Zum
Vom Berg zum Büffel

Frisch vom Wochenmarkt: Munir Nadarevic betreibt dort seit über 20 Jahren einen Käsewagen

11.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:37 Uhr

Gilt als Stimmungskanone unter den Marktbeschickern: Munir Nadarevic hat für seine Kunden stets einen lustigen oder freundlichen Spruch auf den Lippen. Für sie hat er auch ein Rezept für Käse-Pljeskavica entworfen, das in dem Buch „Ingolstadt Marktfrisch!“ abgedruckt ist - Foto: Brandl

Zum Käse kam er durch Zufall: Munir Nadarevic macht aber keinen Hehl daraus, dass die herzhafte Spezialität mittlerweile zu seinem beruflichen Lebensinhalt geworden ist. Der zweifache Familienvater betreibt seit 21 Jahren einen Käsewagen auf dem Ingolstädter Wochenmarkt.

Ein Familienbetrieb. Bis zu 200 Sorten führt er. „Bergkäse ist derzeit sehr gefragt“, verrät er. Alleine davon kann er zehn Sorten anbieten. Im Sommer dagegen werde gerne Büffelmozzarella verzehrt. Nadarevic empfiehlt auch einen alten Comte, der zurzeit in der Auslage ruht. „24 Monate gereift – eine Rarität!“

Eigentlich hat Munir Nadarevic in Bosnien Volkswirtschaft studiert. „Bis der Krieg begann“, erzählt er. Da folgte er seinen Eltern nach Deutschland, die sich dort als Gastarbeiter niedergelassen hatten. „Mein Vater hat Käse für einen Großhändler ausgefahren.“ So stieg auch der Sohn ins Käsegeschäft ein.

Ein Kunde kommt an den Wagen. Frischkäse wird verlangt. „Der hat so gut geschmeckt.“ Nadarevic muss den Mann auf Samstag vertrösten. Zu beliebt scheint der Käse zu sein. Der Kunde entscheidet sich schließlich für Schafskäse. Und schon holt Nadarevic gekonnt mit dem Käsemesser aus, trifft die gewünschte Menge fast aufs Gramm genau. „Was macht 1860“ Ein bisschen Small Talk über die Vorlieben der Kundschaft gehört dazu, während der Käse ins Papier gewickelt wird.

„Der Wochenmarkt ist mein Ein und Alles“, schwärmt Nadarevic, der als Stimmungskanone unter den Beschickern gilt. Immer gut gelaunt und mit einem lustigen Spruch auf den Lippen. „Käse verkaufen ist mein Traumberuf, den ich bis zur Rente ausüben möchte.“

Und dann philosophiert er über das Sein oder Nichtsein von Märkten: „Der Wochenmarkt ist eine Welt für sich.“ Ein Treffpunkt zum Reden, wo es menschelt und Glück und Enttäuschung aufeinandertreffen. „Städte ohne Markt sind tote Städte“, sagt er. Und nur dieses eine Mal macht Nadarevic an diesem Vormittag ein nachdenkliches Gesicht. Auf fünf Märkten in der Region bietet er die Woche über seine Spezialitäten an. Den Ingolstädter Wochenmarkt hält er aber für einen der besten.

Für seine Kunden und alle, die es werden wollen, hat Nadarevic ein Käserezept kreiert. „Das Rezept ist bosnisch und wird eigentlich mit Fleisch zubereitet. Wir haben es umkomponiert.“ Zu finden ist es mit anderen Kochrezepten von Beschickern in dem Buch „Ingolstadt Marktfrisch!“, das bei Thalia in der Ludwigstraße erhältlich ist.