Bessere Zeiten für Camper

14.10.2008 | Stand 03.12.2020, 5:31 Uhr

Zu attraktiv? Erfahrene Wohnmobilisten warnen davor, den Stellplatz am Hallenbad Mitte zu kostengünstig zu vermieten. Damit, so die Angst, würden unerwünschte Dauercamper angezogen.

Ingolstadt (DK) Der Stellplatz für Wohnmobile am Hallenbad Mitte, ein beliebter Treffpunkt für Kurzzeittouristen, soll weiter ausgebaut werden. Damit hält die IFG an ihrem Konzept fest, ein möglichst attraktives Angebot für Wohnmobilbesitzer zu bieten.

Der Nebel liegt bis Mittag über der Donaustadt, das bunte Herbstlaub türmt sich in nassen Haufen. Den Rentner Johann Läpple aus Würzburg und seine Ehefrau stört das Schanzer Schmuddelwetter nicht. Bereits am frühen Morgen hat Läpple, der sein Wohnmobil am Stellplatz beim Hallenbad Mitte geparkt hat, frische Semmeln und die Zeitung zum Frühstück geholt. "Die Lage des Stellplatzes ist gut", lobt der 72-Jährige Camper, der mit seinem Wohnmobil seit 14 Jahren ganz Europa und die halbe Welt bereist hat.

In der Tat ist der zentrale Stellplatz, der im Herbst 2006 in Betrieb genommen wurde, nur wenige 100 Meter von der Altstadt entfernt. Ins Schwimmbad können die Gäste sozusagen im Bademantel und auch in die Donauauen sind es nur wenige Minuten. Auch das Pensionistenpaar Läpple hat die Fahrräder am Wohnmobil mitgebracht, um den Donau-Radwanderweg zu erkunden. "Ingolstadt ist so schön und hat sich in den vergangenen Jahren so sehr verändert", schwärmen die beiden Gäste aus Würzburg, die nur wenige Nächte bleiben wollen.

Solche Touristen hat die städtische Industrieförderungsgesellschaft IFG im Visier, wenn es um die Nutzung des Stellplatzes geht. In den Fachpublikationen, Katalogen und Führern wirbt die IFG inzwischen regelmäßig, um auf den schön gelegenen Parkplatz aufmerksam zu machen. Sehr attraktiv sind auch die Kosten, die IFG-Chef Werner Richler recht "großzügig" gestaltet hat: In der regulären Stellgebühr von zwei Euro sind Strom, Frischwasser und die Möglichkeit der Toilettenentsorgung enthalten.

In der kommenden Sitzung des IFG-Beirates will Richler demnächst seine weiteren Pläne für das Areal vorstellen. So sieht die Beschlussvorlage einen Ausbau der ehemaligen Gastwirtschaft "Rinne" zu einer Sanitäranlage mit Dusche und Toiletten vor. Diese Funktion hatte das Gebäude vor Jahrzehnten schon, als das Volksfest noch vor dem Volksbad an der Jahnstraße gefeiert wurde. "Vielleicht wird es auch ein kleines Cafe dort geben", spekuliert Richler. Die Angebote sollen sich so oder so an Touristen, die mit dem Bus am Rondell ankommen, an Einheimische und Wohnmobilbesitzer gleichermaßen richten. "Ich meine, wir müssen wieder etwas aus dem Bereich machen", sagt der IFG-Chef.

An diesen Plänen will Werner Richler bis auf weiteres festhalten – auch wenn es Kritik an seinem Konzept gibt. Erfahrene Camper wirkten kürzlich beinahe entsetzt, als sie nach ihrer Ankunft zum Beispiel ein Wohnmobil mit herunter gelassener Markise und Gartenstühlen sahen. "Ich garantiere Ihnen, die bleiben über den Winter", meinte ein Rentner aus Mecklenburg, der sich bald wieder auf den Weg machte. Und ein junger Selbständiger aus Gummersbach stieg ebenfalls nach kurzer Pause ins Wohnmobil und trat die Heimfahrt an.

Die Angst der Kurzzeittouristen vor unerwünschten, möglicherweise gar kriminellen Dauercampern – "in Nürnberg kann der Stellplatz gar nicht mehr normal genutzt werden" – ist in Ingolstadt scheinbar unbegründet. Die südländisch wirkenden, jungen Männer "auf Dienstreise", die mit mehreren Wohnmobilen Halt machten, blieben tatsächlich nur eine Nacht. Auch IFG-Chef Richler versichert, dass er die Situation auf dem stadtnahen Campingplatz genau beobachte. Weder habe es bisher Probleme mit der Sicherheit gegeben, noch negative Reaktionen. Ganz im Gegenteil: Erst vor wenigen Tagen bedankte sich ein Schweizer Rentnerpaar in einer langen E-Mail bei den Verantwortlichen für den angenehmen Aufenthalt.