Neuburg
„Wir machen mehr, als das Gesetz von uns verlangt“

Audi zeigt enorme Lärmschutzbemühungen – Anwohner bleiben aber kritisch

10.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:19 Uhr

−Foto: Schanz, Sebastian

Neuburg (szs) Auf der einen Seite des Lärmschutzwalls der Weltkonzern, der in seinem Neuburger Fahrerlebniszentrum einen geringeren Geräuschpegel einhält, als er gesetzlich müsste; auf der anderen Seite des Walls die Anwohner, denen die quietschenden Reifen trotzdem auf die Nerven gehen: Nun lud Audi die Nachbarn zu einer Aussprache.

Die Kernbotschaft des Automobilherstellers war klar: „Technisch ist alles ausgeschöpft“, sagte der neue Leiter für die Standortsteuerung, Mate Beric. „Wir können unsere Fahrzeuge nicht noch mehr modifizieren, um sie leiser zu machen, sonst würden wir sie kastrieren.“ Der Charakter der Sportwagen müsse noch erkennbar bleiben – immerhin wolle man Autos verkaufen. Jeder der R8-Boliden, die für die Kundenfahrten um den Rundkurs bestimmt sind, haben extra entwickelte Abgasanlagen mit Schalldämpfern und leisere Zusatzansaugöffnungen. „Mehr geht nicht.“

Den rund 80 Anwohnern aus den umliegenden Ortsteilen und Oberbürgermeister Bernhard Gmehling erläuterte Beric per Video und Präsentation auch die anderen Maßnahmen zum Lärmschutz: sechs Meter hohe Wälle um das Gelände, hohe Gebäude, die den Schall reflektieren sollen, eine bewässerbare Fahrbahn und Flüsterasphalt auf dem Rundkurs. Der sei in zweifacher Hinsicht teuer: Wegen des rauen Belags müsse man teilweise zweimal am Tag die Reifen wechseln, sagte Beric.

Bis zu sechs Dezibel Pegelreduktion würden durch Asphalt und Automodifikationen eingespart. „Wir machen mehr, als das Gesetz von uns verlangt“, betonte auch Rüdiger Recknagel, für den Umweltschutz im Gesamtkonzern zuständig. In Neuburg bedeutet das nicht nur Biotope und Vogelkästen, sondern auch Strom aus Wasserkraft – und stets fahrfreie Sonntage. „Wir dürften am Sonntag fahren, tun es aber bewusst nicht.“ Auch Motorräder seien erlaubt, gehen aber nicht auf die Strecke. Die Schallmatrix, die in der Genehmigung für das Fahrerlebniszentrum vorgegeben ist, würde nur an 20 von 300 Betriebstagen voll ausgeschöpft.

Diese Schallmatrix war für die Anwohner ein großer Kritikpunkt. Denn hier gibt der Gesetzgeber nur Durchschnittswerte vor, die über den Tag verteilt eingehalten werden müssen. In Bruck sind das zum Beispiel 59 Dezibel am Tag und 40 nachts. Die maximale Lautstärke kann aber kurzfristig weitaus höher sein – um mehr als das Doppelte. Wie hoch die maximale Lautstärke in der Praxis liege, konnte Beric nicht beantworten. „Das ständige Fahren des R8 ist zermürbend“, kritisierte eine Heinrichsheimerin. „Warum legt man so ein Fahrerlebniszentrum direkt zwischen zwei Wohngebiete?“, fragte eine Anwohnerin.

Beric verzichtete auf die Gegenfrage, ob sie lieber Industrie in dem vom Stadtrat ausgewiesenen Gewerbegebiet gesehen hätte. Ein Heinrichsheimer regte an, die sechs Meter hohen Lärmschutzwälle mit Bäumen und Büschen zu bepflanzen. Recknagel versprach, den Vorschlag weiterzuverfolgen, auch wenn das Schallgutachten zeige, dass dadurch keine Verbesserung erzielt werden könne.

Was bleibt nach der Aussprache? „Die Bemühungen von Audi sind erkennbar, aber uns ist es immer noch zu laut“, sagte der Brucker Ortssprecher Günter Steinwand und fasste damit die Veranstaltung – die nun jedes Jahr stattfinden soll – in einem Satz zusammen.