Den Menschen die Augen öffnen

25.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:10 Uhr

Sprach 45 Minuten komplett frei: Ursula Engelen-Kefer. - Foto: reh

Ingolstadt (reh) Ursula Engelen-Kefer hatte den Medien ihr Redemanuskript in die Hand gedrückt. Doch die Hoffnungsträgerin der SPD im anstehenden Bundestagswahlkampf sprach dann eine Dreiviertelstunde komplett frei und ließ das Manuskript nur ein Stück Papier sein. Die 65-Jährige ist ein Profi und hat viele Redeschlachten geschlagen. Da hatte sie kaum Mühe, die 70 Ingolstädter SPDler in der Gaststätte am Auwaldsee einzuschwören.

Sie warnte vor "dem illustren Dreigestirn" Seehofer, Merkel und Westerwelle. Man müsse den Menschen die Augen öffnen: "Sollten die gemeinsam an die Macht kommen, dann gute Nacht!" Die FDP und ihre Lobbyisten hätten die Finanzkrise zu verantworten. Als "Zynismus" und "menschenverachtend" geißelte Engelen-Kefer die Äußerungen von Philipp Mißfelder ("Hartz-IV-Erhöhung hilft Tabak- und Alkoholindustrie"). Der JU-Bundeschef wurde mit "Buh"-Rufen bedacht. Ihn müsse Merkel aus dem Parteivorstand werfen, wenn sie soziale Verantwortung kenne.

Für ihre Thesen zu Altersvorsorge und Renten bekam die ehemalige Vorsitzende des Rentenbundes viel Applaus. Als Betonkopf sei sie seinerzeit bezeichnet worden, doch sie habe sich durchgesetzt, und so stehe festgeschrieben: Was in die private Rentenversicherung eingezahlt wird, kommt mindestens raus. Aber "die Verzockerei bis hin zur Kriminalität habe selbst ich nicht vorausgesehen". Aufklärung sei auch hier vonnöten: Natürlich werde es die gesetzliche Rente für die heutige Generation geben. "Es ist unsere verdammte Pflicht, als Sozis dafür zu sorgen, dass daran nicht gerüttelt wird." Zum Ende hatte sie sogar Selbstkritik parat. Warum hat die SPD nicht vom CSU-Debakel profitiert? "Glaubwürdigkeit! Wir müssen das Vertrauen der Leute wieder aufbauen."