Neuer Ortsteil Großmehring-Manhattan

07.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:15 Uhr

Zum Artikel "Eine Notfallnummer reicht mir nicht" (DK vom 26. Oktober) über den geplanten Bau einer Seniorenwohnanlage in Großmehring:

Mir geht nicht ein, warum das Grundstück mit einer derart massiven viergeschossigen Bebauung ausgereizt werden muss. Wo bitte sollen sich die Senioren außerhalb ihrer Wohnung aufhalten? Sind zwischen den fünf kasernenähnlichen Bauten außer Pkw-Zufahrtsstraßen und Wegen gemeinschaftliche Freiräume geplant? Dass der vorgesehene Aufenthaltsraum auf 51 Quadratmetern neben der Tiefgarage ("Der ist halt im Keller", wird Bürgermeister Ludwig Diepold zitiert) hier eine einladende Begegnungsmöglichkeit für geschätzt 100 Senioren schaffen soll, kann ich mir nicht vorstellen.

Was veranlasst den Bauträger Erlbau zu dieser massiven Ausnutzung des Grundstücks? Hat die Gemeinde beim Verkauf des Grundstücks im Notarvertrag durch entsprechende Auflagen nicht für eine seniorengerechte Infrastruktur in der Anlage gesorgt? Die Firma Erlbau ist keine gemeinnützige Organisation und handelt natürlich wirtschaftlich. Da bleibt dann "halt" nur ein Gemeinschaftsraum im Keller übrig.

Oder soll diese neue massive viergeschossige Bebauung nur der Anfang für einen neuen Ortsteil "Großmehring-Manhattan" sein? Ist dieser Baustil erst etabliert, kann die Genehmigung weiterer gleichgeschossiger Objekte nebenan kaum mehr verwehrt werden.

Ein anderer Aspekt für eine noch leichtere Ausbeute des Grundstücks: Bei 116 Wohnungen sind nur 138 Pkw-Stellplätze nachgewiesen. Im aktuellen Amtsblatt 11/2017 (Seite 4) weist die Gemeinde darauf hin, dass grundsätzlich zwei Pkw-Stellplätze je Wohneinheit seit Inkrafttreten der Stellplatzsatzung von 1993 notwendig sind. Warum ist dann in der geplanten Anlage nur ein Schlüssel von 1,2 statt 2,0 erforderlich? Der Gemeinde müssen doch die Folgen einer dichten Bauweise und der zwangsläufig zugeparkten Straße, so wie im Gebiet Mühlweg jeden Tag beobachtbar, bekannt sein.

Pflegeplätze sind in der Anlage gar nicht vorgesehen. Dass es anscheinend wirtschaftlich auch anders geht, beweist die Firma Erlbau selbst: In ihrer bereits in Baar-Ebenhausen fertiggestellten Seniorenwohn- und Pflegeeinrichtung wurden neben betreutem Wohnen auch Pflegeplätze geschaffen. Warum ist eine derartige Anlage mit Pflegeplätzen in Großmehring nicht realisierbar?

Jetzt wäre noch Zeit, die Planung zu überdenken. Bürgermeister Diepold sichert zu, die Einwände der 424 Bürger im Gemeinderat zu besprechen - hoffentlich in öffentlicher Sitzung. Transparenz ist gefragt. Hierzu geben die anstehenden Bürgerversammlungen auch Gelegenheit.

Martin Mayer, Großmehring