Kleinhohenried
Die großen Beutegreifer kehren zurück

Ausstellung im Haus im Moos informiert über Bär, Wolf und Luchs - Meister Petz gilt als problematisch

16.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:33 Uhr
Aug in Aug mit einem großen Beutegreifer: Die Exponate, die Emil und Jona hier mit Hans-Dieter Schuster betrachten, sind nicht immer in der Ausstellung zu sehen, sondern werden bei Führungen aufgebaut. −Foto: Foto: Hammerl

Kleinhohenried (ahl) Vor viereinhalb Jahren war die Ausstellung "Die Großen Vier" schon einmal im Haus im Moos zu sehen. Mittlerweile rückt der Wolf näher, hat es gar in den Koalitionsvertrag der GroKo geschafft. Über den Umgang mit Bär, Wolf und Luchs informiert eine interaktive Wanderausstellung.

Ergänzt werden die 14 informativen - natürlich überarbeiteten - Roll-Ups, durch einige Stationen, an denen der vierte große Beutegreifer, der Mensch nämlich, diverse Knöpfchen drücken kann. Am Luchsspiel zum Beispiel, in dem es gilt, einen männlichen Luchs auf seinem abenteuerlichen Weg zum Weibchen zu begleiten. Dabei muss er etliche Abenteuer bestehen, die ihm vor allem die zersiedelte Kulturlandschaft mit dem allgegenwärtigen Verkehr stellt. Nicht zu vergessen so kuriose Dinge wie eine Begegnung mit Pilzsuchern mitten in seinem Revier.

Während der Luchs als ungefährlich für den Menschen eingestuft wird, ist Bär Bruno noch in lebhafter Erinnerung. Der Jungbär war 2006 aus dem Trentino ins deutsche Alpenvorland gewandert und wurde nach einem Zwischenfall mit einem Fotografen erschossen. Mit Bären, insbesondere mit Jungtier führenden Bärinnen, sei nicht zu spaßen, warnt eine Infotafel und gibt Verhaltenstipps. Wobei aktuell keine Bären in Bayern unterwegs seien, was allerdings nur eine Frage der Wahrscheinlichkeit und der Zeit sei, äußerte Diplombiologe Manfred Wölfl vom Landesamt für Umweltschutz (LfU) in seinem Fachvortrag "Wildtiermanagement große Beutegreifer". Sobald sich Bären im sogenannten Räthischen Dreieck aufhielten, schlügen in Deutschland bereits Alarmglocken an. Mittlerweile gingen die Italiener jedoch wesentlich aufmerksamer mit der Bärenpopulation um. Brunos Mutter war angefüttert worden, wodurch sie die bärentypische Scheu vor Menschen verloren hatte, was sie auf ihre Söhne übertrug. "Je wilder, desto ungefährlicher, je zahmer, desto gefährlicher", seien die Beutegreifer, erläutert eine Infotafel.

Andere informieren über Lebensgewohnheiten sowie Mythen und Märchen über Meister Petz, den Unberechenbaren, der eigentlich Pflanzenfresser ist, dennoch mitunter Schafe reißt, Isegrim, den wilden Jäger, und Pinselohr, den heimlichen Leisetreter.

Der Wolf, mittlerweile mit 60 Rudeln wieder in Deutschland heimisch und aufgrund seiner Lebensweise im Familienverbund sehr erfolgreich in der Welpenaufzucht, erfreut sich steigender Popularität. Allerdings gebe es wie beim Luchs immer wieder Fälle von "illegaler Nachstellung", wie das widerrechtliche Töten der strenggeschützten Wildtierarten im Fachjargon genannt wird. "Wir werden entscheiden, wo der Wolf in Zukunft sein wird und wo nicht", sagte Wölfl. Er warb für ein Netzwerk, das alle Interessengruppen berücksichtige, für Schadensausgleich - Betroffene dürften nicht allein gelassen werden - und Respekt vor Tieren. Große Beutegreifer wieder in ihren früheren Lebensräumen zuzulassen, sei "nicht im Alleingang" lösbar. Pauschallösungen gebe es nicht, sondern nur individuelle Einzellösungen. Beim Herdenschutz könnten Zäune, Hirten oder Schutzhunde helfen. "Versuchen Sie, die Extreme außen vor zu lassen", riet er, "nicht zündeln, sondern konstruktive Lösungen suchen." Der große Wert der Ausstellung liege darin, "dass jedes Wort zwischen den verschiedenen Interessengruppen abgewogen wurde". Was im Falle des Wolfes momentan extrem schwierig sei.

Das hatte Leihgeber Hans-Dieter Schuster vom Bayerischen Umweltministerium bereits zur Ausstellungseröffnung gesagt. Die geplante 15. Infotafel zur aktuellen Situation fehle, weil die weitere Entwicklung erst abgewartet werden müsse. "Ich hoffe auf einen besseren Umgang mit dem Wolf als mit dem Biber", sagte Landrat Roland Weigert, der vorsorglich Wolfsberater installiert hat. Den Biber griff Wölfl später nochmal auf - in Weißrussland ernährten sich Jungwölfe zu 80 Prozent von Biberfleisch.

Info: Die Ausstellung ist bis einschließlich Sonntag, 3. Juni, im Haus im Moos zu den regulären Öffnungszeiten zu sehen. Nähere Informationen zu Ausstellung und Führungen unter Telefon (08454) 95205.