Weg für Pioniere ist bald frei

17.11.2008 | Stand 03.12.2020, 5:25 Uhr

Ohne Zweifel der beeindruckendste und auch teuerste Komplex der ganzen Kaserne ist der Mäander, in dem die Pionierschüler während ihrer Lehrgänge wohnen werden. Das Unterkunftsgebäude schlägt mit 22 Millionen Euro zu Buche.

Ingolstadt (DK) Die größte Baustelle der Stadt ist die Kaserne auf der Schanz, wo die Pionierschule ihre Heimat finden wird. Das 110-Millionen-Euro-Projekt nähert sich nun dem Ende. Die ersten Gebäude sind fertig und abgenommen. Der Zeitplan ist straff. Anfang 2009 ziehen die ersten Einheiten ein.

Am 13. September 2006 war Spatenstich, am 29. Oktober 2007 war Richtfest und jetzt, ein weiteres Jahr später, sind die ersten Gebäude fertig. Vergangene Woche hat das Staatliche Bauamt ohne große Feier den ersten Bau abgenommen – und gleich wieder zugesperrt, damit das umgebaute Gebäude nicht wieder verdreckt. Als erstes Haus ist die Pionierlehrsammlung am westlichen Ende der Kaserne fertig geworden. Drumherum wird eifrig gebaut, damit die insgesamt 25 sanierten Gebäude und die 13 Erweiterungs- beziehungsweise Neubauten rechtzeitig ihre Bewohner aufnehmen können.

Für die nächste große Feierlichkeit steht schon der Termin fest: Am 21. Juni 2009 bittet Brigadegeneral Wolfgang Krippl, der ranghöchste Pionier, zum Schulappell. Dann soll auch Verteidigungsminister Franz Josef Jung aus Berlin in die Kaserne kommen. Das Gelände an der Manchinger Straße wird erst Mitte Januar wieder den Status einer Kaserne haben, dann fällt der Schlagbaum, und Wachpersonal riegelt das militärische Sperrgebiet wieder ab. Bis dahin ist es eine riesige Baustelle, auf der auch Anfang Januar die ersten Gebäude übergeben werden.

Als erstes kommen die Pioniere aus München, "die Schule zieht Zug um Zug ein", sagt Harald Löhnert, der stellvertretende Leiter des Staatlichen Bauamtes in Ingolstadt. Am 31. März 2009 muss die Pionierschule an ihrem bisherigen Standort in München komplett ausgezogen sein. "Der Termindruck ist groß, aber wir haben große Hoffnung, dass wir es schaffen." Aus diesem Grund brennen durchaus mal an Samstagen oder noch spät abends die Lampen auf der Baustelle. Als Signal: Hier wird noch gewerkelt. "Natürlich wird es knapp, aber das haben wir von Anfang an gewusst", ergänzt Projektleiter Norbert Knoblach.

Derzeit läuft vor allem der Innenausbau bei den Gebäuden, die je zwischen 100 000 Euro und 22 Millionen kosten. An den Fassaden lässt sich aber schon die architektonische Stoßrichtung der Kaserne deutlich nachvollziehen, die ihr das renommierte Architekturbüro von Gerkan, Marg und Partner aus Hamburg verpasst hat. Draußen dominieren Weiß und Anthrazit, das als Anspielung auf die Pioniere und ihre schwarzen Litzen auf der Schulter gedacht ist. "Das Lehrgebäude als bedeutendstem Haus der Schule ist neben der großen Glasfront rundherum schwarz", sagt Knoblach. Das Rot der Kopfbedeckung, des Baretts, findet sich auf den 620 laufenden Metern, die das mäanderförmige Unterkunftsgebäude lang ist. Unter den 324 Stuben im teuersten Haus sind auch behindertengerechte Wohnungen. "Für den Fall, dass es Soldaten gibt, die mit Behinderung aus dem Einsatz heimkommen", erklärt Löhnert.

Zentrale Achse der Kaserne ist ein Wasserlauf, der das Lehrgebäude mit dem Grundausbildungsplatz vor den beiden Turnhallen verbindet. "Wasser und Brückenschlag sind ja prägend für die Pioniere", sagt Löhnert. 24 Ingenieurbüros und Sonderfachleute koordinieren die Bauarbeiten. "Wir müssen schauen, dass sich die nicht gegenseitig behindern, das ist die Schwierigkeit", sagt Knoblach. Denn neben dem Hochbau an den Gebäuden läuft auch der Tiefbau, das heißt, die Straßen werden erschlossen. Den höchsten Technikanteil haben die Lehrhallen für die Betonbauer und Schweißer. "Die Pionierschule ist einer der größten Ausbilder der Region", sagt Knoblach.

Mehr als 500 Bauträger kommen in der Kaserne zum Zug, darunter viele Firmen aus der Region. "Wir haben nicht einen Generalunternehmer beauftragt, sondern sehr kleinteilig ausgeschrieben, sehr mittelstandsfreundlich", sagt Löhnert. Deshalb bleibt auch ein gutes Stück der 110 Millionen Baukosten in der Region. Die Arbeit geht vorerst nicht aus: Auch wenn die Pionierschule eingezogen ist, stehen weitere Projekte an. Das Dienstleistungszentrum der Bundeswehr – ehemals Standortverwaltung – hat den Umzug aus der Ingolstädter Innenstadt an die Manchinger Straße erst für 2010 geplant. Im selben Jahr sollen auch die Arbeiten am Kreiswehrersatzamt beendet werden.

Frühestens im letzten Quartal 2009 kommen auch erst die Gebirgspioniere aus Brannenburg, die im südöstlichen Teil der Kaserne ihre Heimat finden werden. Noch sind die Soldaten im Auslandseinsatz.