Mailing-Feldkirchen
Ingolstadts kleine Schwestern

04.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:50 Uhr
Die Marienkirche in Mailing-Feldkirchen (oben) stammt aus der Zeit der Spätgotik, 14. Jahrhundert; an der Nordseite befindet sich eine Kapelle aus dem 15. Jahrhundert. −Foto: Bartenschlager/Schalles

Enge Verbindungen zwischen Mailing-Feldkirchen und Ingolstadt bestehen nicht erst seit der Gebietsreform, sondern seit Hunderten von Jahren. Nicht immer war das von Vorteil für die kleinen Orte

Enge Verbindungen zwischen Mailing-Feldkirchen und Ingolstadt bestehen nicht erst seit der Gebietsreform, sondern seit Hunderten von Jahren. Nicht immer war das von Vorteil für die kleinen Orte

Im Zuge der Gebietsreform von 1972 haben sich zahlreiche Orte unter Ingolstadts Fittiche begeben, darunter Mailing und Feldkirchen. Was darüber gern vergessen wird: Beide Dörfer gehörten schon einmal Jahrhunderte lang zu Ingolstadt – nicht immer zu deren Vorteil, obwohl die Einwohner Bürgerrechte genossen. Diese erste „Eingemeindung“ fand 1347 statt: Feldkirchen wurde in den Burgfrieden der Stadt eingegliedert.

Doch ist die Beziehung zwischen Feldkirchen und Ingolstadt wesentlich älter und möglicherweise außerordentlich eng. Es geht um die erste schriftliche Erwähnung Ingolstadts in der Reichsteilungsurkunde Kaiser Karls des Großen. Er verfügte, dass
sein Sohn, der ebenfalls auf den Namen Karl getauft war, den Königshof „Ingoldesstat“ erhalten sollte. Dieses „Ingoldesstat“ könnte in der heutigen Altstadt zu suchen sein, aber laut Archäologen genauso gut im heutigen Feldkirchen. Wie sich das Verhältnis zwischen Feldkirchen und Mailing auf der einen und Ingolstadt auf der anderen Seite in den nächsten Jahrhunderten weiterentwickelte, ist wenig bekannt.

1347 griff Kaiser Ludwig der Bayer zur Feder und setzte eine Unterschrift unter ein Dokument, das die Bewohner von Feldkirchen und Mailing zu Bürgern der Stadt machte. Damit genossen sie zwar Schutz und gewannen bestimmte Rechte, mussten aber gleichzeitig bestimmte Pflichten übernehmen, beispielsweise alle Jahre zu Pfingsten den Stadtbach reinigen. Oder sie waren zu Forstarbeiten eingespannt. Ingolstadt hat seine kleinen Schwestern wohl auch nicht immer pfleglich behandelt. So beklagten sich die Mailinger und Feldkirchener 1580 darüber, dass sie für ihre Neubauten städtische Maurer und Zimmerer beschäftigen mussten, im Gegenzug die örtlichen Schneider aber nicht in Ingolstadt arbeiten durften.

Eine andere Beschwerde betraf den Vorwurf, dass die Ingolstädter Bäcker zu leichtes Brot lieferten. Der Rat der Stadt verfügte darauf, dass die Torwächter Gewichts-
kontrollen bei den nach Mailing und Feldkirchen gelieferten Brotlaiben vornehmen sollten. Das Verbot des Bierausschanks für Feldkirchen, das bis 1560 Bestand hatte, dürfte dort auch nicht gerade Begeisterungsstürme ausgelöst zu haben. Andererseits galten die Bauern von Feldkirchen als recht wohlhabend. Daher rührt vermutlich auch der Dorfspitzname. Die Feldkirchener sind die „Feinen“ oder auch die „Stadtfracks“.

1813 wurde die Zugehörigkeit zur Stadt aufgehoben. Mailing und Feldkirchen schlossen sich zu einer politischen Einheit zusammen. Im Zug der Gebietsreform 1972 war es aber keine Frage, dass sich Mailing-Feldkirchen wieder an Ingolstadt anbinden würden. Das althergebrachte Verhältnis aber spiegelt sich heute noch wider: Ausgerechnet bei Mailing-Feldkirchen befinden sich die Müllverbrennungsanlage und die Kläranlage.

Wissenswertes aus Mailing/Feldkirchen

Pest wütet nur in Mailing

1627 brach in Mailing die asiatische Beulenpest aus und forderte zahlreiche Todesopfer. Das Nachbardorf Feldkirchen dagegen blieb von der Krankheit verschont.

Steinreich

Ab 1954 wurden auf Mailinger Flur intensiv Kies und Sand gefördert. Täglich transportierten Laster rund 1000 Kubikmeter Kies, Sand und Splitt aus drei Kieswerken und drei Gruben ab.

Baggersee

Der Kies-Boom war bereits 1970 wieder zu Ende. Aus den verschiedenen Kiesweihern entstand ein Baggersee, heute ein beliebtes Naherholungsgebiet.

Luftangriff

Ein verheerender Luftangriff am 15. Januar 1945 forderte in Feldkirchen 22 Tote und sieben Schwerverletzte. Das eigentliche Angriffsziel, die Munitionsfabrik Desching, wurde verfehlt.

Tödlicher Zweikampf

Graf Konrad Mailinger musste bei Pförring einen Zweikampf mit dem Grafen von Muggenthal austragen. Dabei kamen beide Duellanten ums Leben.

Heiliger als Religionslehrer

In Mailing gab es bereits 1639 eine Schule. Der hl. Canisius soll hier den Mailinger Kindern Religionsunterricht erteilt haben.