Neuburg
AfD räumt kräftig ab - CSU verliert an Boden

Mehr als 71 000 Wahlberechtigte gaben ihre Stimme ab – Hohe Wahlbeteiligung mit 77,37 Prozent

24.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr
Bundestagswahl, 24. September 2017, ob gmehling gibt in neuburg seine stimme ab −Foto: Rein, Winfried, Neuburg (Rein, Winfried)

Neuburg (DK) Mit einer Riesenüberraschung ging gestern Abend die Bundestagswahl im nördlichen Landkreis über die Bühne. CSU-Bewerber Reinhard Brandl gewann zwar das Direktmandat, musste aber deutliche Verluste hinnehmen. Die AfD ging als zweitstärkste Kraft aus der Arena.

Wahlsieger Reinhard Brandl war gestern Abend hin- und hergerissen. Sein persönlicher Wahlerfolg im Stimmkreis und in Neuburg werde „sehr gedämpft durch das Gesamtumfeld“. Damit meint der wiedergewählte CSU-Abgeordnete die starken Verluste seiner Partei in Bayern mit dem gleichzeitige Erstarken der AfD. „Ich halte das für sehr besorgniserregend“, so Reinhard Brandl. Und „dass sich die SPD jetzt vom Acker macht, wird das Regieren in Berlin nicht leichter gestalten.“ Die Ergebnisse einer Umfrage unter AfD-Wählern könne er nur teilen. Darin heißt es, die AfD spreche die Probleme an, aber sie könne sie nicht lösen.

Der Ingolstädter CSU-Abgeordnete freut sich sehr über sein Abschneiden in Neuburg und den Umlandgemeinden. Reinhard Brandl verzeichnete bei einer sehr hohen Wahlbeteiligung von 77,37 Prozent durchwegs fünf bis zehn Prozent mehr persönliche Stimmen als Parteistimmen. Der Abgeordnete: „Dafür bedanke ich mich und ich nehme diesen neuen Auftrag an, um mit aller Kraft für den Wahlkreis und den Kreis Neuburg-Schrobenhausen weiterzuarbeiten.“ Hatte Brandl bei der Wahl 2013 noch 65 Prozent der Erststimmen erhalten, waren es jetzt nur noch 51,7 Prozent. Seine Partei fiel von 59,6 auf 44,4 Prozent ab.

CSU-Kreisvorsitzender Alfred Lengler sieht die CSU im Windschatten der CDU vom Wähler mit abgestraft. Er hatte mit einem zweistelligen Ergebnis der AfD gerechnet. „Ich gehe unter die Leute, gehe an Stammtische und da habe ich das schon mitbekommen.“ Schuld sei „die Flüchtlingspolitik der Frau Merkel. Aber auch die Rente war ein Riesenthema. Dass eine syrische Familie nach Deutschland kommt und 1520 Euro im Monat erhält, ohne in die Sozialsysteme eingezahlt zu haben, das versteht doch kein Mensch. Die CSU hätte sich in der Asylpolitik viel nachhaltiger dagegen stemmen müssen“, sagte Lengler, der auch die Aufteilung des Landkreises in zwei Wahlkreise kritisiert. „Man kommt sich vor wie ein Fußabstreifer, der mal da, mal dorthin geworfen wird.“

Am Auwaldsee in Ingolstadt jubelten die AfD-Mitglieder angesichts der ersten Hochrechnung: bundesweit 13 Prozent für die rechtspopulistische Partei. „Das ist eine deutliche Warnung der Bürger, dass sich die Politik ändern muss“, rief Direktkandidatin Christina Wilhelm. Das gute Ergebnis im Bund und in Bayern habe sie positiv überrascht. Mit ihrem eigenen Ergebnis (13,9 Prozent in Neuburg-Schrobenhausen Nord) ist die AfD-Bewerberin zufrieden, zum Einzug in den Bundestag reicht Listenplatz 23 allerdings nicht. Das klappt für den jungen Freisinger Kandidaten Johannes Huber (Platz 13), der gestern mit 100 Mitgliedern und Sympathisanten der Alternative für Deutschland sein Mandat am Auwaldsee frenetisch feierte.

Nach feiern war bei der SPD niemandem zumute: „Das Wahlergebnis ist ein Tiefschlag und auch ein Rückschlag“, sagte Kandidat Werner Widuckel (13,1 Prozent). „Es gibt ein großes Potenzial von Enttäuschten, und es ist unsere Aufgabe, die wieder zu erreichen.“ Für seine Person stellt er klar: „Ich bleibe ein aktiver Sozialdemokrat in Gemeinde und Landkreis. Aber es war definitiv meine letzte überregionale Kandidatur.“