Neuburg
Der Weißstorch belegt 19 Standorte im Landkreis

Hoffen auf Nachwuchs - Population erreicht Nachkriegsdichte - Knapp 500 Brutpaare in Bayern

23.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:31 Uhr
Ein Altstorch ist mit Futter im Anflug. Das Paar auf dem Rennertshofener Schwedentor belegt einen von 19 Standorten im Landkreis. −Foto: Foto: r

Neuburg (r) "Sie paaren sich." Naturfreund Horst Wittmann behält die Weißstörche auf der Burgheimer Pfarrkirche immer im Blick. Die Beringung hat er noch nicht entziffern können. Deshalb bleibt unklar, ob es sich um das angestammte Storchenpaar handelt oder ob Neulinge das Nest erobert haben. Nach dem Totalausfall des Vorjahres hoffen die Burgheimer jedenfalls heuer auf reichlich Nachwuchs.

Und es sieht wieder sehr gut aus im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen: 19 Standorte sind derzeit belegt, das könnte bei Wetterglück einen richtigen Populationsschub auslösen. Man sei bei einer Belegungsdichte angekommen, "die absolut ausreichend ist", meint Storchenkenner Gunter Weinrich (Neuburg).

Der Weißstorch benötigt nicht nur passende Horste, sondern vielmehr angemessene Lebensräume mit gut sortiertem Nahrungsangebot. Donau- und Paartal bieten diese Bedingungen, auch das weite Donaumoos ist wieder zum "Storchen-Land" geworden. Die in den 80er Jahren angesiedelten Brutpaare bevorzugten denn auch die Flusstäler, ihre Artgenossen nehmen mittlerweile auch Nischenplätze an. Der Verdrängungswettbewerb führt häufig zu Standortkämpfen zwischen Stammgästen und jungen Neulingen.

Die Storchenstadt Schrobenhausen hat zwei Standorte verloren und einen neuen hinzubekommen. Derzeit melden die Beobachter fünf belegte Nester. Baiern, Burgheim, Ehekirchen, Hörzhausen, Hollenbach, Karlshuld, Karlskron, Kleinhohenried, Langenmosen, Rennertshofen, Rohrenfels, Stengelheim und Schrobenhausen sind offenbar wie im Vorjahr "bewohnt". Neu hinzugekommen ist ein Nest auf einem Baumstamm in Neuburg-Marienheim.

Aus 19 Standorten sind im vergangenen Jahr 33 Junge ausgeflogen. Ohne den Kälteeinbruch im Mai wären es wohl doppelt soviele gewesen. In drei Schrobenhausener Nestern verloren die Altstörche die komplette Brut, auch in Burgheim verendeten alle vier Jungvögel. Es war auch ein Jahr der Storchen-Dramen.

Die vier Paare in Burgheim, Baiern, Hörzhausen und Rennertshofen sind standortreu und den Winter über hiergeblieben. Dazu kommen zehn Einzelgänger, die den milden Winter 2017/18 problemlos überstanden haben. Die "Westzieher" - über Nordafrika, Spanien und Südfrankreich - sind teilweise bereits Ende Februar im Sommerquartier eingetroffen.

Mit Satelliten-Telemetrie versucht der Landesbund für Vogelschutz die Zugrouten und Überwinterungsgebiete besser kennenzulernen. Zusammen mit der Vogelwarte Radolfzell soll das Sozialverhalten der Jungvögel in der Gruppe erforscht werden. Dafür sind in Süddeutschland rund 100 junge Störche mit Sendern auf die Reise geschickt worden.

Rund 350 Betreuer kümmern sich heuer wieder um nahezu 500 Brutpaare in Bayern. Hessen meldet 550 Storchenpaare - kaum ein Nest bleibt unbesetzt. Die Bestandsdichte hat somit Ausmaße wie in den Nachkriegsjahren erreicht. Die Wiederansiedlung des Weißstorchs gilt als derart erfolgreich, dass das seit 1984 laufende Artenschutzprogramm beendet worden ist.