8926 Flugkilometer bis zum Ziel

12.08.2009 | Stand 03.12.2020, 4:44 Uhr

Erste Kontakte: Die Neuburgerin Mechthilde Lagleder ist für drei Wochen in Südafrika. Ihr Bruder Pater Gerhard leitet dort die Hilfsorganisation Bruderschaft des Seligen Gerhard. - Foto: oh

Mandini (DK) 8926 Kilometer im Flugzeug liegen vor mir und meinem Bruder Pater Gerhard Tonque Lagleder. Nachts gibt es Turbulenzen, wir müssen die Gurte anlegen. Das Flugzeug ist gerade über der Demokratischen Republik Kongo. Angst habe ich nicht. Über dem Flugzeug strahlt der Mond und die Sterne funkeln.

Später landen wir in Johannesburg und steigen dort in einen Inlandsflieger nach Durban um. Den dortigen Flughafen erreichen wir gegen 11 Uhr. Axel Pape, der Geschäftsführer des Blessed Gérard’s Care Centres, bringt uns sicher in das etwa 100 Kilometer nördlich von Durban gelegene Mandini.

Alles rüstet sich für die WM

Die Fahrt auf der Autobahn führt durch Südafrikas Hügellandschaft. Was uns auffällt: Es wird überall gebaut. Slums, die direkt an der Autobahn liegen, werden abgerissen. Neue Häuser entstehen im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus. Im kommenden Jahr ist die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika – das ist auch am Flughafen in Johannesburg nicht zu übersehen. Alles rüstet sich.

Riesige Maisfelder erstrecken sich über die Hügelketten in die Täler. Immer wieder sind kleine Feuer zu sehen. Die Reste der Zuckerrohrernte werden abgebrannt, die Felder sind frisch gepflügt. Palmen und blühende Bäume säumen den Weg. Ein weiter Blick eröffnet sich in das Tal des Tugelaflusses.

Noch neun Kilometer von der Hauptstraße bis nach Mandini. Die Vegetation wird dichter, einige Menschen sind zu Fuß unterwegs. Um die große Papierfabrik Sappi herrscht reges Treiben. 1991 war ich schon mal in Südafrika. Wo heute das Care Centre steht, war früher noch eine grüne Wiese.

Die Ankunft ist herzlich. Im ganzen Haus hängen Schilder. "Siyakwamukela ukubuya kwakho Baba ekahaya, ikakhulukazi no Frau Mechthilde" steht dort – "Herzlich willkommen daheim, Pater Gerhard und ein besonders herzliches Willkommen Frau Mechthilde". Mein Bruder stellt mich den Mitarbeitern vor. Gott sei Dank habe ich das Begrüßungsritual der Zulu noch nicht vergessen.

Nach einer kurzen Pause führt mich Gerhard durch das Haus. Alle freuen sich über seine Heimkehr. Wir gehen auf den Spielplatz, wo die kleineren Kinder des Heimes mit ihren Betreuerinnen spielen. Als sie meinen Bruder entdecken sind sie nicht mehr zu halten: "Father, Father, you’re back", tönt es über den ganzen Spielplatz. Alle laufen auf ihn zu und umarmen ihn. Jeder hatte mir gleich sehr viel zu erzählen.

Singen und Spielen

Am Abend stehen die größeren Kinder, die in einer Wohngruppe leben, an der Treppe und singen Gerhard ein Ständchen. Er lädt sie spontan zu sich ein, zusammen mit Schwester Edith, ihrer Erzieherin. Wir erzählen uns viel und spielen Rätselraten.