Neuburg
Volksbegehren auf der Zielgeraden

Unterstützer warnen vor zu großer Euphorie - Zahlreiche Unterschriften im Neuburger Land

11.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:39 Uhr
Vielfalt in der Natur: Das Volksbegehren will das Insektensterben stoppen. Im Neuburger Umland ist die Zahl der Unterstützer größtenteils über der erforderlichen Marke. −Foto: Janda/DK-Archiv

Neuburg (sja) Beim Volksbegehren für mehr Artenvielfalt kommt es nun auf jede Stimme an - auch im Neuburger Umland. Zwar haben die Unterstützer in den meisten großen Gemeinden die Hürde genommen. Das Aktionsbündnis warnt allerdings vor übertriebener Euphorie - und räumt mit einigen vermeintlichen Fakten auf.

In den Rathäusern der Region herrscht ein stetes Kommen und Gehen. "Heute war es recht viel, so wie in der letzten Woche auch schon", erklärt beispielsweise Edelgard Wuka von der Burgheimer Verwaltung. 360 Bürgerinnen und Bürger haben in der Marktgemeinde bis gestern Mittag bereits unterschrieben. Die Zehn-Prozent-Hürde ist damit knapp überschritten. Ähnlich sieht es in Rennertshofen mit 378 Unterstützern, in Karlshuld mit 495 und in der Stadt Neuburg mit 2150 Unterschriften aus. Von den großen Gemeinden im nördlichen Landkreis hinkt einzig Königsmoos etwas hinterher. 289 Unterstützer haben dort laut Verwaltungsmitarbeiterin Charlotte Roloff bereits unterschrieben. "Es kommen aber jeden Tag Leute", erklärt sie.

Über zu wenig Andrang können sich auch die Unterstützer des Volksbegehrens bei ihren Veranstaltungen nicht beklagen. Und auch das Interesse der Landwirte, die meist gegen die Initiative sind und sich von ihr zu Unrecht an den Pranger gestellt sehen, war groß. "Mit ihnen konnte man sehr gut über das Thema sprechen", stellt Günter Krell als Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz fest. Das galt bei Infoständen ebenso wie bei einem Abend im Haus im Moos in Kleinhohenried, zu dem überwiegend Landwirte gekommen waren. "Dabei geht es uns nicht darum, einen Berufsstand zu diffamieren", sagt Thomas Hümmer vom Aktionsbündnis. Krell ergänzt: "Bauernbashing war überhaupt nicht unsere Absicht."

Der ÖDP-Politiker Hümmer aus Karlshuld hat seinen Parteikollegen Franz Hofmaier aus Ingolstadt zu dessen Vortrag im Haus im Moos begleitet und sich dort der Diskussion mit den Landwirten gestellt. Gleichzeitig nutzte Hofmaier die Gelegenheit, mit einigen Falschinterpretationen zum Volksbegehren, die im Internet kursieren, aufzuräumen. Das betraf unter anderem die Entschädigungsregelungen für Landwirte, die nicht enthalten sind - weil das für ein Volksbegehren gar nicht zulässig wäre, wie er erklärte. Auch die Behauptung, dass die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln in Deutschland nicht steigt, ist Hofmaier zufolge falsch. Einzig bei der Bio-Milch hat es nach seinen Worten bereits ein Überangebot gegeben. Andere Kritikpunkte, etwa dass es für Steingärten kein Verbot gibt, sollen Hofmaier zufolge an Stadt- und Gemeinderäte herangetragen werden. Denn die Kommunen hätten dabei auch eine Handhabe.

Gleichzeitig berufen sich die Unterstützer des Volksbegehrens auch auf Ministerpräsident Markus Söder, der den Großteil der Inhalte unterstützt. Und der letztlich mit Regierung und Landtag auch für die finale Umsetzung verantwortlich wäre. "Denn im Vorschlag der Regierung kann viel Besseres rauskommen", findet Hümmer, der das Volksbegehren vor allem als Weckruf für die Politik verstanden wissen will. Daher warnt er ebenso wie das restliche Aktionsbündnis im Landkreis davor, angesichts der gestern veröffentlichten Zahlen, wonach nur noch 50000 Unterschriften im Freistaat fehlen, auf die Bremse zu drücken. "Es kommt auf jede Stimme an", sagt er.

Das sieht auch Günter Krell so, der "zum Endspurt noch einmal aufdrehen" will - unter anderem bei Infoständen. Grundsätzlich zeigt sich der Fachmann aber hoch zufrieden über die bisherige Resonanz und gratuliert den schier unermüdlichen Helfern, die eine Vielzahl an Gesprächen geführt haben. "Die Besucher an den Ständen wollen vor allem Informationen", sagt er. Die wenigsten hätte dabei reine Kritik geübt.