Wettstetten
Gemeindebauten im Blickpunkt

Bayerischer Landesverein für Heimatpflege führte durch die neue Ortsmitte von Wettstetten

29.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr

Fast wie eine touristische Sehenswürdigkeit wurde das architektonische Dreigestirn aus Rathaus, Saalgebäude und Tagespflege in der Ortsmitte von Wettstetten von den Teilnehmern der Führung in Augenschein genommen - Foto: Brandl

Wettstetten (DK) Die neue Ortsmitte von Wettstetten ist gut zwei Jahre nach ihrer Fertigstellung wegen ihrer modernen Gestaltung und dennoch klassischen Verankerung im Ortskern zu einem architektonischen Anziehungspunkt für Baufachleute und Städteplaner geworden.

Gewürdigt wurde das 2012 fertig gestellte Gemeindezentrum aus Rathaus, Saalgebäude und Tagespflege bereits mit Auszeichnungen und Preisen an die Architekten und die Gemeinde, darunter eine Dekoration des Deutschen Städtepreises. Hinzu kommen zahlreiche Anfragen nach Führungen, darunter im vergangenen Jahr von Studenten der Technischen Hochschule Regensburg.

Zur jüngsten Begehung lud der Bayerische Landesverein für Heimatpflege unter dem Motto „schauen, erleben, begreifen“ ein. Gut zwei Dutzend Interessierte und Fachleute – darunter junge Bauplaner aus dem Landkreis Eichstätt – folgten den Ausführungen des verantwortlichen Architekten Sebastian Dellinger aus Greifenberg bei einem Rundgang durch die Gebäude und über den Platz.

Das Interesse an der Bauweise, den verwendeten Materialien und an der Entstehung des Gesamtkonzepts war groß, die Gäste waren voll des Lobes für das Ensemble. Kein Wunder also, dass auch die Frage auftauchte, wie die Gemeinde es geschafft habe, das Gesamtprojekt finanziell zu stemmen. Bürgermeister Gerd Risch, der auch an der Führung teilnahm, führte dies auf die sparsame Gemeindepolitik in den vergangenen Legislaturperioden unter dem damaligen Bürgermeister Hans Mödl zurück.

Zur Erinnerung: Die rund 6,4 Millionen Euro teure Baumaßnahme, die ohne Fremdkapital realisiert wurde, war laut Mödl eine „unaufschiebbare Notwendigkeit“. Die Verwaltung benötigte zeitgemäße und ausreichende Räumlichkeiten, sei doch der Ort seit dem zweiten Weltkrieg von 800 auf rund 5000 Einwohner gewachsen. Dem konnte das einst umfunktionierte alte Schulhaus in der Dorfmitte nicht mehr gerecht werden. Der Standort sollte jedoch beibehalten werden, ebenso wie der „Dreiklang“ Gotteshaus-Rathaus-Wirtshaus. Die dafür benötigten Grundstücke konnten angekauft werden. „Die zweite wichtige Frage war, welche Funktion und Nutzung für die neue Ortsmitte bestimmend sein sollte“, so Mödl in einem Beitrag des Begleitheftes vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege. Nach einer zweitägigen Klausur entschied sich der Gemeinderat einstimmig für die Kombination aus Rathaus, Saalgebäude und Tagespflege sowie Kinderkrippe. Zielsetzung des Architektenwettbewerbs sei es außerdem gewesen, die Grundzüge der hier beheimateten Jura-Bauweise in moderner Form aufzunehmen.

Die Gemeinde wollte laut Dellinger mit dem Bauprojekt außerdem dem Aussterben des Ortskerns vorbeugen und ihn stattdessen stärken. „Zudem erwartete man sich einen Beitrag zum Thema Neues Bauen im Bestand und eine Auseinandersetzung mit der tradierten Hauslandschaft“, schreibt er im Begleitheft. Die drei feststehenden Baukörper orientieren sich in ihrer Formensprache, Kubatur und Materialität der Fassaden mit geschlämmtem Ziegelmauerwerk daher an der historischen Bauweise der Altmühlregion. Es sei, so Dellinger, eine Ortsmitte entstanden, in der sich jeder Bürger finden kann.