbeiten beginnen.

Der Handlungsbedarf ist bereits seit Jahren unübersehbar: An der Fassade im Chorbereich hängen dicke Holzbalken über den Fenstern, sie halten eine Behelfslösung im Inneren des kleinen Gotteshauses. Dort, über dem Altarbereich, spannen sich einem Spinnennetz gleich Stahlseile durch den Raum. Sie halten das Mauerwerk an Ort und Stelle und verhindern, dass die schwere Dachkonstruktion einen zu großen Druck ausübt und weitere Schäden verursacht. "Dadurch haben wir wichtige Zeit bis zur Sanierung gewonnen", erklärt Kirchenpfleger Johannes Manhart bei einem Rundgang mit unserer Zeitung. Während der Maßnahme selbst wäre eine derartige Sicherung aber ohnehin nötig gewesen.

Dass die Arbeiten in Längloh überhaupt nötig sind, ist ein Resultat der vergangenen Jahrhunderte. Im Laufe der Zeit hatte sich das Holz der Dachbalken, die auf den Mauern aufliegen, mehr oder weniger aufgelöst - durch Feuchtigkeit, mangelhafte Belüftung und andere widrige Umstände. Ein Problem, das Kirchenbauer aus vielen Gotteshäusern kennen. Die Folge in Längloh: Dachstuhl und Deckengewölbe im Chor drücken auf die Mauern und schieben diese nach außen, im Langhaus hängt die Decke mittlerweile etwas durch. Schon jetzt zeigen sich stellenweise massive Risse in der Kirche. Über dem Altar sichert außerdem ein Netz das empfindliche Sakralmobiliar vor herabstürzenden Teilen. Heruntergekommen ist bisher glücklicherweise kaum etwas "Ein paar Brösel, mehr nicht", weiß der Kirchenpfleger.

Im Idealfall sollen die Arbeiten im Frühjahr beginnen, wie Manhart hofft. Das kommt freilich auch auf das Ergebnis der Ausschreibungen an. Doch schon jetzt ist klar, dass auf die kleine Filialgemeinde, die zur Pfarrei Dezenacker in der Pfarreiengemeinschaft Sinning gehört, rein finanziell eine Mammutaufgabe zukommt. Erste Schätzungen beziffern die Kosten der Maßnahme derzeit auf rund 650 000 Euro. Wie viel davon - nach Abzug sämtlicher Zuschüsse - an den Gläubigen hängen bleibt, ist zwar noch offen. "Die Spendenbereitschaft ist aber groß", zeigt sich Manhart zuversichtlich.

Im Detail soll die Sanierung mehrere Bereiche der Marienkirche umfassen. Dazu gehört zunächst die Ausbesserung der schadhaften Hölzer im Dachstuhl. Gemäß der Anforderungen der Denkmalschützer dürfen die Handwerker dabei lediglich die Holzteile austauschen, die nicht mehr ausreichend sind - und nicht die gesamten Balken. Das Dach selbst hat unterdessen ausgedient, es soll neue Ziegel bekommen. Dabei müssen die Arbeiter auch Rücksicht auf die Brutstätte der Fledermäuse nehmen, die jedes Jahr in den Dachstuhl einziehen. Auch um den markanten Turm werden sich die Handwerker kümmern; er weist Manhart zufolge ähnliche Schäden wie Chor und Langhaus auf, allerdings bei Weitem nicht so schlimm. Farblich bekommt das Gotteshaus ebenfalls eine Frischekur, womöglich auch im Inneren. Darüber hinaus ist zumindest dort kein Handlungsbedarf gegeben - auch weil es in der Längloher Kirche keine Heizung gibt. "Dadurch haben wir keine großen Temperaturschwankungen, sondern immer ein natürliches Klima", erklärt der Kirchenpfleger. Und das bekommt auch der Orgel, die laut Fachleuten in gutem Zustand ist.

Rein baugeschichtlich haben die Voruntersuchungen für die Sanierung übrigens einige bisher unbekannte Details zutage gefördert, wie Manhart berichtet. "Wir dachten immer, dass der Chor der älteste Teil der Kirche ist", sagt er. Doch laut den Fachleuten steht von dem heutigen Gotteshaus die Sakristei am längsten, womöglich seit 1214, dem Jahr der ersten urkundlichen Der Chor in seiner heutigen Form kam demnach erst 1471 dazu, er wurde später außerdem etwas verkleinert. Auch das Langhaus blieb nicht unverändert. Das heutige Kirchenschiff entstand im Jahr 1762, nachdem der Turm bei einem Unwetter auf den Vorgängerbau gestürzt war. Gut 100 Jahre später kamen ein Vorbau im Eingangsbereich sowie die heutige Sakristei dazu.

Über viele Jahre hinweg war Längloh übrigens Schauplatz einer stark frequentierten Marienwallfahrt. Auch deshalb finden sich in der Kirche Spuren zahlreiche Vergrößerungen und Veränderungen. Dabei kam den Gläubigen wohl auch zugute, dass ihr Ort nie zum Fürstentum Pfalz-Neuburg gehörte und damit von der dortigen Reformation unter Ottheinrich verschont blieb. Heute zeugen noch ein paar Bilder von der einst florierenden Wallfahrt in das Dorf. Und ein Augenstein der heiligen Odilia, von dem sich die Gläubigen Heilung versprachen. Weil viele Besucher ein Stück davon mitnehmen wollten und Teile des Steins abschabten, ist dieser heute in Eisen gefasst.