Ehekirchen
Generalversammlung wählt neuen Aufsichtsratschef

Bürgermeister Günter Gamisch rückt für Reinhard Appel ins Gremium ein – Oberhausen in der Minderheit

28.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:59 Uhr

Die Vorstände der Raiffeisenbank Ehekirchen-Oberhausen: Edwin Hofstetter, Leonhard Sedlmair und Christian Dinger (v.l.) - Foto: lm

Ehekirchen (lm) Es war schon zur vorgerückter Stunde, da erhielt die so harmonisch begonnene Generalversammlung der Raiffeisenbank Ehekirchen-Oberhausen in Schönesberg noch ihre spektakuläre Wende: In einer – so nie vorgesehenen – Kampfabstimmung servierte die Mehrheit der drei Stunden Ausharrenden ihren bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden Reinhard Appel ab.

Ehekirchens Bürgermeister Günter Gamisch verdrängte ihn in geheimer Abstimmung aus dem Gremium. Proporzgerangel zwischen zwei Gebietskörperschaften – 2007 hatten die beiden Raiffeisenbanken in Ehekirchen und Oberhausen fusioniert – oder private Fehden: Viel wurde spekuliert, die Offiziellen der Bank reagierten ziemlich ratlos, wie mit der für sie überraschenden Situation umzugehen sei. Eine Stunde zog sich allein der Beginn der dann geheim durchzuführenden Wahl hin, davor gab es eine teils erbitterte Debatte.

Aber war die Situation überhaupt so überraschend? Für viele im noch nie so voll besetzten Daferner-Saal wie diesmal sicherlich. Aufmerken aber ließ manchen zumindest im Nachhinein, dass erstmals zu einer Generalversammlung seit der Fusion ein Bus für die Oberhausener eingesetzt wurde. Was zunächst als feiner Service angesehen worden war – plötzlich witterte mancher eine taktische Vorsichtsmaßnahme. Gab es womöglich eine Vorahnung, dass die Wahl nicht so glatt über die Bühne gehen könnte: Dem Karlshulder, der ein Oberhausener Mann ist, könnten einige Stimmen mehr nicht schaden, zumal er in Ehekirchen nicht nur Freunde hat.

Ursächlich stand die turnusgemäße (Wieder-)Wahl einiger Aufsichtsratsmitglieder an. In der Regel gehen solche Bestätigungen zügig durch. Veränderungen, so solche erfolgen, sind bei diesen Wahlen zumeist bestens vorbereitet, mit formeller Verabschiedung des Aufsichtsrates und Präsentation des Nachfolgers, der es meist anstandslos wird. Am Montag nun stand die Routine-Wiederwahl der beiden Aufsichtsräte Reinhard Appel und Mathias Wintermayr an.

Aber jetzt meldet sich Kreisrätin Maria Lang zu Wort, schlägt Ehekirchens Bürgermeister Günter Gamisch als weiteren Bewerber für den Aufsichtsrat vor. In dem Moment war die Konfusion unter den Offiziellen der Bank sichtlich groß. Was tun? Das vorgesehene Konzept war dahin, andererseits Bürgermeister Gamisch, mit dem man gerade einen großen Grundstücks- und Erschließungsdeal eingefädelt hatte, zu brüskieren – es war jedenfalls keine ganz leichte Situation.

Denn bei den Mehrheitsverhältnissen trotz Bus-Service im Saal war klar: Die Sache läuft gegen Reinhard Appel. Weil der eine oder andere in Ehekirchen ihm möglicherweise nicht sonderlich wohlgesonnen ist, verschiebt sich dadurch der bislang stets angestrebte Gebietsproporz zwischen Ehekirchen und Oberhausen.

Eine heftige Debatte entspann sich. Der ehemalige Weidorfer Banken-Chef Andreas Dollinger schlug sich offen auf die Lang-/Gamisch-Seite, der Oberhausener Ex Georg Lützl plädierte ebenso leidenschaftlich für Proporz und seinen Mann. Derweil suchten die jetzt Amtierenden noch nach einem – je nach Lager-Sicht – Kompromiss oder Trick. Der sah vor: Die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Anita Wittmann, Ehekirchen, will kommendes Jahr sowieso aufhören. Zöge man deren Ausscheiden jetzt einfach vor, wäre der Weg für Günter Gamisch elegant frei. Doch solches gibt die Satzung nicht her, auf der Tagesordnung stand die Wahl der Vakanzen Appel/Wintermayr und sonst nichts.

Nach einer Stunde hektischer Ratlosigkeit ein erneuter Antrag von Maria Lang: Der Wahlvorstand möge jetzt endlich die Wahl auch durchführen. Deren Ergebnis: die meisten Stimmen für den Haselbacher Mathias Wintermayr, auf Rang zwei landet Bürgermeister Gamisch, der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Reinhard Appel gehört dem Gremium fortan nicht mehr an. Dieses setzt sich zumindest für ein Jahr nun mit weiter Anita Wittmann und Jakob Ketzler aus Weidorf aus gleich vier Ehekirchenern zusammen, Bürgermeister Fridolin Gößl hält allein das Oberhausener Fähnlein hoch.