Goldregen in den Rocky Mountains

12.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:12 Uhr

Werner Eickenberg aus Hundszell ist Deutschlands bester Eiskunstläufer mit geistiger Behinderung. Das zeigt der 21-Jährige derzeit elegant bei den Weltwinterspielen in den USA. - Foto: SOD/Siermann

Ingolstadt/Boise (DK) Rund 3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 100 Ländern messen sich bei den Weltwinterspielen der Special Olympics für Menschen mit geistiger Behinderung. Unter den Athleten sind auch drei Ingolstädter, die sich mindestens zwei Goldmedaillen im Eiskunstlauf gesichert haben.

Die Weltwinterspiele sind nicht irgendeine Sportveranstaltung. In Boise, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Idaho, schaute mitten in den Rocky Mountains zum Beispiel der neue Vizepräsident Joe Biden vorbei. Auch der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger ist regelmäßiger Gast, was mit seiner angeheirateten Verwandtschaft zu tun hat. Schwiegermutter Eunice Kennedy-Shriver (inzwischen 87) ist die Gründerin der Special Olympics. Und Ehefrau Maria Shriver engagiert sich auch stark, um den Menschen mit Behinderung die Prinzipien der Sportbewegung erlebbar zu machen: Fähigkeiten entwickeln, Mut zeigen, Teilen lernen und Freude haben.

Letzteres geht besonders, wenn die sportliche Leistung belohnt wird. Bei den drei Ingolstädter Sportlern in der 114 Mitglieder starken Delegation aus Deutschland ist das definitiv der Fall. Melanie Kriz, 20, und Michael Bergrath, 19, vom Caritas-Zentrum St. Vinzenz gewannen bei ihrer ersten Teilnahme im Eiskunstlauf gleich die Goldmedaille. Die Leistungsgruppen sind zwar so fair aufgeteilt, dass viele Sportler die Chance auf eine Medaille erhalten. Doch Melanie musste sich in der Leistungsklasse eins immerhin gegen sechs gleichaltrige Konkurrentinnen durchsetzen. Sie verwies eine Japanerin und ein Mädchen aus Taiwan auf die Plätze. Michael gelang dasselbe: Auch bei ihm folgten ein Jugendlicher aus Japan und aus Taiwan auf dem "Stockerl".

Nach dem Pflichtprogramm Anfang der Woche lagen die beiden Ingolstädter in ihren Klassen schon aussichtsreich. Am Mittwoch machten sie auf dem Eis der Qwest-Arena zu Idaho, die 5000 Zuschauern Sitzplätze bietet, bei der Kür die Überraschungen perfekt.

Den Erfolg komplettierte Werner Eickenberg aus Hundszell. Er startete in der Klasse vier von sechs möglichen. Entsprechend stark war auch die Konkurrenz. In der Kür gestern Abend unserer Zeit hatte Werner seinen großen Auftritt und sicherte sich eine Medaille – ob Gold, Silber oder Bronze stand bis Redaktionsschluss noch nicht fest.

An der Bande hatte Werner nicht nur seine Schwester Franzi stehen, die Cheftrainerin der deutschen Eiskunstläufer ist. Werner wird auch von einer Filmkamera begleitet. Die Journalistin Terri-Lee Fiedler, die ihn bereits im November in Ingolstadt besucht hatte, wich Werner auch in Boise selten von der Seite. Ihre Kamera fing auch ein, wie die jungen Leute von einer Eiskunstlauf-Legende besucht wurden: Scott Hamilton. Der US-Amerikaner war von 1981 bis 84 Weltmeister und 1984 Olympiasieger in Sarajewo. Hamilton war der große Konkurrent von Norbert Schramm (Dschungelcamp), der ihn nie besiegen konnte.

Am Montag werden die Ingolstädter Athleten und Trainerin Franzi in der Heimat zurück erwartet. Ein Empfangskomitee steht vor St. Vinzenz bereit.