Chance vergeben

07.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:20 Uhr

Zum Artikel "Wettstetten ist nicht Rednitzhembach" über die Gemeinderatssitzung in Wettstetten vom 30. März (DK vom 1./2. April):

Auch bei mir verursachte die Entscheidung des Wettstettener Gemeinderats, den CSU-Antrag "auf Überprüfung der Umsetzbarkeit der Straßensanierungsmethode nach dem Rednitzhembach-Modell für Wettstetten" abzulehnen, heftiges Kopfschütteln. Wie in dem Bericht zu lesen war, wurde dieser Antrag, der der Gemeinde und den Bürgern zu Kosteneinsparungen verhelfen sollte, mit 9:8 Stimmen - zur Überraschung der Zuschauer und des Bürgermeisters - abgelehnt.

Durch die umfangreichen Ausführungen des Bürgermeisters zu einem angeblich existierenden "Wettstettener Modell" zur Straßensanierung trat der CSU-Antrag zunächst etwas in den Hintergrund. Es schien jedoch so, dass die Mehrzahl der Gemeinderäte einen Vor-Ort-Termin als sinnvoll erachtet, um die Möglichkeit einer Kostenersparnis für Bürger und Gemeinde und die Anwendbarkeit auf Wettstettener Verhältnisse zu überprüfen. Vollkommend überraschend dann die Ablehnung des Antrags.

Wie die Gemeinderäte zu der Entscheidung einer Ablehnung gelangt sind, kann ich teilweise nachvollziehen, aber in keiner Weise befürworten. Es wurde argumentiert, dass die Straßen in Wettstetten eh schon so kaputt sind, dass das Modell Rednitzhembach nicht anwendbar sein werde. Sicherlich besteht die Möglichkeit, dass das Modell Rednitzhembach in Wettstetten nicht anwendbar ist. Aber dies ohne eingehende Prüfung zu entscheiden, ohne sich mit dem Modell näher beschäftigt zu haben, halte ich für grundlegend falsch. Soweit ich beobachtet habe, war kein einziger Gemeinderat, der den Antrag abgelehnt hat, auf der Infoveranstaltung der Bürgerinitiative "Gerechte Straßenausbaubeiträge" am 13. März 2017 anwesend. Hier stellte der Bürgermeister von Rednitzhembach, Jürgen Spahl, "sein" Modell eindrucksvoll, fundiert und mit Zahlen belegt dar.

Im Anschluss an die Veranstaltung hätte sicher die eine oder andere Frage zur Umsetzbarkeit direkt vor Ort geklärt werden können - vorausgesetzt, die Entscheidungsträger wären anwesend gewesen.

Rednitzhembach hat mehrere Preise für seine Straßensanierung erhalten. So zum Beispiel 2011 beim 16. Wettbewerb für Städte und Gemeinden "Erfolgskonzepte in der kommunalen Straßenerhaltung". Bei diesem Wettbewerb kam es übrigens besonders darauf an, dass die Konzepte auch auf andere Städte übertragen werden können. Wie Spahl ausführte, seien einige Gemeinden dabei, dieses Modell zu übernehmen oder haben es bereits übernommen. In Wettstetten wird nicht mal eine Überprüfung der Übernahme in Betracht gezogen. Schade! Laut Spahl konnten in den ersten 13 Jahren nach Einführung der Maßnahme in Rednitzhembach für die Kommune annähernd eine Million Euro und für die Bürger rund 10,5 Millionen Euro eingespart werden. Beeindruckende Zahlen! Meiner Meinung nach lässt sich Wettstetten durch diese Ablehnung leichtfertig eine Möglichkeit zur Kosteneinsparung für Bürger und Gemeinde entgehen.

Edmund Schmidt, Wettstetten