Ärzte bauen auf Seehofer

17.03.2008 | Stand 03.12.2020, 6:03 Uhr

Der Rohbau soll bereits im April fertig sein. Im ersten Quartal 2009 soll das Ärztehaus neben dem Klinikum in Betrieb gehen. Das darin integrierte Medizinische Versorgungszentrum stößt bei niedergelassenen Ärzten auf Kritik. - Foto: Herbert

Ingolstadt/Gaimersheim (DK) Ex-Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer hat sich gegenüber Ärzten aus der Region klar gegen kommunal geführte Medizinische Versorgungszentren (MVZ) ausgesprochen.

Dr. Michael Angermann, Sprecher der "Initiative der freiberuflichen Ärzte gegen klinikgeführte MVZ", sprach gestern gegenüber dem DONAUKURIER von einem "sehr offenen, freundlichen und positiven" Gespräch mit Seehofer. Eigentlich hatten die Mediziner am Rande einer Wahlveranstaltung in Gaimersheim eine spontane Demonstration gegen das in Ingolstadt direkt neben dem Klinikum entstehende MVZ organisieren wollen. Seehofer, der das Thema aus dem Wahlkampf und der bevorstehenden Stichwahl in Gaimersheim heraushalten wollte, hatte angeboten, den Ärzten hinter verschlossenen Türen Gelegenheit zu geben, ihr Anliegen vorzubringen. Eine Stunde lang verhandelte er am Samstag mit rund zehn niedergelassenen Medizinern aus Ingolstadt und der Region. Auch die Ärzte aus Gaimersheim, wo der Chirurg Angermann eine Praxis betreibt, waren dabei zahlreich vertreten.

Die klare Position des ehemaligen Gesundheits- und jetzigen Verbraucherschutzministers Seehofer zum Thema MVZ und zur allgemeinen Situation der Ärzte hat die Mediziner angenehm überrascht: Medizinische Versorgungszentren seien gewollt, wenn sich Ärzte untereinander zusammenschließen. Sie stellten aber eine Gefahr dar, wenn sie in der Region vom Klinikum Ingolstadt vorangetrieben würden und zur Monopolisierung beitrügen. Durch die Konstellation Stadt-Klinikum-MVZ sei die niedergelassene Ärzteschaft nicht mehr konkurrenzfähig, habe Seehofer erkannt. "Das ist ein Kampf mit ungleichen Schwertern", formuliert es Angermann.

Auch Arzthelferinnen, die sich in ihrer Existenz bedroht sehen, haben sich – ähnlich wie die Therapeuten der Region – mittlerweile zu einer Gruppe zusammengetan. Auch sie stehen dem MVZ kritisch gegenüber. Das Medizinische Versorgungszentrum entsteht in einem Teil des für 26 Millionen Euro errichteten Ärztehauses neben dem Klinikum. Es soll im ersten Quartal 2009 eröffnet werden. Träger ist die MVZ GmbH, eine Tochter der Klinikum GmbH. Gegenwärtig hat die MVZ GmbH Verträge mit sechs Ärzten, zwei weitere Praxen sollen dazu kommen. Die im MVZ tätigen Mediziner haben ihre Praxis-Zulassung verkauft und arbeiten als Angestellte der MVZ GmbH. Sie verdienen dabei, ist zu hören, deutlich mehr als etwa ein Oberarzt am Klinikum.