stadtgeflüster
Multinationales Hilfskontingent

19.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:42 Uhr

(khh) Wir wussten es ja schon immer: Die Welt ist böse - auch und gerade zu Zeiten des Pfingstvolksfestes.

Was mussten wir da in dieser Woche nicht alles lesen über prügelnde und pöbelnde Besucher auf der Ingolstädter Wiesn. Und bei den meisten Raufereien - so steht es jedenfalls in der Heimatzeitung - war übermäßiger Alkoholkonsum im Spiel. Oder anders ausgedrückt: Die Schläger waren total besoffen.

Zu tief ins Glas geschaut hatte ganz offensichtlich auch ein Herr so um die 60 am vergangenen Sonntagabend. Torkelnd steuerte er nahe des Festplatzes in Richtung seines abgestellten Radls. Doch aufsteigen konnte der stämmige Herr nicht mehr - der Rausch übermannte den Mann, und er landete mitten auf der Wiese. Als wir das mit eigenen Augen sahen (unsereins war ebenfalls von einem Festzelt in Richtung Heimat unterwegs), konnten wir einfach nicht anders und zogen den Gestrauchelten nach oben. Gleichzeitig eilten zwei hilfsbereite junge Leute herbei.

Sie fragten nicht lange und hakten den Betrunkenen einfach unter. Zwei schweißtreibende Kilometer lagen nun vor der dreiköpfigen Hilfstruppe (darunter auch der Verfasser dieser Zeilen). Schließlich brachte das Trio den Paradebayern sicher nach Hause.

Sie werden jetzt sicherlich denken: So außergewöhnlich ist das Ganze ja auch nun wieder nicht. Ist es aber doch! Schließlich hatte sich an jenem Abend ein bayerisch-afghanisches Hilfskontingent zur Rettung eines Betrunkenen gebildet! Zwei grazile Flüchtlinge und ein (etwas beleibterer) Zeitungsmann waren im Einsatz. Die beiden Afghanen, die übrigens recht gut Deutsch sprachen, marschierten anschließend freudestrahlend zurück in die Asylbewerberunterkunft.

Also: Die Welt scheint ja doch nicht so böse zu sein!