Unterschriftenlisten dienen Panikmache

21.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr

Zur Vergewaltigung einer Frau und der anschließenden Sammlung von Unterschriften für mehr Sicherheit in Gaimersheim (wir berichteten):

Anonyme Unterschriftenlisten - mehr Sicherheit? Polizeiliche Aufklärung! Als Jugendbeauftragte, Mutter zweier Töchter und Festivalbesucherin habe ich die Diskussion und Berichterstattung nach dem sexuellen Übergriff in Gaimersheim aufmerksam verfolgt. Dazu nun einige Beobachtungen, Bemerkungen und Gedanken: Ich war am fraglichen Samstagabend ab 21 Uhr bei den Jugendlichen auf dem Musikfestival. Dort konnte man sich dank der vom Veranstalter vorausschauend organisierten und besonnen handelnden Security sehr sicher und frei bewegen. Es gab keine Alkoholexzesse, und die jüngeren unbegleiteten Festivalteilnehmer und -teilnehmerinnen unter 16 Jahren haben sich diszipliniert auf Bitte der Veranstalter um 22 Uhr verabschiedet. Eine gelungene Veranstaltung.

Auf unserem eigenen Nachhauseweg kurz vor Festival-Ende um Mitternacht haben wir mit dem Auto das Areal passiert, in dem die Frau laut Angabe angegriffen wurde. Es waren insgesamt einige Leute auf den Straßen unterwegs, insofern ist es wirklich tragisch, warum niemand der Frau zu Hilfe kam - unser Mitgefühl gilt dem Opfer. Unverständlich sind nun aber die Reaktionen auf den Übergriff: Was und wem nützen anonyme Unterschriftenlisten "Für mehr Sicherheit"? Wie soll diese denn hergestellt werden? Natürlich will man Solidarität bekunden - aber warum ohne Absender und ohne konkrete Zielsetzung?

Demonstration kommt von €šdemonstrare' (lat.) €šzeigen' - das geht in der Regel nicht ohne Bekanntgabe der Identität der Unterschriftensammler, die sie ja auch von den Unterzeichnern der Listen verlangen. Man würde wohl kaum seine Blanko-Unterschrift unter einen adressatenlosen Vertrag setzen, oder? Ohne offiziellen Absender und konstruktive Handlungsvorschläge sind die Listen wertlos und dienen eher der Hysterie und Panikmache. Sie stiften Unruhe und mehr Unsicherheit in der Öffentlichkeit. Wer garantiert uns, dass keine extremistischen Organisationen hinter den Listen stehen? Parallel dazu gab es bereits Wurfsendungen nationalistischer Gruppierungen - das macht mir persönlich Angst. Auch die am Ort lebenden Geflüchteten können sich im Übrigen nicht verstecken und stehen seit dem Vorfall und einer entsprechenden Täterbeschreibung unter Generalverdacht.

Hier schließt sich meine nächste Frage an: Warum konnte man nicht umgehend die DNA aller in Gaimersheim lebenden Asylbewerber sicherstellen, mit der Spur des Täters abgleichen und somit alle Zweifel dieser Täterschaft beseitigen? Dann könnte der wahre Täter mit aller Härte des Gesetzes bestraft werden, und es würde wieder "mehr Sicherheit" herrschen. Denn eines ist klar: Verbrechen kennt keine Nationalität. Das wurde auf traurige Art und Weise deutlich, als es parallel zum Vorfall in Gaimersheim einen Übergriff von einem blonden, mutmaßlich inländischen Täter in Ingolstadt gab. Die schnelle polizeiliche Aufklärung der Tat ist aus meiner Sicht am wichtigsten, um das friedliche Zusammenleben in Gaimersheim wiederherzustellen und für "mehr Sicherheit" zu sorgen. Gegen die Anonymität und Unsicherheit leistet die Arbeit des Asyl-Helferkreises einen wertvollen Beitrag. Besser als Unterschriften-Sammlungen, die diffuse Ängste schüren, denn: Angst hat man vor dem Unbekannten und dies gilt für beide Seiten.

Monika Raml, Gaimersheim