Wer
Staubige Büsten und alte Kisten

Der Donauturm des Neuen Schlosses dient als Lager – trotz des tollen Ausblicks

22.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:01 Uhr

Fund im Turm: Konservator Daniel Hohrath hat im Donauturm eine Bronzebüste entdeckt, die er im Armeemuseum ausstellen will. Der Turm im Neuen Schloss bietet eine eindrucksvolle Sicht auf Ingolstadt, wird aber bisher nur als Lager genutzt. - Foto: Strisch

Wer den Donauturm des Neuen Schlosses von innen sehen will, muss fit sein: Eine lange Wendeltreppe führt hinauf in den sechsten und letzten Stock des Turms. In Etage fünf verwehrt ein Absperrseil Unbefugten den Zutritt. Oben angekommen, erwartet den Besucher eine beeindruckende Aussicht: Die Fenster zeigen einen weitläufigen Panoramablick über ganz Ingolstadt.

Münster, Kreuztor, Reduit Tilly, Fachhochschule – alles ist zu sehen.

„Hier ist es noch schöner, wenn die Sonne richtig scheint“, meint der Museumsleiter Ansgar Reiß. Er sei an den letzten schönen Herbststagen extra die vielen Stufen heraufgestiegen, um die Aussicht zu genießen. „Es ist wirklich schade, dass wir diesen Raum nicht für das Museum nutzen können“, findet er. Das liegt daran, dass es dort oben keinen Fluchtweg gibt. „Der einzige Weg raus führt über die Wendeltreppe. Und die Feuerwehr kann hier nicht einfach eine Leiter anbringen, dafür ist der Raum zu hoch.“

Da er nicht als Ausstellungsort dienen kann, benutzt das Museum den Turm als Lager. Hier finden sich verblichene Hutschachteln, altdeutsch beschriftete Behälter für Zinnfiguren und staubige Büsten von Hindenburg oder Bismarck. „Eigentlich müssten wir für diese Dinge einmal Platz in der Ausstellung schaffen“, sagt Daniel Hohrath, ein Konservator des Armeemuseums. Reiß und Hohrath wissen selbst nicht genau, welche Schätze im Donauturm lagern. Als sie eine gut erhaltene Bronzebüste des Wittelsbacher Prinzen Karl entdecken, beschließen sie spontan, dass sie unbedingt in die Dauerausstellung gehört.

Auch wenn das Schloss mitsamt Türmen schon im 15. Jahrhundert erbaut wurde – die letzte Etage des Donauturms ist viel jünger: „Den sechsten Stock hat ein Feuer im 19. Jahrhundert zerstört“, erklärt Reiß. Währende der Sanierung des Hauptgebäudes in den 1960er Jahren, wurden die Türme anhand eines Modells rekonstruiert. „Als 1972 das Armeemuseum ins Schloss kam, erkannte man schon die problematische Lage im obersten Stockwerk“, erzählt der Museumsleiter. Die Besucher hätten zu vielen Treppen steigen müssen. Daher beschlossen die Verantwortlichen, daraus einen Aufbewahrungsort zu machen.

Heute enthält der Raum nicht nur alte Objekte des 19. Jahrhunderts – sondern auch Hochtechnologie: „Hier ist eine Webcam der Fachhochschule installiert. Sie dokumentiert den Fortschritt der Campus-Erweiterung für das Internet“, berichtet der Museumsleiter.

Vielleicht wird der sechste Stock irgendwann einmal für mehr genutzt als ein simples Lager. „Schließlich kann man Kirchtürme auch besichtigen“, meint Reiß. Bisher gebe es jedoch keine konkreten Pläne.