Attenfeld
Ein besonderer Ort

Attenfelder feiern Gottesdienst in Willibaldsruh

05.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:06 Uhr

Nachdem Pater Johannes Weise das Wasser im Stein neben der Willibaldskapelle gesegnet hatte, nutzte er es als Weihwasser für alle Gottesdienstbesucher - Foto: Hammerl

Attenfeld (ahl) Heiß und trocken war der Weg hinauf für die Pilger, die sich singend und betend von Attenfeld aufmachten, um an der Kapelle „Willibaldsruh“ im Attenfelder Wald die Messe zum Willibaldifest zu feiern. „Es muss ein besonderer Ort sein, dass sogar viele Bergener, die so eine schöne Wallfahrtskirche haben, hier nach Willibaldsruh kommen“, meinte Pater Johannes Weise.

Wer sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad hierher begeben habe, der könne am besten nachspüren, wie es dem heiligen Willibald ergangen sei, der hier mit seinem Pferd Rast gemacht habe und Durst hatte, so begrüßte er die zahlreichen Gläubigen, von denen das Gros allerdings mit dem Auto gekommen war. Der Legende nach klopfte Willibalds Pferd mit seinem Huf auf den Felsen neben der Kapelle, woraufhin Wasser in den Löchern zutage trat. Bis heute sei das Wasser nie versiegt, meinte Pater Johannes, der sich bei Kirchenpflegerin Emmy Böhm und ihrem Vater und Vorgänger Leonhard Seitz, die den Festgottesdienst vorbereitet hatten, eingehend erkundigt hatte, ob sie nicht regelmäßig „mit einem 50-Liter-Fass Wasser nachhelfen“ Sie hätten ihm aber versichert, dass dem nicht so sei.

Wie Willibald, der um 720 mit Vater und Bruder zu einer Pilgerfahrt ins Heilige Land aufgebrochen war, so stünden die Christen auch heute noch in den Fußstapfen Jesu, der Apostel und Heiligen. Willibald hatte, so berichtete Weise in seiner Predigt, alle wichtigen Stätten, darunter Jerusalem und Golgatha besucht, sowie das Land durchstreift bis Konstantinopel, um Märtyrergräber und die Orte zu sehen, wo die ersten christlichen Gemeinden entstanden waren. „Je mehr das Christentum verfolgt wurde, umso höher schätzten die Menschen ihren Glauben“, erinnerte der Pater an die Anfänge des Christentums. „Tage wie heute“ sollten dazu dienen, den Glauben zu vertiefen. „Gehorcht euren Vorstehern, besucht die Kirchen und lasst Eure Kinder taufen“, forderte Weise und setzte mit Augenzwinkern hinzu: „Damit ihr keinen Ärger an der Himmelspforte bekommt und wir keinen Anschiss, weil wir es euch nicht gesagt haben.“ Die Schuttertaler Musikanten begleiteten die Gläubigen bei ihren Liedern und zuletzt durfte auch die Bayernhymne nicht fehlen.

Den wohl weitesten Anfahrtsweg hatte Familie Döring aus Mindelheim, der der Wald rund um die Kapelle gehört – womit die Auflage verbunden ist, sich um die Kapelle zu kümmern. „Dass dem Wasser Heilkraft für die Augen nachgesagt wird, hat aber nichts damit zu tun, dass wir eine Augenarztfamilie sind“, versicherte Monika Döring und ergänzte vergnügt: „Falls die Praxis mal nicht mehr läuft, dann hole ich mir hier Wasser.“ Die Familie besitzt den Wald erst in dritter Generation, die steinerne Kapelle war schon Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet worden, nachdem hier jahrhundertelang eine hölzerne Kapelle gestanden hatte. 1588 war sie bereits auf einer Landkarte des Neuburger Landgerichts eingezeichnet.

Nach dem Festgottesdienst war Attenfeld autofreier Raum – die Ortsdurchfahrt war für das Willibaldsfest mitten im Ort gesperrt. Dort saßen Besucher und Einheimische noch gemütlich zum Mittagessen und Kaffee trinken zusammen.