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Stadtgeflüster vom 20. September 2017

19.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

(sic) Übrigens: Am 31. Oktober jährt sich zum 500. Mal der Beginn der Reformation. Ein historisches Ereignis, das die Welt Martin Luther verdankt. Dieses Jubiläum müsste sich eigentlich langsam herumgesprochen haben. Schließlich hagelt es seit bald ewigen Zeiten Erinnerungen an jenen Tag des Thesenanschlags zu Wittenberg 1517. Bitte nicht verwechseln mit dem Reinheitsgebot! Das war 1516.

Martin hier, Martin dort (also Luther, nicht Schulz). Auf Teufel komm raus - sofern man das im Geiste des Protestantismus sagen darf. Sensiblen Lutherischen kommt es inzwischen so vor, als habe der Veranstaltungsreigen "500 Jahre Reformation" kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg begonnen.

Es gibt aber auch Jahrestage, die weniger Beachtung finden. Heuer hätte man zum Beispiel prima das Jubiläum "Vor 20 Jahren gewann Jan Ullrich die Tour de France" feiern können. Wollte aber keiner. Das für den deutschen Radsport in jederlei Hinsicht epochale Ereignis ist beflissen übersehen worden.

Auch in Ingolstadt wäre bald an einen Jahrestag zu erinnern: "40 Jahre Schulzentrum Südwest". Die Ochsenschlacht, wie ältere Ingolstädter bis heute sagen, wurde am 14. Oktober 1977 eingeweiht. Bisher hat die Stadt allerdings noch keine Einladungen für eine Jubiläumsfeier verschickt. Warum eigentlich? Schließlich war der Festakt damals sehr würdevoll (von einer Bombendrohung mal abgesehen): Franz Riederer, der Direktor des Apian-Gymnasiums, bemerkte: "Das Besondere an dem neuen Schulzentrum ist die enge Zusammenarbeit von vier Schulen bei völliger Selbstständigkeit." Da schmunzelte jeder, der die Vorgeschichte kannte: Eigentlich wollte die Stadt Ingolstadt hier eine Gesamtschule bauen. Eine Gesamtschule! In Bayern! Das muss man sich mal vorstellen. Aber da war Gott vor. Und das Kultusministerium, das diese linksradikale Anwandlung sofort unterband.

Auch OB Peter Schnell sprach bei der Eröffnungsfeier einen bemerkenswerten Satz: "Das Schulzentrum Südwest ist kein Prachtbau, aber es wurde sehr kostengünstig erstellt." Für 53 Millionen Mark; Ingolstadt war damals keine reiche Stadt.

32 Jahre später errechnete das Baureferat, dass die nötige Sanierung des Schulzentrums über 60 Millionen Euro kosten würde. Darauf donnerte Alfred Lehmann, Schnells Nachfolger: "Das lasse ich so nicht laufen!"

Als Folge laufen jetzt die Vorbereitungen für den Abriss des Schulzentrums und das neue Apian-Gymnasium. Und laufen. Und laufen. 2019 wird Lehmanns Machtwort zehn Jahre her sein. Jubiläum!

Ach ja: Am 6. Oktober lädt der Freundeskreis des Apian-Gymnasiums ins Schulzentrum - jedoch nicht, um dessen Baugeschichte zu würdigen, sondern um den 25. Jahrestag der Vereinsgründung zu begehen. Oswin Dotzauer, Universalhistoriendarsteller der Stadt, führt ab 18 Uhr durch seine frühere Schule. Das wird ein Spaß.