Massive Einmischung der Stadt

13.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:30 Uhr

Zum Bericht "Kritik absolut unverständlich" (DK vom 8. März):

Es ist nicht verwunderlich, wie massiv sich die Stadt, oder diesmal die CSU-Fraktion, immer wieder in die Belange der Umlandgemeinden einmischt oder mitbestimmt. Es scheint System zu sein. Was den Straßenverkehr betrifft, hat die Stadt seit Jahrzehnten - und das bis heute - kein Gesamtkonzept, keinen Masterplan oder Blick in die Zukunft. Die weitsichtigen Verkehrskonzepte, die es vor weit über 30 Jahren sogar in den kostenlosen Stadtplänen gab, sind alle verworfen.

Damals hatte Ingolstadt noch etwas über 70 000 Einwohner, und Audi war fast unbedeutend, was den Verkehr betrifft. Planlos, kleinkariert im Schneckentempo und ohne Weitsicht wird die Verkehrsmisere in Ingolstadt eher verwaltet. Wenn es dann mal eine sinnvolle Teillösung gibt, mit Planfeststellung und Beschluss, wird das von der Stadt selbstherrlich über viele Jahre blockiert, verzögert und muss vor Gericht eingeklagt werden. Dann wird eine Straßenanbindung mit Ampeln so zugebaut, dass der Verkehr eher zum Erliegen kommt. Man könnte fast Absicht unterstellen. Sehr eifrig und einfallsreich ist die Stadt jedoch, wenn sie von den eigenen Verkehrsproblemen ablenken will und in den Umlandgemeinden nach Lösungen sucht, mit sinnlosen Brücken und kleeblattförmigem Ausbau des Autobahnanschlusses Lenting. Und das, obwohl der Fachmann, Herr Hanke von der Autobahndirektion Süd, sagt: "Dafür reicht der Platz jetzt schon nicht aus" und "punktuelle Maßnahmen reichen nicht aus, die großen Verkehrsprobleme im Großraum Ingolstadt zu lösen", denn der Verkehr wird von und zu Audi ausgelöst.

Hat da niemand von der CSU-Fraktion zugehört? Das stört die CSU-Fraktion der Stadt offensichtlich nicht, und die versucht es nun zuerst mit Zuckerbrot und einem Appell an ein "Gemeinsam", was eigentlich eher wie Hohn klingt, unglaubwürdig. Die CSU-Fraktion weiß aber auch ganz genau, was die langfristige Lösung ist, oder seit 15 Jahren sein müsste: "ein BAB-Anschluss nördlich Oberhaunstadt und Unterhauná †stadt". Das kostet aber etwas mehr, und vor allem wäre das "eine weitere Verkehrsbelastung der Bürger der beiden Stadtteile" und "Zerschneidung der Landschaft und Eingriffe in die Natur", wie Herr Achhammer feststellt.

Das ist das St.-Florians-Prinzip und die Arroganz der Macht, ja zynisch! Dann bauen wir den Hauptzubringer für ganz Ingolstadt-Nord in Lenting weiter aus und lassen den Verkehr in Lenting, in Hepberg, in Wettstetten, die haben keine Natur und sind Bürger zweiter Klasse. Etting wird allerdings dann auch geopfert. Man kann nur hoffen, dass sich die Lentinger wehren können und in Ingolstadt eine neue Politikergeneration heranwächst.

Erich Hall, Wettstetten