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Tristes Ende zweier Karrieren

Alfred Lehmann und Heribert Fastenmeier geraten ins Visier der Staatsanwaltschaft

28.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:52 Uhr

In der Sitzung des Stadtrats am 14. April geschieht Denkwürdiges. Christian Lange, Fraktionsvorsitzender der Bürgergemeinschaft (BGI), wagt einen Vorstoß auf vermintes Gelände, wie er gleich erfahren muss. Es kracht gewaltig, als Lange den Antrag stellt, dass die Stadt zur Verhinderung von Korruption dem Verein Transparancy International beitreten solle.

CSU-Stadtrat Alfred Lehmann wird plötzlich laut, er schreit Lange fast an: "Die Begründung treibt mir den Zorn ins Gesicht! Das ist eine Art Rufmord!" Zeugen dieser Szene wundern sich über die ungewohnte Schärfe des Altoberbürgermeisters. Hiezu später mehr.
 
Im September leitet die Staatsanwaltschaft Ingolstadt gegen Heribert Fastenmeier, Geschäftsführer des Klinikums, seit 2003 im Amt, ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Untreue ein. Hintergrund ist der Bericht eines Wirtschaftsprüfers, der die Auftragsvergabepraxis im Klinikum kritisiert. Bald wird bekannt, dass Fastenmeier vorgeworfen wird, Familienangehörige begünstigt und das Klinikum wirtschaftlich geschädigt zu haben. Es geht unter anderem um zehn Appartments aus dem Besitz des Krankenhauses, die möglicherweise zu billig verkauft wurden. Das politische Beben ist gewaltig. Am 5. Oktober teilt Fastenmeier mit, sein Amt sofort aufzugeben. OB Christian Lösel würdigt die "großen Verdienste" des von vielen hoch geschätzten Geschäftsführers. Lehmann, der sich mit Fastenmeier immer prächtig verstanden hat, schweigt.

Wenig später kommt eine problematische Doppelrolle ans Licht, die der Alt-OB für das Klinikum spielt: Bei der Auswahl des neuen Ärztlichen Direktors war das Unternehmen Labbé & Cie. tätig. "Lehmann gehört dessen Beirat an. Er ist als Stadtrat aber Mitglied des Aufsichtsrats des Klinikums. Und das Krankenhaus hat wiederum die Headhunter aus dem Hause Labbé engagiert. Er habe daraus nie ein Geheimnis gemacht, erwidert Lehmann. "Ich sehe wirklich nicht ein, was daran nicht in Ordnung sein soll." Aber der Fall ist damit nicht vom Tisch.

Wenig später wird bekant, dass Labbé auch mehrfach für die Stadt Ingolstadt aktiv war. So half das Unternehmen, den städtischen Baureferenten Alexander Ring zu rekrutieren. Immer mehr unangenehme Fragen an Lehmann.

Am 13. Oktober bestellt der Krankenhauszweckverband Alexander Zugsbradl, zuletzt in Rottal-Inn tätig, zum Interims-Geschäftsführer des Klinikums. Im November muss er zwei leitende Mitarbeiter des Klinikums beurlauben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen elf Verdächtige, stellt eine halbe Million E-Mails sicher; da gibt es eine Menge auszuwerten und (vielleicht) zu entdecken. Längst spricht man von einer Klinikum-Affäre, und die weitet sich dramatisch aus.

Fastenmeier verteidigt sich. Er habe "immer zum Wohle des Klinikums gehandelt", betont er. Bis zum Schluss glaube er "an Fairness und ein wenig Dankbarkeit für meine persönlichen Leistungen".

Genau die bekommt der Alt-OB reichlich von seinen Parteifreunden, als er am 7. November mitteilt, sein Stadtratsmandat niederzulegen, "um weiteren Schaden von meiner Familie abzuwenden". Lehmann wird in anonymen Briefen schwer beschuldigt. Er berichtet von gezielt gestreuten Lügen, "Beleidigungen und persönlichen Angriffen bis hin zum Rufmord". Dabei, betont Lehmann, gebe es "keinerlei juristischen Handlungsbedarf".

Das sieht die Staatsanwaltschaft anders. Sie veranlasst mehrere Razzien. Am 8. Dezember wird auch Lehmanns Wohnung durchsucht. Begründung: Anfangsverdacht der Bestechlichkeit. Fortsetzung folgt.