Neuburg
Ehekirchen aus Holz und Pappe

Simone Hirmer aus Gaimersheim hat für ihre Masterarbeit ein Modell der Gemeinde gebaut

24.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr

−Foto: Schanz, Sebastian, Eichstätt

Ehekirchen (DK) Dass seine Gemeinde derart im Mittelpunkt steht, erlebt Bürgermeister Günter Gamisch nun auch nicht oft. Doch bei der Masterarbeit von Simone Hirmer war genau dies der Fall. Die junge Frau hat ein Modell von Ehekirchen gebaut, bei dem Barrierefreiheit im Vordergrund steht.

Erleichterung bei Simone Hirmer (Foto) im vergangenen Oktober. Dann nämlich hatte der Lehrstuhl der Technischen Universität München für Entwerfen und Konstruieren sein Okay für ein besonderes Projekt gegeben. Besonders für die 25-jährige Gaimersheimerin und fünf Kommilitonen, weil sie mit dem Bau eines Modells der Gemeinde Ehekirchen ihre Masterarbeit bestritten. Und besonders für Ehekirchen, weil es das erste Mal war, dass die Kommune für ein solches Projekt ausgewählt wurde.

Aber wie sind Simone Hirmer, Simon Feldhaus, Cosima Krubasic, Frank Hein, Franziska Schidlo und Franziska Vogl eigentlich auf die Idee gekommen? „Die Überalterung ist ja ein Problem, das die ganze Gesellschaft bewegt und betrifft“, sagt die ehemalige Architekturstudentin, die mittlerweile in München arbeitet. „Die kleinen Städte und Dörfer wollen natürlich nicht, dass ihnen die Leute weglaufen.“ Gleichzeitig müssten die Gemeinden aber dafür sorgen, dass das Leben für die älteren Menschen „so leicht wie möglich gemacht wird. Stichwort Barrierefreiheit. Für angehende Architekten ist das natürlich super interessant“. Das Ziel der Arbeit: ein Modell schaffen, das Leben und Wohnen im Alter mit bedarfsgerechter Unterstützung ermöglicht.

Also musste nur noch ein geeigneter Ort her. Die Gaimershaimerin hat in der Region und im Internet recherchiert, bis klar war: Ehekirchen würde ganz gut ins Profil passen: Es gibt einige Leerflächen, Leerstände, aber auch Neubauten und Gebäude unter Denkmalschutz. Nach dem Ja des Lehrstuhls folgten erste Gespräche mit der Gemeinde, Entwürfe und Planungen. Besichtigungen vor Ort durften natürlich nicht fehlen. „Um die Atmosphäre aufzusaugen“, erzählt Simone Hirmer. Ihr Schwerpunkt bei dem Projekt: wie das Areal um den Hochzeitsstadel samt Gastronomiebereich für betagte Menschen bewohnbar gemacht werden könnte.

So ein Modell macht eine Menge Arbeit. Es frisst Zeit, viel Material und kostet. „Die Zutaten für das Modell gab es in einem Laden in der Nähe der Uni zu kaufen. Also Pappe, Klebstoff, einen speziellen Gussmörtel, sowie Schalungen und Dämmstoffe in handlichen Portionen.“ So sind für die sechs Studenten fast 700 Euro Materialkosten angefallen.

Der März stand schließlich im Zeichen der Bauphase: Nach dem Großeinkauf ging es ab in die Werkstatt, die sich im Keller der Universität befindet. „Ich habe auch viel daheim gebaut“, blickt Simone Hirmer zurück. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Ihr Modell sieht vor, nördlich der bestehenden Gastwirtschaft Wohnungen anzubauen. Diese könnten über den Innenhof erschlossen werden. Der Gastronomiebereich würde in den Stadel wechseln und der jetzige Gastraum in zwei Gemeinschaftsunterkünfte umgebaut. „Mein Ziel war es, ein Leben in der Dorfgemeinschaft zu ermöglichen. Sozusagen eine belebte Dorfmitte.“ Im Mai hat die damals frischgebackene Absolventin in Ehekirchen ihr Modell präsentiert. „Beeindruckend“, befanden die Vertreter der Gemeinde und haben der Gaimersheimerin das Modell gleich abgekauft. So auch bei ihren fünf Kommilitonen. Das Gesamtkunstwerk – also alle sechs Einzelmodelle im Verbund – ist 1,40 auf 1,50 Meter groß und steht im ersten Stock des Rathauses, wo es zu den Öffnungszeiten besichtigt werden kann. „Wir werden das Modell in Ehren halten“, sagt Bürgermeister Günter Gamisch. Zumal es zeige, wie wichtig das Thema Mobilität und Barrierefreiheit im Alter sei und künftig sein werde.