Brückenschlag nach "Jurien"

16.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:39 Uhr

Sichern das Nordufer: Mit Schnellbooten setzten die ersten Soldaten der Pioniere über. Die Autobarriere im Hintergrund schob später ein Räumpanzer "Dachs" zur Seite.

Münchsmünster/Ingolstadt (DK) Was ein echter Pionier alles können muss, zeigt die Bundeswehr in dieser Woche wieder in der Kaserne Münchsmünster und an der Donau bei Wackerstein. Die Inhalte der jährlichen Großübung werden seit diesem Jahr in der neuen Pionierschule in der Kaserne Auf der Schanz in Ingolstadt gelehrt.

"Hier ist Radio Jurien 3 mit einer Sondermeldung!" So erklingt es am Donauufer bei Wackerstein. Die Lage ist ernst. Das krisengeschüttelte "Almanien" hat sich aus der Unruheprovinz "Jurien" zurückgezogen und überlässt das Feld der "Multinational Brigade East". Die liegt jenseits der Donau in "Bavarien" und wartet nur darauf, den Grenzfluss nach Norden zu überqueren. Radio Jurien erinnert die Bevölkerung: Die Truppen kommen, um zu helfen. Denn just vor der Sondermeldung haben sich alle Seiten auf ein internationales Abkommen geeinigt, so dass die Friedenstruppe unter der Beteiligung der Bundeswehr einrücken darf – und schon stoßen bei Wackerstein die ersten gepanzerten Fahrzeuge ans südliche Ufer.

Von dieser Lage gehen alle Beteiligten aus, die in dieser Woche an der Pionierübung in und um Ingolstadt teilnehmen. Früher hieß die Lehrübung "Hamburg". Diese Zeiten sind längst vorbei: Tiefflieger, Hubschrauber, Kampftruppen oder -panzer gibt es schon ein paar Jahre nicht mehr bei der Pionierübung zu bestaunen. Es kracht und scheppert ein bisschen weniger als früher. Dafür deuten ganz neue Fahrzeuge an, dass sich die Zeiten für die Bundeswehr geändert haben. Das ist der Lerneffekt aus den fortwährenden Auslandseinsätzen.

Bis die Pioniere an der Donau "Jurien" retten dürfen, zeigen in der Kaserne Münchsmünster zunächst Einheiten des ABC-Abwehrregiments 750 "Baden", welche Gerätschaft sie haben. Wie eine Militärtechnikmesse kommt die Vorführung der Einheit daher. Zu krachender Musik aus Boxen rollen die Fuchs-Spürpanzer an und sucht atomare und chemische Kampfstoffe. Einer für biologische sei gerade in der Entwicklung, heißt es. Die Offiziere aus 46 Nationen, die derzeit einen Generalstabslehrgang besuchen und auf der Tribüne in der Kaserne zusehen, hören es mit Wohlwollen. Der Fuchs gehört zu den Exportschlagern.

Soldaten auf Quads zeigen anschließend, wie sich eine ABC-Probe möglichst schnell in ein Feldlabor bringen lässt. Auch sie spielen ein Szenario, nachdem es eine Explosion bei blauen Fässern und etwas Rauch gegeben hat. Am Ende der gespielten Untersuchung lautet die Diagnose aus dem Labor: "Nur Pestizid" – also keine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben.

Zeit für das nächste neue Fahrzeug: Einen Vierachser, auf dem der Truppenentgiftungsplatz TEP 90 in drei mobilen Einheiten Platz findet. Das Lied "Car Wash" wird passenderweise eingespielt, als die Fahrzeuge unter anderem mit Dampfstrahler gesäubert werden.

Nach der ABC-Show dürfen die Pioniere dann zum Sturm auf das andere Ufer ansetzen. Ihr Handwerk lernen sie seit kurzem an der neu eröffneten Pionierschule in Ingolstadt. Passend dazu wird erstmals bei der Lehrübung der nach dem Wüstenfuchs Fennek benannte Spähwagen aufgefahren. Stückpreis 1,6 Millionen Euro. Die Bewohner von "Jurien" interessiert das aber wenig. Sie sind froh, dass die multinationale Truppe da ist.