Marihuana an einen 13-Jährigen verkauft

Zwei Jahre Gefängnis: 24-Jähriger wegen Drogengeschäften verurteilt Er ist kein Unbekannter am Amtsgericht

26.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:30 Uhr

Neuburg (vb) Munteres Stühlerücken am Amtsgericht Neuburg: Noch im März trat Rene K. (Name geändert) als Hauptbelastungszeuge im Prozess gegen einen 22-jährigen Drogendealer auf. Der 24-Jährige hatte den Mann damals bei der Polizei verpfiffen, der dann zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten verurteilt wurde. Nun saß er selbst auf der Anklagebank vor Richterin Celina Nappenbach. Auch Rene K. hat sich im Drogenmilieu strafbar gemacht. Drogenbesitz und Abgabe von Betäubungsmittel an Minderjährige warf ihm Staatsanwalt Ingo Desing vor.

Es war eine für Beobachter durchaus interessante Sitzung, damals im März. Denn was da zur Sprache kam, davon hört man in Neuburg auch nicht alle Tage. Der nun angeklagte Rene K. hatte von seinem Dealer 15 Mal Ecstasy gekauft - jeweils zwei bis drei Tabletten, die man im Milieu "Teile" nennt. Je nach Aussehen und Wirkung haben die "Teile" dann Namen wie "Ananas" oder "Schlagring". Doch irgendwann wollte er mehr - mit Bekannten zusammen plante er, eine Großmenge abzunehmen, möglicherweise, um selbst in die Dealer-Szene einzusteigen. Im Raum standen Ecstasy-Tabletten im Wert von 20 000 Euro. Seine Bekannte sprangen dann aber doch ab - und als Rene K. nach eigener Aussage mitbekam, dass sein Verkäufer angeblich auf dem Schulhof seines Neffen Drogen vertickt, ging er zur Polizei, verpfiff den 22-Jährigen und damit sich selbst.

Den Beamten berichtete er auch vom geplanten Großeinkauf, die witterten eine Chance, den Dealer auf frischer Tat zu ertappen und schalteten einen verdeckt ermittelnden Polizisten ein. Der Undercover-Agent traf sich auch mit dem jungen Mann - doch der Kauf kam nicht zustande. Wahrscheinlich hätte er die Menge nicht beschaffen können. Doch das Verkaufsgespräch allein reichte damals im März Richterin Celina Nappenbach aus, den Mann wegen "Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge" und diversen anderen Delikten zu zwei Jahren und zehn Monaten zu verurteilen. Der Angeklagte hat bereits Berufung eingelegt.

Rene K. wiederum wurde jetzt der Prozess am Amtsgericht gemacht. Seine Beteiligung an den Drogengeschäften stand im Grunde nicht zur Debatte, das alles hatte er bereits bei der Polizei und im anderen Verfahren als Zeuge zugegeben. Genauso, wie es strafbar ist, Drogen zu verkaufen, ist es auch illegal, welche zu erwerben. Und das hat Rene K. nachweislich getan. Doch das war nicht alles. Der 24-Jährige hat nämlich zweimal kleinere Mengen Marihuana an einen 13-jährigen Neuburger verkauft. Für dieses Vergehen sieht das Gesetz hohe Strafen vor - weil es sich um einen Minderjährigen handelt. Besonders skurril ist freilich die Tatsache, dass er damals zur Polizei gegangen ist, weil sein Dealer angeblich im Schulhof Drogen verkauft hat - während er selbst an junge Burschen Marihuana abgegeben hat.

Rene K. sitzt momentan wegen eines anderen Vergehens für sechs Monate im Knast, nach dem Prozess am Amtsgericht kommen noch einmal zwei Jahre oben drauf. Richterin Celina Nappenbach sah die Tatvorwürfe als erwiesen an. Staatsanwalt Ingo Desing hatte auf zwei Jahre und sechs Monate plädiert, Verteidigerin Andrea Kremer auf 18 Monate.