Dem Bürger und der Stadt verpflichtet

17.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:07 Uhr

Leserbriefe zum Austritt von Bürgermeister Sepp Mißlbeck und Gerd Werding aus der FW-Fraktion und Dorothea Soffner aus der CSU-Fraktion sowie einer möglichen Bildung einer weiteren Stadtratsfraktion.

Konnte der Bürger in früheren Zeiten nach einer Kommunalwahl sechs ruhigeren Jahren entgegensehen, in denen die Stadtväter, unabhängig davon, ob an der Regierung oder in der Opposition, auf hohem Niveau um Lösungen zum gemeinsamen Wohl der Stadt gerungen haben, so scheinen auch auf dieser Ebene Kleinkriege um Parteienprofilierung und persönliche Befindlichkeiten um sich zu greifen. Vor der bröckelnden Fassade einer einst uneinnehmbaren Bastion der CSU hofft die Fraktionsvorsitzende wohl durch die Schaffung eines Klimas des "Wohlfühlens" die Mannschaft zusammenzuhalten. Das klingt zuversichtlich, beim Bürger kommen jedoch Zweifel auf, wenn aus der gleichen Fraktion Äußerungen wie "hinter vorgehaltener Hand" oder "Der Albert Wittmann ist der Albert Wittmann" - was immer auch das bedeuten mag - gegenüber dem DK getätigt werden. . .

Man muss nicht gleich Fraktionszwang ausüben, aber ein gutes Betriebsklima ist gleichermaßen von Nutzen für "die da oben" wie für "die unten". Dem Verein der FW in seinem Jugendwahn kann man nur raten, dass für einen guten Tipp die erfahrenen Altvorderen immer nützlich sind, man muss sie ja nicht auch gleich noch ehren. Demokratie ist gut, auch ein "Kampf" um die beste Lösung, wenn er denn nicht zum Krampf wird! Da hat der nicht namentlich genannte Stadtrat der CSU völlig recht.

Klaus Heidenreich, Ingolstadt

 

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Vor was für einem Scherbenhaufen stehen Stadtrat und damit auch die ganze Stadt? Es wäre eigentlich egal, wäre die wahre Leidtragende nicht unsere Heimatstadt, denn die Stadträte beschäftigen sich mehr und mehr nur mit sich selbst. Und wenn der Oberbürgermeister den Stadtrat als "instabil wie ein radioaktives Element" bezeichnet, so muss auch er sich an der eigenen Nase fassen lassen, hatte er selbst doch maßgeblichen Einfluss auf Listenerstellung und Koalitionsverhandlungen.

Doch neben ihm versagten noch weitere Protagonisten der Schanz. Eine hörige CSU-Fraktionsvorsitzende, die weder kollegiales Miteinander in der Fraktion, noch Profil im Stadtrat erzeugen konnte. Ein FW-Fraktionsvorsitzender, der seine Fraktion und seine Partei durch rüdes Auftreten und perspektivloses Agieren dezimierte. Und schließlich ein Bürgermeister, der mit seinen Fraktionskollegen offenbar derart umgeht, dass sie entweder schweigen oder - wie Frau Soffner - das Weite suchen. Hier zeigt sich, dass der Kasernenhofton der 80er-Jahre heute nicht mehr zum Erfolg führt. Mehr noch: Er hat weder im Stadtrat, noch in den Fraktionen etwas verloren.

Und noch etwas hat sich seit den Achtzigern geändert: Die Bürger haben ein Gespür dafür entwickelt, von welchen Charakteren sie regiert werden wollen. Dazu gehören weder Befehlsempfänger noch Schreihälse. Also: Schneidet die alten Zöpfe ab, oder die Bürger werden bis 2020 die Scheren wetzen.

Michael Krüper, Ingolstadt

 

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Die Begründung von Frau Soffner, man muss auch mal anders abstimmen dürfen, mag ja wahr sein. Aber sie und ihre Kollegen vergessen etwas Wichtiges dabei. Sie alle sind auch aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu ihrer Partei in den Stadtrat gekommen. Ihre Partei hat sie in den Stadtrat gebracht, in dem sie den entsprechenden Listenplatz hatten. Und natürlich herrscht aus dem Grund ein gewisser Fraktionszwang. Aus diesen Gründen ist es doch nur konsequent, den Stadtrat zu verlassen, wenn sie der Partei den Rücken kehren. Sie wussten, dass die Mehrheit für die CSU verloren geht, und wollen doch für ihre Stadt nur das Beste. Das Ziel haben sie aber mal verfehlt und wundern sich wahrscheinlich, wenn der normale Bürger schon bald nicht mehr weiß, wen oder was er eigentlich noch wählen soll.

Sie sagen ja, dass der Stadtrat dem Bürger verpflichtet sein muss. Richtig. Das ist die Aufgabe. Ich habe den Eindruck, es geht ihnen nicht um den Bürger, sondern darum, ein persönlich gestecktes Ziel zu erreichen. Das Katharinen-Gymnasium soll neue Fenster bekommen. Dazu nutzen Sie ihre Macht im Stadtrat, um das zu erreichen. Was glauben Sie, wie viele Schulen und Kindergärten im Stadtgebiet neue Fenster und anderes dringend gebrauchen könnten? Die haben niemanden im Stadtrat sitzen und müssen alleine strampeln. Ob diese Schule nun neue Fenster hat oder nicht, hat wohl weniger mit dem Wohlergehen der Stadt als Gesamtes zu tun. Man hat manchmal den Eindruck, in dem Gremium geht es zu wie im Kindergarten, wo die Bärchengruppe nicht mit der Blümchengruppe redet. Meiner Meinung nach macht die Stadt richtige Schritte nach vorne. Langsam aber stetig, und so sollte es bleiben. Wenn die Abtrünnigen hier ihre persönlichen Gefühle in den Vordergrund stellen, so sind sie in dem Gremium am falschen Platz. Klaus Chittka, Ingolstadt

 

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Recht hat er, der Herr Mißlbeck. Die Wähler haben ihn gewählt und wussten von dem Geheimpapier nichts. Würde er jetzt aufgrund der ominösen Absichtserklärung zurücktreten, wäre das Betrug am Wähler und würde das Vertrauen in die Kommunalpolitik weiter schwer belasten. Die Herren Springl, Stachel, Reichhart und Co. scheinen schon ein sehr seltsames Demokratieverständnis zu haben, wenn sie meinen, den Wähler so täuschen zu können. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, denn ist es gar so, dass einer der Herren schon fest mit der Nachfolge auf der Position des Bürgermeisters gerechnet hat und nun ach so bitter enttäuscht wird?

Springl, Stachel, Reichhart und Co. sind es, die die FW verlassen sollten, denn deren Schaden für die FW wird sich mit Sicherheit bei der nächsten Wahl zeigen - farblose "Politiker" mit krudem Demokratieverständnis und ohne Rückgrat. Hauptsache, immer die Nase im Wind haben und am großen vermeintlichen politischen "Ziehbruder" hängen, um in Ingolstadt überhaupt noch wahrgenommen zu werden, denn eigene sinnvolle positive Impulse zugunsten der Ingolstädter lassen sich bei den FW nicht ausmachen. Zum Stillen des eigenen Machthungers werfen Springl, Stachel, Reichhart und Co. demokratische Grundwerte schnell über Bord.

Respekt, Herr Mißlbeck, dass Sie sich von diesen Menschen nicht verbiegen haben lassen.

Helmut Heinrich, Ingolstadt

 

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Stichwort Katharinen-Gymnasium: Ist das nicht viel zu einfach und zu billig - diese Schuldzuweisungen nach Art "Haltet den Dieb!" an die "Bauverwaltung" (gemeint ist wohl das Hochbauamt), Frau Klein?

Wir haben unsere Sträuße mit ebendiesen Ämtern im Sinne unserer Schülerinnen und Schüler ausgefochten und wir haben uns auch nichts geschenkt: Schließlich geht es ausschließlich um das Wohl unserer Kinder und Jugendlichen. Aber nun die ganze Schuld an den Verzögerungen auf die städtische Verwaltung zu laden, das erscheint mir nicht gerechtfertigt. Ich habe in den vielen Gesprächsrunden mit dem Hochbauamt, dem Gebäudemanagement und dem Schulverwaltungsamt fast ausnahmslos motivierte, engagierte und aufgeschlossene Partner gehabt. Partner in hoffnungslos unterbesetzten Ämtern allerdings, die ersticken in einem destruktiven Bürokratismus und die zudem im Zweifel auch noch ganz schnell alleingelassen werden! Wir kämpfen seit drei Jahren um die Sanierung der Fenster im Katharinen-Gymnasium und wir sind jetzt (!) endlich auf einem guten Weg - die Knüppel hat uns jedoch nicht das Hochbauamt zwischen die Beine geworfen. . .

Matthias Schickel, Katharinen-Gymnasium Ingolstadt