Burgheim
Rein ins Getümmel

Der Burschenball der Burgheimer in Schönesberg setzt Maßstäbe in Sachen guter Laune

12.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:50 Uhr

 

Burgheim/Schönesberg (lm) Man muss es erlebt haben. Das ist Fasching in anderer Dimension, eine Fete der ultimativen Art. Fast rührend, dass sich das acht Stunden lang am High-Speed-Limit bewegende Spektakel „Burschenball“ nennt.

Dass jetzt kein Fauxpas unterläuft. Das Unterfangen findet zwar beim Daferner in Schönesberg statt, aber es ist der Burgheimer Burschenball. Das ist wichtig, denn am Rosenmontag folgt an nämlicher Stelle dann der Ehekirchener Burschenball. Da geht’s ganz ähnlich hoch her. Aber meist eben nicht ganz so. Nach der Steilvorlage von diesem Wochenende spricht alles dafür, dass sich am Ranking auch diesmal nichts ändert. Dass nämlich die Burgheimer die Nase vorn haben – das ist den Burgheimern schon wichtig.

Da braucht’s kaum noch Werbung. Mundpropaganda langt. Ach was, die Leute warten schon förmlich darauf. Da mag’s einmal den Ehrgeiz gegeben haben, allem Ball-Sterben zum Trotz die größte Fete weit und breit auf die Beine zu stellen. Längst ist der Event zum absoluten Selbstläufer geworden. Dabei sein ist alles, und das wollen viele. Mit 800 schätzt die Security am Eingang eher vorsichtig.
 

Der Wirt tut das einzig Vernünftige und schafft den Großteil des Mobiliars einfach raus. Eng wird’s trotzdem. „Das ist auch für uns am Limit“, erzählt, soweit man sich überhaupt verständigen kann, der Drummer der Band Hoppala. „So eine Tanzfläche erleben auch wir nicht jeden Abend.“ Ihr normales Ball-Repertoire haben die Musiker aus dem Pfaffenhofener Raum – und in Schönesberg fast schon so etwas wie die Hausband – getrost zu Hause gelassen. Alles, was die letzten fünfzig Jahre Skipisten wie Fußball-WM’s rockte, hämmert zur kollektiven Glücksseligkeit ein. Obwohl eigentlich nirgends ein Durchkommen ist, ist alles ständig in Bewegung. Nie so ganz klar, wohin der Herdentrieb, der einen gerade einverleibt hat, momentan hinführt – aber egal, dufte Stimmung herrscht überall im Haus.

Auf drei Ebenen wird gefeiert, aber Wirtsstube, Sportzimmer sind ebenso belagert. Irgendwo muss es ja Rückzugsreservate geben. Gemeinhin lädt auch das weitläufige Daferner-Freigelände zum gelegentlichen Verweil ein, aber hagere minus 14 Grad schon kurz vor Mitternacht gebieten diesmal Romantik on the Rocks. Im Grobraster lässt sich das Indoor-Areal an diesem Abend in drei Abteilungen einteilen: Unten wird gesoffen, in der Mitte wird getanzt, oben geknutscht, wobei die Grenzen selbstredend fließend sind.

Richtig los, sagen die einen, geht’s sowieso erst um Mitternacht. Denn da müssen „die Kinder“ heim, und davon sind nicht wenige da. Die Eltern haben für den Abend ein gutes Gefühl, schließlich ist der Veranstalter immer noch ein katholischer Verein. Das mit dem Jugendschutz wird ziemlich ernst genommen, und auch so zeigt sich der Veranstalter recht vorbildlich, setzt die ganze Nacht Shuttlebusse ein – wenn’s daheim schon keinen rechten Saal zum Feiern mehr gibt.

Und irgendwie ist das Ganze doch ein „richtiger“ Ball. So viel ausgesprochen hübsche, fantasievolle Kostüme sieht man selten auf einem Fleck, und wie lieb sich die meisten zusammengerichtet haben – da unterscheidet sich dieser Burschenball meilenweit von jeder Disco. Trotz nicht zu geringem Stress-Faktor – es herrscht eine anhaltend ansteckende Grundfreundlichkeit. Und die Band um Sängerin Dine ahnt alsbald schon, dass das mit dem Musikende um drei knapp werden könnte. Die letzte Bustour ist vorsorglich gleich einmal auf 4.30 Uhr terminiert.