Referendar ein Mobbingopfer?

04.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:10 Uhr

Ingolstadt (rl) Es ist das Stadtgespräch in Ingolstadt: Was hat den bei Schülern und Lehrern so beliebten Referendar in der vergangenen Woche bewogen, so auszurasten?

Der 40-Jährige hatte nach einer schlechten Beurteilung ein Blutbad gegen die Verantwortlichen seiner Kemptener Stammschule angekündigt. Sein Rechtsanwalt Rainer M. Rehm hat Haftbeschwerde eingelegt. "Das Amtsgericht hat die Akten angefordert", bestätigte Oberstaatsanwalt Wolfram Herrle. Der angehende Lehrer sitzt weiter in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hält an ihrer Entscheidung fest. "Wir finden es angemessen", so der stellvertretende Behördenleiter Herrle. Der Rechtsbeistand des Inhaftierten, der gestern telefonisch nicht zu erreichen war, scheint da anderer Meinung zu sein. Eine Münchener Zeitung zitierte den Anwalt damit, dass sein Mandant "in die Nähe eines Terroristen gerückt" werde.

Gestern wurden Mobbingvorwürfe gegen die Stammschule des 40-Jährigen laut, das Allgäu-Gymnasium in Kempten. Das Kultusministerium wollte sich dazu mit Hinblick auf das laufende Ermittlungsverfahren nicht äußern.

Die Sozialtherapeutin Ursula Bothen, die in Lothringen Mobbingberatung betreibt und ein entsprechendes Forum im Internet hat, sagte gestern dem DONAUKURIER, dass der angehende Lehrer bereits im vergangenen Jahr bei ihr Hilfe gegen Mobbing gesucht hätte. Der Mann habe sich wegen seiner Herkunft – er ist deutscher Staatsangehöriger, hat aber seine Wurzeln in Marokko – gemobbt gefühlt.

"Er ist ein ganz edler Mensch", findet Heike Flamm aus Niedersachsen, eine Bekannte des Beschuldigten, die sich gestern bei unserer Zeitung meldete. Sie behauptet: "Das ist Mobbing, ein zielgerichtetes Vorgehen."

Der Referendar ist Quereinsteiger. Er sollte als Lehrer in Physik und Mathe eingesetzt werden. Ein Lehramtsstudium hat er nicht. Das Diplom in seinem eigentlichen, naturwissenschaftlichen Beruf hat er mit einer Eins gemacht. Die Schüler in Kempten, so Flamm, hätten ihn so geschätzt, dass sie ihm einen Essensgutschein im Parkhotel in Kempten schenken wollten – ein Geschenk, das er natürlich nicht angenommen habe. Auch in Ingolstadt war der Referendar sehr beliebt, wie Schulleiter Reinhard Kammermayer sagte.