Abschreckende Beispiele für Bauwut

06.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:41 Uhr

Zum Artikel "Erleichterung in der Brauereiallee" (DK vom 3. Februar):

Respekt und Gratulation an Hans Achhammer von der CSU, der Rückgrat genug besitzt, Nein zu sagen zu einem Monsterbau in Oberhaunstadt. Das Ärgernis, immer öfter zum Verkauf anstehende Häuser abzureißen und mit solchen Kolossen zu bebauen, wird immer größer - und das nicht nur in Ingolstadt!

Zwei abschreckende Beispiele gibt es zum Beispiel auch bei uns in Stammham. Die "gepresste" Bauweise des "Salvatorparks" spricht Bände. Auf engstem Raum wurden hier mitten im gewachsenen Ortskern fünf (oder mehr) Wohneinheiten inklusive Garagen und Stellplätzen errichtet - und um das Ganze noch zu "verschönern", wurden gewaltige Natursteinquader als Randbegrenzung aufgestellt. Ist das noch "Wohlfühlwohnen", wenn man aus dem Fenster schaut, weiß, was der Nachbar gerade verspeist, und sich fühlt, als wohnt man zwei Meter entfernt von Deutschlands höchstem Berg?

Ein weiteres negatives Beispiel von Bauwut ist gleich nebenan zu bestaunen. Dort entstehen zwei Mehrfamilienhäuser mit zwölf Wohneinheiten und 24 Stellplätzen. Von der Gemeinde genehmigt, da ja alle Vorgaben eingehalten wurden. Ohne zu hinterfragen, welches Ortsbild sich künftig in unserem gewachsenen alten Ortskern ergibt. Ohne zu fragen, wie sich die angrenzenden Nachbarn fühlen, die dann unter dem wachsenden Anliegerverkehr (zwölf Wohnungen = mindestens 24 Personen = circa 24 Autos) und dem Schattenwurf eines über zehn Meter hohen Kolosses in ihrer Wohnqualität massiv beeinträchtigt sind.

Genehmigungsfähig war das ganze Projekt, da in Stammham komischerweise im Ortskern pro Wohnung lediglich 200 Quadratmeter erforderlich sind, im ganzen anderen Ortsbereich dagegen 300 Quadratmeter.

Ein weiteres Kriterium sei hier als dritter Makel aufgeführt: Wo bleibt die Natur? Die alten gewachsenen Bäume und Sträucher müssen baulichem Gigantismus weichen. Wo sollen künftig Rotkehlchen, Zaunkönig, Stare, Igel und so weiter ein Zuhause finden, wenn es nur noch Steinwüsten, "Alibirasen" und pflegeleichte, vielleicht sogar exotische Sträucher ohne jede Nahrung für die Tierwelt gibt?

Es war immer ein Erlebnis für uns, wenn wir an einem schönen Frühlingsmorgen von unseren gefiederten Freunden mit herrlichem Gesang geweckt wurden. Aber was zählt heute schon noch die Natur. Der schnöde Mammon ist längst zur größten Geisel der Menschheit geworden.

" ... dann werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann", so die Weissagung der Cree-Indianer aus dem 19. Jahrhundert.

Jutta und Stefan Weber, Stammham