Westenhausen
"Wir wollen mit am Runden Tisch sitzen"

Nicht nur Westenhausener Landwirte eint die Sorge wegen der PFC-Belastung des Grundwassers

19.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr
Gut besuchte Auftaktveranstaltung: Auch Bürgermeister Herbert Nerb (rechts vorne) war gekommen, als eine Interessengemeinschaft gegründet wurde. −Foto: Lamprecht

Westenhausen (DK) Wegen der PFC-Belastung hat sich in Westenhausen Anfang dieser Woche eine Interessengemeinschaft gegründet. Sie will die Rechte der Eigentümer und Bewirtschafter landwirtschaftlicher Flächen wahren.

"Wir sind nicht nur einer oder zwei. Wir sind viele und wir wollen nicht nur Infos bekommen, sondern mit am runden Tisch sitzen und mit entscheiden." Das ist die Botschaft, die die Landwirte und Grundbesitzer an den Bund senden wollen. Am Ende der Versammlung schlossen sich gut 50 Anwesende zusammen, es wurde auch ein Vorstand gewählt.

Viel wurde an diesem Abend geredet, erklärt und diskutiert. Über 60 Menschen aus Westenhausen und Umgebung, Landwirte oder auch nicht, waren ins Feuerwehrhaus gekommen. Dazu Vertreter des Bayerischen Bauernverbandes, ein Rechtsanwalt und Manchings Bürgermeister Herbert Nerb.

Sie einte die Sorge um die Böden, das Grundwasser und, vor allem die Landwirte, auch ihre Existenz. Denn, sagte einer der Anwesenden, "wenn das Wasser belastet ist, sind es die Erzeugnisse auch. Und wenn ich das nicht absetzten kann oder haften muss für die Folgen, dann hab ich ein Problem."

Welche Folgen genau die Belastung des Grundwassers mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) hat, wie ausgeprägt sie ist und wie weit sie sich im Bereich um den Flugplatz in Manching inzwischen ausgedehnt hat und noch ausdehnen wird, ist indes noch unklar. Es gebe keine Grenzwerte und man wisse letztlich auch nicht, wie hoch der Schaden für Landwirte und Anwohner werden könnte oder wie gefährlich die Stoffe tatsächlich seien. Sicher ist aber, das brachte Jurist Johannes Daseking aus München auf den Punkt: "PFC enthält Plastik. Es wird praktisch nicht abgebaut und steht im Verdacht krebserregend zu sein."

Genau das, erklärte er weiter, sei auch der Grund, "warum es jetzt nicht um einzelne Flächen geht, sondern darum, das Übel an der Wurzel zu packen und dem Bund als Verantwortlichem ein Sanierungskonzept aufzuzwingen". Das allerdings, da waren sich die Anwesenden schnell einig, könne nur gemeinsam gelingen: "Wir haben einen mächtigen Gegner, aber der darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen", befand Erika Meyer, Geschäftsführerin des Bayerischen Bauernverband, Geschäftsstelle Ingolstadt - Neuburg - Pfaffenhofen. Dem stimmte auch Bürgermeister Nerb zu, der darauf verwies, dass die Marktgemeinde wie auch er persönlich klar hinter der Gründung stehen: "Gemeinsam kann man etwas bewegen!" Das sahen ganz offensichtlich auch die Anwesenden so, denn am Ende, nachdem der Entwurf der Satzung verlesen, die Formalien erklärt und die ein oder andere Diskussion geführt war, traten nahezu alle Anwesenden der neu gegründeten Interessengemeinschaft bei. Klares Ziel: Die Interessen der Landwirtschaft zu waren, eine Verjährungsverzichtserklärung zu erwirken und "den Bund festzunageln".

Gemeinde will die Kosten tragen

Westenhausen (las) Vieles von dem, was die PFC-Belastung im Grundwasser in Westenhausen und Umgebung möglicherweise bewirken könnte, ist noch völlig unklar. Der Begriff selbst ist für viele kaum greifbar. Die Folgen, selbst für Experten, in weiten Teilen noch unklar.

Andere Aspekte der Belastung jedoch sind vor allem für die ansässigen Landwirte, so klagten sie im Rahmen der Versammlung zur Gründung einer Interessengruppe Anfang der Woche in Westenhausen, schon jetzt teils folgenschwer. Einer der wichtigsten: Einige der Brunnen, die im Sommer zur Bewässerung gebraucht werden, sind belastet und dürfen deshalb nicht mehr genutzt werden.

"Wir müssen eine Lösung für die Bewässerung im Sommer finden", erklärte Manchings Bürgermeister Herbert Nerb, "und ich möchte gerne, dass wir im Gemeinderat den Beschluss fassen, dass wir als Gemeinde die Kosten tragen."

Zeitgleich zu den Entwicklungen in den zurückliegenden Monaten habe er sich auch über die Möglichkeit einer Sammelklage durch die Gemeinde Manching informiert: "Sie besteht definitiv nicht. Deshalb bin ich auch sehr für die Gründung von Interessengemeinschaften."

Ein weiterer Punkt, den Nerb ansprach, war der Zusammenhang von PFC und einem möglichen Flutpolder Großmehring: Es habe geheißen, durch den Polder dürfe niemand schlechter gestellt werden. Wenn nun das Grundwasser und die Böden belastet seien, könne man aber von einer Schlechterstellung ausgehen. Auf den Punkt brachte das ein Zwischenruf aus den Reihen der Zuhörer: "Wenn jemand den Polder verhindern kann, dann das PFC."