Ingolstadt
Nur der Notdienst kommt ins Audi-Werk

Beim heutigen Warnstreik kümmern sich ein paar Hundert Mitarbeiter um die Anlagen - während über 30 000 streiken

01.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:52 Uhr

Ingolstadt (DK) Mit mehr als 30 000 Beteiligten rechnet die IG Metall beim 24-stündigen Warnstreik am Freitag vor dem Audi-Werk.

Die Bänder im Audi-Werk werden den ganzen Tag über stillstehen. Das bedeutet den Ausfall einer ganzen Tagesproduktion, also zwischen 2300 und 2400 Fahrzeugen, wie aus dem Umfeld des Konzerns zu hören ist. Dazu kommen etwa 800 Fahrzeuge, die in Neckarsulm produziert würden. Auch dort wird am Freitag nicht gearbeitet.

Im Ingolstädter Werk kümmert sich ein Notdienst, der mehrere Hundert Mitarbeiter umfasst, um die Anlagen, die nicht einfach komplett runtergefahren werden können, weil sie sonst Schaden nehmen könnten. Mit Sonderausweisen dürfen diese Mitarbeiter ins Werk, das ansonsten völlig abgeriegelt sein dürfte. Auch die IG Metall hat ein großes Interesse daran, dass nach dem Warnstreik wieder normal weitergearbeitet werden kann.

Offiziell erfährt man von Audi nichts. Die Presseabteilung verweist auf die Tarifparteien. Die Besonderheit des Warnstreiks ist aber allen bewusst. Ein Mitarbeiter zeigt sich beeindruckt. Er sei schon seit Ende der 80er-Jahre im Konzern und betont, so etwas noch nicht miterlebt zu haben: "So einen Streik, das gab es bisher nicht."

Dass Tausende zu den Schichtwechseln zum Werk und dann wieder wegfahren, ist man in der Stadt natürlich gewohnt. Trotzdem ist auch die Polizei für den Warnstreik, zu dem ja auch weitere IG-Metall-Mitglieder erwartet werden, auf alles vorbereitet. "Wir werden vor Ort sein und es im Auge behalten", sagt Franz Bäumler, Verkehrssachbearbeiter bei der Polizeiinspektion. Ab 5 Uhr morgens werden Polizeistreifen vor allem auf der Ettinger Straße sowie auf den Straßen der Ettinger Ortsumgehung, über die von Richtung Norden die Arbeiter zum Werk fahren, unterwegs sein. "Es geht darum, dass die Streikenden nicht auf den Hauptstraßen stehen und den Verkehr behindern", erklärt Bäumler. So ein Warnstreik ist auch für die Polizei etwas Neues. "So was haben wir noch nicht gehabt", sagt Bäumler. Man lasse sich überraschen.

In sozialen Netzwerken wird der Warnstreik im Vorfeld auch von etlichen kritischen Stimmen begleitet, die wenig Verständnis für die Forderungen der IG Metall haben."Die Audianer sollten 50 Prozent weniger Lohn bekommen. So schaut's aus!", lautet ein Kommentar. Denn "jeder, der draußen arbeitet, kann mehr und verdient weniger, aber die Audianer meinen, sie sind die Größten." Andere sehen die Geringverdiener im Abseits: "Schade ist, dass die ,Kleinen' wieder darunter leiden, die Zeit- und Leiharbeiter."