Fett federt die Rüstung

30.03.2008 | Stand 03.12.2020, 6:02 Uhr

Ingolstadt (sic) Manche Dinge ändern sich nie. Gediente erinnern sich mit Grausen an den Bundeswehr-Hartkeks, der als garantiert schusssicher gilt und im Ernstfall Leben retten kann. Das Panzer-Gebäck hat einen antiken Vorläufer: "Panis militaris" hieß das tägliche Brot römischer Soldaten. Barbara Werthner und ihr Mann Markus verstehen es, die Teigplatten in historisch-korrekter Härte nachzubacken. Gestern reichte das Paar Panis militaris nebst weiteren schmackhaften und auch gebissfreundlicheren Speisen im Stadtmuseum.

Die Werthners (Sohn Korbinian kocht ebenfalls mit) präsentierten sich, ihr Büffet sowie eine große Sammlung antiker Musikinstrumente im Rahmen der von Kurt Scheuerer organisierten Ausstellung "Römisches Leben zwischen Limes und Donau". Sie zeigt bis 13. April Exponate aus vier Museen der Region, die laut Ankündigung "hinter dem Limes" beheimatet sind: Kipfenberg, Möckenlohe, Pfünz und Ingolstadt.

Das Büffet nach alter Römer Art kam bei den vielen Besuchern prächtig an. Schon nach einer Stunde hatten sie es gut abgegessen. Bald gab es von allem nur noch Reste. Olivenpaste, Eier mit Pistazien-Mandelfüllung oder Quark-Grieß-Dattel-Rosinen-Knödel mit Namen Globi (Kugeln). Die römischen Gladiatoren, erklärte Scheuerer, seien dazu aufgefordert gewesen, sich eine dicke Fettschicht über den Muskeln anzufressen. Das hätte die Rüstung gefedert.

Eine Speise, die nicht allzu gut ging, nennt sich Moretum. Dabei ist der grüne Kräuter-Käse-Brei vorzüglich, aber leider eine Knoblauchbombe, die in der Antike sicher auch wenig zimperliche Barbaren in Flucht geschlagen hat. "Das würde ich meinen Gästen zu Hause eher nicht servieren", meinte Barbara Werthner, die der Welt der Römer in Theorie und Praxis nahe steht: Sie lehrt Latein und Griechisch am Gymnasium.

Daraus entwickelte sich ihr Faible für die Wiederbelebung der antiken Alltagskultur. Anfang der Neunziger organisierte sie für Schüler des Reuchlin-Gymnasiums Erlebnistage in Pfünz, wo inzwischen das Kastell nachgebaut worden ist. Ihr Mann machte euphorisch mit, lernte zu kochen wie ein alter Römer und eignete sich das Spiel auf antiken Musikinstrumenten an, deren Rekonstruktionen (Originale sind nicht erhalten) er seither sammelt.

Das Publikum vernahm mit Freude, wie die Werthners gekonnt zirpten, tröteten und mit diversem Schlagwerk schepperten. Gesang begleitete das Spiel der Lyra, der klangstärkeren Kithara, der zarten Hirtenflöten oder eines weniger zarten, weil aus Widder-Horn gefertigten Blasinstruments.

Zurück zum Büffet: Gegen fünf war nahezu alles aufgegessen. Vom Panis militaris blieben mehrere Platten übrig. Aus verständlichen Gründen. Doch Markus Werthner, der daran drei Tage lang hingebacken hatte, ist nicht beleidigt. Er kennt schon die Endnutzer: "Pferde mögen das Brot auch gern."