Fehlplanung Glacisbrücke

11.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:05 Uhr

Zu "Schlechte Zeiten für Schleicher" (DK vom 17. November) und zum Verkehr im Alten Westviertel und auf der Ringstraße:

Da werden tatsächlich Wünsche zu einer vierten Spur für die Westliche Ringstraße und Gedanken über eine vierte Donauquerung als "extreme Lösungsansätze" bezeichnet. Ich frage mich, was an dem Gedanken extrem sein soll, eine in ihrem sonst nahezu gesamten Bereich vierspurige Ringstraße auch dort vierspurig zu machen, wo die fehlende Spur täglich zu massivem Stau führt. Ich frage mich aber auch, welche "extreme" Gedankenspiele gemacht wurden, um vor einiger Zeit eine Lärmschutzwand für einige Anwohner zu errichten, anstatt eine Ringstraße in gleicher Breite weiterzuführen, wie sie sonst verläuft.

Mir ist völlig klar, dass die Korrektur des Kardinalfehlers Westliche Ringstraße auch eine Korrektur der dritten Donauquerung, nämlich der Glacisbrücke verlangt, die schon seit ihrer Planungsphase nicht ausreichend war und eine Engstelle darstellt. Wer heute das Verkehrs- oder besser Stauaufkommen im Bereich Westliche Ringstraße mit den Verhältnissen im Bereich Schillerbrücke vergleicht, kann dann vielleicht auch erkennen, dass die Forderung nach einer vierten Donauquerung westlich vom Stadtzentrum kein extremer Lösungsansatz ist, sondern eine Reaktion auf die ständig wachsenden Verkehrsflüsse vom nordwestlichen Bereich vor und aus Ingolstadt. Die aktuelle Gestaltung der Westlichen Ringstraße wurde, soweit ich mich erinnere, damals auch damit begründet, dass man den Grünring nicht weiter angreifen wolle, was mit einer vierten Spur nicht zu vermeiden gewesen sei. Man machte hier quasi Umweltschutzansprüche geltend.

Ganz abgesehen davon, dass mir diese Aussage fragwürdig erscheint, möchte ich aber auch einmal die Frage stellen, ob der heute täglich stattfindende Stau nicht mehr Umweltschäden verursacht. Ich glaube nicht, dass eine solche Verbreiterung tatsächlich ein spürbares Abholzen von Bäumen verlangen würde. Ich glaube eher, dass die vierte Spur für die Westliche Ringstraße, wenn sie käme, den Fehler der eindeutig zu schmalen Glacisbrücke noch weiter verdeutlichen würde. Wahrscheinlich soll aber genau das vermieden werden.

Ich glaube nicht, dass man das Thema Westliche Ringstraße einfach mit der Diskussion über eine vierte Donauquerung in einen Topf werfen kann. Die Anpassung von Ringstraße und Glacisbrücke an das heutige Verkehrsaufkommen wäre mit deutlich geringerem Aufwand zu erreichen, als eine vierte Donauquerung, würde aber viel schneller zu einer spürbaren Entlastung aller Betroffenen führen!

Vielleich gelangt man ja irgendwann auch in Ingolstadt zu der Erkenntnis, dass man Straßen ständig dem aktuellen und zu erwartenden Verkehrsaufkommen anpassen muss. Es geht hier nicht darum, irgendjemandem Fehler anzulasten. Es geht darum, Probleme zu lösen. Wer Audi etwas kennt, weiß, dass hier auch ständig an Neuem geplant und gearbeitet wird, ohne deshalb nach "Schuldigen" für das Alte zu suchen, das dadurch abgelöst wird. Hier geschieht einfach die nötige Reaktion auf die immer stattfindende Entwicklung der Welt.

Wenn man in Ingolstadt ähnlich begründet den Straßenbau weiterentwickelt, kehrt in diesen sicherlich auch die Vernunft ein, die notwendig ist, nicht nur einige Leute vor Lärm zu schützen, sondern Straßen bedarfsgerecht zu gestalten. Das Schönste am Bauen mit Vernunft ist übrigens, dass damit nicht nur sehr viel Ärger vermieden werden kann, sondern auch die Kosten für die Korrektur von Fehlern. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Korrektur der momentan Probleme verursachenden Bauwerke früher oder später trotz der zu erwartenden Kosten erfolgen wird, weil es die Entwicklung verlangt!

Uwe Müller, Ingolstadt