Alle drei Minuten ein Lkw durch Lichtenau

08.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:14 Uhr

Zu "Scherm will 25 000 Quadratmeter mehr" (DK vom 11. Oktober):

Die Rede ist von einer Vergrößerung um 25 Hektar von derzeit 43 Hektar auf 68 Hektar. Das entspricht einen satten Zuwachs von über 58 Prozent der aktuellen Fläche und ist somit größer als so mancher Ortsteil der Gemeinde. Eine Zunahme des Lkw-Verkehrs von derzeit 90 pro Tag auf 117 Lkw pro Tag wird genannt.

"Das macht alles einen plausiblen Eindruck" lobte Werner Widuckel die Präsentation. Kennt denn Herr Widuckel das Gutachten zur Ortsumgehung von Karlskron vom Juni 2012 nicht? Es ist auf der Homepage der Gemeinde unter der Rubrik "aus dem Rathaus" zu finden. Danach wurde in Lichtenau ein werktäglicher Durchgangsverkehr von 1600 Kraftfahrzeugen ermittelt; darin sind 400 Schwerverkehrsfahrzeuge enthalten. Die Lastzüge, die die Firma Scherm anfahren, haben einen Anteil von etwa 60 Prozent, also 240 Fahrzeuge nur Lichtenau. Die anderen Richtungen kommen noch hinzu. Das Fazit der Studie: Insbesondere die Situation im Ortsteil Lichtenau kann (vor dem Hintergrund der sehr hohen Schwerverkehrsanteile) als kritisch empfunden werden.

Die Planungsabsichten der Firma Scherm sind im Kontext der Verkehrsprognosen von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Die Firma beabsichtigte 2012, sich in Richtung Norden um zwölf Hektar auszudehnen.Für diese Flächenerweiterung gab Scherm werktäglich im Durchschnitt folgende zusätzliche Verkehrsbelastungen (in der Summe beider Fahrrichtungen) an: 120 Lastzüge mehr, 100 Pkw mehr. Aus diesen Zahlen ergibt sich, dass nach der 2012 geplanten Erweiterung im Schnitt auf 24 Stunden verteilt alle drei Minuten ein Fahrzeug mit Bezug zur Firma Scherm den Ort Lichtenau passiert.

Das von der Gemeinde Karlskron in Auftrag gegebene und von der Firma INGEVOST erstellte Gutachten steht also in krassem Widerspruch zu den Angaben der Firma Scherm. Insbesondere da hier noch von einer Flächenerweiterung von zwölf Hektar, also nicht mal der Hälfte der aktuell geplanten Erweiterung ausgegangen wird. So viel zum Thema "ungewohnte Offenheit" der Firma Scherm, die der Rathauschef so lobt.

Vielleicht sollten sich die Gemeinderäte dieses Gutachten nochmals durchlesen, bevor sie eine Entscheidung treffen.

In Sichtweite ist auch die Umweltbildungsstätte und das Freilichtmuseum "Haus im Moos", wo dem einmaligen Kulturland Donaumoos Respekt entgegengebracht wird, während man es woanders für alle Zeit versiegelt hat beziehungsweise weitere Versiegelungen plant. Aber das Aushängeschild der Gemeinde ist ja nicht das Objekt "Haus im Moos" sondern die Firma Scherm, so ein Zitat der Gemeinderätin Lena Hufnagl.

Die Rede ist auch von einem Lkw-Stau am Eingang zur Firma Scherm. Bei einem durchschnittlichen Aufkommen von 90 Lkw und einer Anlieferung von 24 Stunden am Tag kommt also durchschnittlich alle Viertelstunde ein Lkw an. Dies dürfte von einem Logistikunternehmen zu schaffen sein. Oder sind es vielleicht doch mehr?

Bei einer geplanten Bürofläche von 1700 Quadratmetern und einer Mitarbeiterkapazität von 235 Personen hat also jeder Mitarbeiter, soweit alle im Büro arbeiten und gleichzeitig anwesend sind eine Fläche von 72 Quadratmetern zur Verfügung. Das nenne ich fürstlich. Oder sollte sich jemand verrechnet haben? Vermutlich werden auch ein paar Leute in der Logistikhalle, in der Pförtnerloge oder auf dem Grundstück tätig sein.

Auch ist die Rede von einer Anlieferung per Bahn von bis zu 15 Prozent. Das bedeutet lediglich, dass der Wert irgendwann in der Vergangenheit erreicht wurde. Nicht genannt wird, wie viele Fahrzeuge tatsächlich täglich im Schnitt mit der Bahn angeliefert werden und wie viele es nach einer eventuellen Erweiterung sein werden.

Auch die Aussage von Herrn Widuckel, "es geht um 235 Arbeitsplätze" finde ich nicht richtig, da die bestehenden 200 Arbeitsplätze hier nicht zur Diskussion stehen und so leicht nicht abgebaut werden können.

Eigentlich wurde die Entscheidung zur Erweiterung von den Bürgen bereits 2012 abgelehnt. Hier ging es, wie bereits erwähnt nicht um 25 ha, sondern "lediglich" um zwölf Hektar. Ich verstehe daher nicht, warum die gewählten Vertreter dieser Bürger, also der Gemeinderat, hier Probleme mit ihrer Entscheidung haben. Oder sollte es hier laufen, wie bei der "dritten Startbahn", wo auch mit allen Mitteln versucht wird, den Bürgerentscheid zu umgehen.

Peter Stegmeier

Lichtenau

Anlässlich der Diskussionen der damaligen Bürgerinitiative (2009) sollten zur Reduzierung des Schwerlastverkehrs durch Ortschaften wie Lichtenau verschiedene Varianten von Umgehungsstraßen untersucht werden. Am einfachsten realisierbar erschien die bahnparallele Trasse neben dem bereits vorhandenen Gleiskörper. Was ist aus diesen Untersuchungen geworden? Will man nun heimlich, still und leise Tatsachen schaffen und mit Arbeitsplatzargumenten die betroffenen Bürger überrumpeln? Die Argumentation von 25 oder gar 225 zusätzlichen Arbeitsplätzen passt nicht zu den derzeit offenen Stellen der Firma. Woher sollen die Leute kommen, wenn derzeit bereits Stellen unbesetzt bleiben? Eine weitere Zunahme des Schwerlastverkehrs durch unsere Dörfer ist keinesfalls hinzunehmen, daher ist vor einer Erweiterung der riesigen Abstellfläche der Bau einer Umgehungsstraße zwingend erforderlich. Ich hoffe im Interesse von uns betroffenen Anliegern auf entsprechende Unterstützung beziehungsweise Widerstand durch unsere Volkvertreter.

Hans Brandl, Lichtenau

Meine Generation und sicherlich auch viele danach sind durch die Schulzeit sehr tief mit der Gemeinde Karlskron verbunden und pflegen Freundschaften durch die Jahrzehnte hindurch. Bitte, liebe Karlskroner, liebe Gemeinderäte - möchtet Ihr uns und natürlich auch euch selbst diese Last des Verkehrs durch die Erweiterung wirklich aufbürden? Dieses Areal ist meiner Meinung nach aufgrund der fehlenden Infrastruktur nicht für ein Gewerbegebiet in dieser Größenordnung geeignet. Die Argumente dafür wurden schon vor einigen Jahren erörtert und sind immer noch aktuell. Es hat sich weder an der Straßenführung noch an einer Alternative was getan. Muss denn unsere Wirtschaft, unsere Gesellschaft immer größer, weiter, höher und dadurch immer kleiner für uns und die Nachfolge-Generationen werden?

Ulrike Landberger

Lichtenau